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Kasachische Naturkraft

Asa kehrt von seinem Militärdienst auf den Meeren der Welt in die kasachische Steppe zurück. Eine Schafherde und eine Jurte bekommt der junge Mann aber nur, wenn er auch eine Frau hat. So beginnt er hartnäckig um Tulpan zu werben, die weit und breit das einzige noch unverheiratete Mädchen ist. Diese schrecken aber Asas abstehende Ohren ab … Eindrücklich erzählt Sergey Dvortsevoy in seinem Spielfilmdebüt mit dokumentarischem Gestus vom halbnomadischen Leben in dieser abgeschiedenen Region und vom Vordringen der Moderne. In großartigen Totalen, bei denen etwa ein Drittel des Bildes die staubige Steppe und zwei Drittel der endlose Himmel einnehmen, vermittelt er ein seltenes Gefühl von Weite und macht gleichzeitig im stets pfeifenden Wind sowie in der Schilderung eines Sandsturms das raue Klima fast physisch erfahrbar. Bruchlos wird dabei die realistische Alltagsschilderung mit der fiktiven, von feinem Humor durchzogenen Liebesgeschichte verknüpft. Wie schon der mongolische Berlinale-Sieger „Tuyas Hochzeit“ ist auch „Tulpan“ ein einfacher Film, der aber gerade durch seine Einfachheit und Natürlichkeit eine unbändige Kraft entwickelt . (Walter Gasperi)

Tulpan

KAZ/RUS 2008. Regie: Sergey Dvortsevoy. Mit Askhat Kuchinchirekov, Tulepbergen Baisakalov, Samal Yeslyamova. Verleih: Polyfilm. 100 min .

Träumende Neunjährige

Lola (Meira Durand) ist neun, und wie viele Kinder in diesem Alter träumt sie – DSDS und Starmania sei Dank – von einer Karriere als Popstar. Noch wichtiger wäre es ihr aber, eine beste Freundin zu haben. Doch eine solche zu finden, ist nicht so einfach: In der Schule sitzt die aufdringliche Flo neben ihr, die penetrant nach Fisch stinkt. Auch mit der hübschen Annalisa läuft es nicht so glatt in Freundschaftsfragen. Lola weiß sich nicht mehr zu helfen und schickt ihren Wunsch per Luftballon gen Himmel. Kinderfilm-Regisseurin Franziska Buch hat mit „Hier kommt Lola!“ eine Geschichte aus der Kinderbuch-Reihe von Isabel Abedi verfilmt. In den Mütterrollen sind Julia Jentsch und Nora Tschirner zu sehen, die Auswahl der Kinderdarsteller ist stimmig. Mit viel Tempo und in bunten Bildern schildert der Film die Nöte einer Neunjährigen, mit all den dazugehörenden abenteuerlichen Turbulenzen. Nette Unterhaltung, wenngleich die Regisseurin die Vorlage ein wenig schwunglos umgesetzt hat. (Matthias Greuling)

Hier kommt Lola!

D 2009. Regie: Franziska Buch, Mit Meira Durand, Felina Czycykowski, Julia

Jentsch. Verleih: Constantin. 100 Min.

Befremdliche Massentauglichkeit

Das Unmögliche zu glauben, sei nur eine Sache der Übung, erklärt die weiße Königin Alice, sie selbst habe oft schon „vor dem Frühstück an sechs unmögliche Dinge geglaubt“. Regisseur Tim Burton erkor sich dies in seiner Adaption von Carrolls Klassiker zum Leitprinzip. Unmöglich aber scheint es, dem skurrilen Universum gerecht zu werden, das Carroll einst ersann, auch inspiriert durch Schullektionen, die Kinder auswendig lernen mussten, ohne sie zu verstehen, und die sie folglich in Paradoxa kehrten. Trotz bzw. wegen der schauwertigen Kombination aus Live-Action und 3D-Animations-Technik fällt das absurde Element der Kerngeschichte einer massentauglichen Inszenierung zum Opfer.

Alice (hier 20 Jahre alt, gespielt von Mia Wasiskowska) soll im viktorianischen England verlobt werden und flüchtet – erst in ein Erdloch und dann in einen fantastischen Traum, der ihr den Weg zu sich selbst zeigt. Begleitet vom eiligen Kaninchen, der Grinsekatze und dem Mad Hatter (grandios: Johnny Depp) führt sie ihren Siegeszug gegen die böse Herzkönigin (Helena Bonham Carter) – und gegen gesellschaftliche Normen. All das wirkt befremdlich routiniert. „Du hast dein Mehr-Sein verloren“ darf der Mad Hatter über Alice urteilen. Dies gilt hier auch für Burton. (Alexandra Zawia)

Alice im Wunderland (Alice in Wonderland)

USA 2010. Regie: Tim Burton. Mit Mia Wasiskowska, Johnny Depp, Anne Hathaway. Verleih: Disney. 108 min.

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