Er schuf die Festspiele, sie prägte eine ganze Epoche

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„Reinhardt“ und „Marilyn“ – eine deutschsprachige Erstaufführung und eine Tanz-Uraufführung am Salzburger Landestheater. Während bei „Reinhardt“ viele Fragen offenbleiben, überzeugt die qualitätsvolle Umsetzung bei „Marilyn“ das Publikum.

Er schuf die Salzburger Festspiele nach seinem Verständnis. Sie prägte eine Epoche und einen Stil: Max Reinhardt und Marilyn Monroe. „Reinhardt“, eine deutschsprachige Erstaufführung am Landestheater Salzburg, vom Briten Michael Frayn: Unentschieden und langweilig. Einer der Erfinder des Regietheaters, Max Reinhardt, wird reduziert auf den Regisseur, der sich unbedingt einbildet, vor dem Salzburger Dom den Hofmannsthal’schen „Jedermann“ zu inszenieren und deshalb den Fürsterzbischof (am erträglichsten: Volker Conradt) umgarnt, der ihm schließlich – was dieser nie getan hätte – mit „mein lieber Junge“ auf die Schulter klopft. Dazu als Garnierung die Eifersucht zwischen Reinhardts späterer zweiter Frau Helene Thimig (Ulrike Walther) und der Sekretärin Gusti Adler (Christina Einbock) sowie die Großmannssucht Reinhardts mit dem Kauf von Schloss Leopoldskron (liegt am gleichnamigen Weiher, nicht am „See“) und die großen Feste, die der Finanzverwalter „Käthchen“ Kommer (Gero Nievelstein) bis zum Bankrott zu organisieren hatte. Und ständig die Frage: War Reinhardt ein Hochstapler oder ein Schwachsinniger? Das Stück verweigert die Antwort: Reinhardt war ein besessener Theatermensch. Dem wollten Autor und Regisseur (Klaus Hemmerle) mit Passagen aus „Jedermann“ und ironisierenden Weiterführungen in Hofmannsthal’scher Diktion Tribut zollen. Heraus kommt maximal ein kleiner Tribut an wirkliche oder vermeintliche Zeitgeschichte.

Hätte Reinhardt über den Charme seines Darsteller Bernd Jeschek verfügt – nicht einen Handkuss hätte er den Damen auf Leopoldskron applizieren können.

Marilyn mal zwei

Ebenso tragisch wie Reinhardts Tod im amerikanischen Exil endet „Marilyn“, wieder eine Uraufführung des Ballettdirektors Peter Breuer, der mit Andreas Geier aus Baden-Baden einen neuen Dramaturgen gefunden hat. Dieser schildert die Zerrissenheit des Lebens der Monroe. Und um das tiefenpsychologisch glaubhaft zu machen, setzt Breuer zur Marilyn eine zweite Tänzerin, das Alter Ego Norma Jeane, ein. Die Szenen zeigen eine bemitleidenswerte Frau, die sich selbst mit Alkohol, Tabletten und Sex in den Abgrund treibt.

Die qualitätvolle Umsetzung dieser Vorlage ist in erster Linie Anna Yanchuk als Marilyn und Kristina Kantsel als Norma Jeane zu danken. Bei den Herren tanzte Josef Vesely den bei seiner Patientin erfolglosen Psychotherapeuten Greenson, von den Männern im Leben der Monroe bleibt auch der von der Musik (Franz-Josef Grümmer) her berührende Pas des deux Marilyns mit Arthur Miller (Marian Meszaros) in guter Erinnerung. Präsent und präzise wie die gesamte Kompanie. Hier wurde zu Recht gejubelt.

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