Ein Eigentor der Anstalt

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Kaum hatten wir uns von den verbalen und nonverbalen Gewalttaten des ORF-Edel-Rappers Sido wider einen anderen Edelknaben der ORF-Generaldirektion erholt, muss letzterer den nächsten Tiefschlag einstecken: Dominic Heinzl, der um - kolportiertes - teures Geld erst 2010 vom privaten ATV zum öffentlich-rechtlichen Unterhaltungssender gehievt worden war (noch dazu von Alexander Wrabetz höchstpersönlich) und sein verzichtbares Programm "Chili“ müssen sich vom ORF-Vorabend verabschieden.

Das Aus ist keineswegs auf mieselsüchtige TV-Kritiker wie unsereinem, die an dem Format nie ein gutes Haar fanden, zurückzuführen. Sondern Dominic Heinzl brachte das Kunststück zuwege, trotz vermuteter Gefälligkeit und Massentauglichkeit inferiore Quoten einzufahren. Auch als Feind des Quotenfetischismus stellen wir klar: Das einzige Argument für die Heinzl’sche Society-Schmonzette wäre dessen rauschender Zuspruch durchs p.t. Publikum gewesen. Doch da dieser ausblieb, dürfen wir mit Genugtuung registrieren, dass "Chili“, wie wir es leider kennen, bald Geschichte sein wird.

Die Nicht-Leistung von Heinzl stellt auch ein Eigentor des ORF dar. Denn ein Society-Format hatte die Anstalt ja längst - die auch nicht unumstrittenen "Seitenblicke“, die jüngst den 25. Geburtstag feierten, schaffen es jedenfalls, das ORF 2-Publikum bei der Stange zu halten. Man konnte schon 2010 hören, dass "Chili“ als vom ORF selbst betriebene Konkurrenzierung des hauseigenen Society-Formats empfunden wurde. Der Generaldirektor, der die Aufnahme Heinzls in den Schoß des ORF berieben hat, muss sich den Vorwurf gefallen lassen, hier einiges in den Sand gesetzt zu haben: ein erkleckliches Budget. Einen verschleuderten Termin am Vorabend. Und nicht zuletzt Reputation des ORF: Man redet in der Chefetage des Küniglbergs gern vom Public Value. Wir hoffen, dass man "Chili“ nie zu dieser Kategorie gezählt hat.

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