Seit zwei Monaten beglückt uns der neue ORF-Star Dominic Heinzl in Chili zur Primetime mit Society-Gschichterln. Seit Montag wieder – dem Ende von Olympia sei Dank – am ORF 1-Sendeplatz der Zeit im Bild 1, die ja bekanntlich seit der letzten Programm-„Reform“ nicht mehr auf beide TV-Kanäle der öffentlich-rechtlichen Anstalt durchgeschaltet wird. 180.000 gaben an besagtem Montag dem scharfen Dominic die Zuschau-Ehre. 1,15 Millionen waren zeitgleich auf ORF 2 bei der ZIB dabei.
Gott sei Dank spricht das Publikum um 19.30 Uhr also eine klare Sprache, könnten wir uns befriedigt zurücklehnen: Österreich sieht zu dieser Zeit öffentlich-rechtliche Nachrichten. Und jedenfalls nicht Chili.
Doch wenn uns die Promotion für die Heinzl-Sendungen in den Sinn kommt, so steigen uns doch Grausbirnen auf. Erst recht, wenn wir ZIB 1-Seher uns – wie letzten Montag – uns auf ORF 1 verirren: Einmal mehr entpuppte sich das nach nur zwei Monaten alt aussehende neue Society-Format als PR-Agentur für Niki Lauda. Wir durften den Airliner ins Fitness-Studio begleiten und Dominic Heinzl, die neue Frohnatur des Küniglbergs, drohte an, dem Alt-Rennfahrer und Neo-Zwillingsvater demnächst weiter beim Schwitzen zuschauen zu wollen.
Zu allem Überfluss hatte auch Michael Jeannée seinen ersten Auftritt als Chili-„Gastkommentator“: Der journalistische Feingeist von der Krone las vom Teleprompter die poetisch angehauchte Absage an Richard Lugner ab. Der umtriebigste Baumeister im Lande soll in Chili fürderhin nicht mehr vorkommen: Er ist dem Heinzl-Männchen irgendwie zu peinlich geworden.
Was dies – wie gesagt zur Prime Time – mit Public Value, öffentlich-rechtlichem Mehrwert zu tun hat? Nichts.
Dafür, so heißt es, muss das ZIB 2-Team weiterhin bangen, ob seine Sendung auf 3sat noch um 22 Uhr oder nicht erst 40 Minuten später als Aufzeichnung ausgestrahlt wird. Versteht da jemand die Prioritäten der ORF-Führung?
