Ritterschlag für den Society-König

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Für den orientierungslosen ORF war es eine Art Verzweiflungstat, für Dominic Heinzl Ritterschlag und Genugtuung zugleich: Seit Wochenbeginn moderiert der ewig junge Blondschopf ein neues Society-Magazin namens Chili auf ORF1. Lassen wir die Frage einmal beiseite, ob Klatsch und Tratsch über Prominente zur besten Sendezeit – parallel zur ZiB – zu den Aufgaben eines öffentlich-rechtlichen Senders gehören: Mit Dominic Heinzl jedenfalls holte der ORF einen der Besten Österreichs auf diesem Gebiet ins Boot; noch dazu von der direkten, privaten Konkurrenz. Seine Frisur spottet zwar jeder Beschreibung, doch in den letzten drei Jahren wurde Heinzl jeweils als „Journalist des Jahres“ in der Kategorie Unterhaltung ausgezeichnet. 2008 erhielt er den österreichischen Fernsehpreis „Romy“ für die beste Sendung, im Vorjahr eine „Romy“ als beliebtester Moderator.

Heinzl ist für seine Respektlosigkeit und Frechheit bekannt und gefürchtet. Wenn sich Promis eine Blöße geben, dann fällt das in seinen Sendungen nicht dem Schnitt zum Opfer, sondern geht gnadenlos auf Sendung. Erbarmungslos führt er vor allem jene vor, die sich penetrant ins Scheinwerferlicht drängen. Dabei genügt es oft, den Betroffenen ein Mikrofon vor den Mund zu halten und scheinbar harmlose Fragen zu stellen. So geschehen mit dem unvermeidlichen Richard Lugner (77) und seiner neuesten Flamme („Katzi“, 21) in der zweiten Ausgabe von Chili am Dienstag. Bereits legendär ist jenes Heinzl-Interview vom August vorigen Jahres, bei dem FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache und Kärntens Landeshauptmann Gerhard Dörfler aneinander gerieten („In Wien würd’ i’ den Häupl wählen“). Heinzl steigt nicht nur den geistig Armen auf die Zehen: Bei Life-Ball-Organisator Gery Keszler war von Toleranz plötzlich nichts mehr zu bemerken, nachdem es Heinzl gewagt hatte, eine kritische Bemerkung Niki Laudas über den Event auf Sendung zu bringen.

Vom ORF zu ATV und wieder zurück

Der heute 45-Jährige wurde im niederösterreichischen Hollabrunn geboren, wo er auch vier Jahre lang das Knabenseminar besuchte. Heinzls Karriere begann nach der Matura beim ORF-Radio. Er gestaltete und moderierte die Sendungen Treffpunkt Ö3, Ö3 dabei und Small Talk. Im Fernsehen präsentierte er das Jugendmagazin X-Large (gemeinsam mit Arabella Kiesbauer) und (als Nachfolger von Udo Huber) die Hitparaden-Sendung Die großen 10. 1996 verließ Heinzl den ORF im Unfrieden und wechselte zu Österreichs erstem Privat-TV-Sender W1, aus dem später ATV hervorging. Dort gestaltete und moderierte er täglich das von der eigenen Firma produzierte Society-Magazin Hi Society. Nachdem Heinzls Vertrag bei ATV mit Ende 2009 auslief und nicht verlängert wurde, wechselte er mit Jahresbeginn zum ORF.

Dass er als Quoten-Hoffnungsträger dorthin zurückkehrte, wo seine Laufbahn begann und von wo er nach eigenen Angaben hinausgemobbt wurde, muss Heinzl mit Genugtuung erfüllt haben. Eine Usance des Privatfernsehens hat mit ihm Einzug im ORF gehalten: Unterbrecherwerbung. Vor Chili nämlich läuft die kurze, ebenso von Heinzl verantwortete Society-Sendung Backstage – aber weil es sich um zwei erkennbar verschiedene Formate handelt, darf der ORF einen Werbeblock dazwischen schalten …

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