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Ein schöner Lohengrin

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Die gelungene Aufführung des „Lohengrin“ zeigt die Hand des Intendanten Wlasak, der Regie führte, aber auch ausgezeichnete Kräfte einzusetzen, ja zu gewinnen verstand und so einmal mehr die Grenzen, die einem Landestheater gesetzt scheinen, sprengte. Wlasak strebte keine mystische, aber auch keine psychologische Deutung der Handlung an, sondern suchte die schöne und effektvolle Stilisierung, die sich in seiner vielfach statischen Gestaltung zeigte: Wenig bewegt oder ruhig würdevoll schreitend “sollten die Chöre auftreten, wenig Dramatik lag im Spiel der Sänger.

Hier wären freilich auch Einwände möglich, denn so wird das Werk relativ stark gegliedert durch die dann plötzlich notwendigen Neugruppierungen der Personen. Die von Wagner intendierte realistische Theatra-lik seines Musikdramas wurde unterspielt. Auch waren die Bewegungen der Choristinnen häufig zu puppenhaft, ja geradezu komisch. In das Gesamtkonzept paßte das einfache und doch farblich sehr schöne Bühnenbild von Peter Mühler; nicht immer befriedigten die von den Bayreuther Festspielen stammenden Kostüme. Und dennoch: Im ganzen wurde die Inszenierung dem Musikdrama, das ja vom dramatischen Geschehen her nicht ganz problemlos ist, voll gerecht.

Vor allem aber befriedigten die außergewöhnlichen musikalischen Leistungen dieses Abends: Wilfried Badorek sang als Gast hier seinen ersten Lohengrin: ein geradezu idealer Wagnertenor, der mit strahlender Stimme, makelloser Phrasierung nicht nur von Anfang an überzeugte, sondern sich auch noch im letzten Akt zu steigern verstand. Ausgezeichnet war die Innsbrucker Sopranistin Linda Trotter als Elsa; gelöst und weiblich bezauberte sie durch den weichen Wohlklang ihrer schönen Stimme. Max Hechenleitner als dynamischer Telramund war sehr gut, auch Franz Nagl, der kurzfristig den König Heinrich übernommen hatte, wurde seiner Partie durchaus gerecht. Die in vielen anderen Rollen immer wieder bewährte Gertraud Eckert freilich war als Ortrud stimmlich in der Höhe offensichtlich überfordert. Auch die an sich gut geführten Chöre zeigten einige schwache Punkte.

Sehr gut hingegen war das Orchester. Scheinbar mühelos erschloß Musikdirektor Seipenbusch mit seinen Musikern alle Schönheiten und Möglichkeiten der Partitur. — Den lebhaften Beifall hatte dieser Lohengrin ehrlich verdient.

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