Ein Fremder kommt ins Dorf

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Auf den ersten Bick scheint dieser neue "Lohengrin“ an der Wiener Staatsoper mit allen Traditionen zu brechen, sich geradezu als neues Stück zu präsentieren. Was haben auch Tracht und Wirtshausatmosphäre - in diesem rustikalen Ambiente (Wolfgang Gussmann) erzählt Regisseur Andreas Homoki die Geschichte - mit diesem ursprünglich in einer Aue im Antwerpen der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts, einer Burg, einem Brautgemach spielenden Wagner zu suchen? Sehr viel, wie es diese in einem Bergdorf des späten 19. oder angehenden 20. Jahrhunderts angesiedelte Deutung deutlich macht. Denn was anderes wird zur Debatte gestellt, als das Schicksal eines Fremden, der plötzlich in einer geschlossenen, für anderes, gar Neues nicht aufgeschlossenen Gesellschaft auftaucht und sie natürlich im Handumdrehen für sich gewinnen kann als er sich als strahlender Held zeigt? Dafür ist der gewählte Ort ideal. Vor allem, wenn man die einzelnen Personen so klar zu zeichnen und zu führen versteht, wie in dieser Inszenierung. Selbst wenn Homokis weiterer interpretatorischer Ansatz, Elsas Liebe zu Lohengrin gelte mehr dem strahlenden Helden als dem dahinter stehenden Menschen, nicht vollends sichtbar wird.

Musikalisch nur Durchschnitt

Abgesehen von Klaus Florian Vogts exzellentem Lohengrin kann der musikalische Teil mit dieser innovativ-perspektivischen Szene nicht Schritt halten. Günther Groissböcks Heinrich fehlte es an Kraft und Tiefe, Camilla Nylunds Elsa an Glanz. Wolfgang Koch gab einen ungeschlachten Telramund, Michaela Martens eine gleich unkultivierte Ortrud, Detlef Roth einen überforderten Heerrufer. Mikko Franck am Pult des klangschön musizierenden Orchesters gefiel sich zu sehr in epischen Tempi und lautstarken Akzenten.

(Walter Dobner)

Lohengrin - Wiener Staatsoper

25., 28. April

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