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Warum passiert das alles?

Florian Henckel von Donnersmarck, der für seinen Erstling "Das Leben der Anderen" den Auslands-Oscar bekam, ist in Hollywood angekommen: "The Tourist" erzählt von einem US-Touristen (Johnny Depp), der auf einem Europatrip eine geheimnisvolle Frau (Angelina Jolie) kennen lernt. Als sie nach einer gemeinsamen Nacht in Venedig spurlos verschwindet, findet sich der verdutzte Tourist zwischen den Fronten von Polizei und russischen Killern wieder. Die Romanze wird zu einem absurden Thriller. Jedoch: Der Genremix mag nicht so recht klappen, die Leinwandchemie zwischen Depp und Jolie auch nicht und der Film entpuppt sich als lasche Tourismuswerbung für Venedig. Das Ärgerlichste an "The Tourist" ist aber die unmotivierte Katz-und-Maus-Handlung: Da fragt Johnny Depp nach einiger Zeit: "Warum passiert das alles?" Ja, genau. Gute Frage. (Matthias Greuling)

The Tourist

USA/F 2010. Regie: Florian Henckel von Donnersmarck. Mit Angelina Jolie, Johnny Depp. Verleih: EMW 97 Min.

Lustvoll inszenierter Trash

In sieben Filmen von Robert Rodriguez hat sein Cousin Danny Trejo schon Nebenrollen gespielt, aber erst in "Machete" läuft der Schauspieler als wortkarger Kämpfer mit pockennarbigem Gesicht und tätowiertem Körper zur Hochform auf: Vor Jahren hat ein mexikanischer Drogenboss Machetes Familie ermordet, jetzt will der Berater eines rassistischen US-Senators den Ex-Cop reinlegen, muss aber bald feststellen, dass er sich mit dem Falschen angelegt hat. Denn Machete holt, unterstützt von zwei toughen Frauen, zu einem blutigen Rachefeldzug aus. Vom furiosen Beginn bis zum gewaltigen Showdown am Ende ist "Machete" purer, aber lustvoll inszenierter Trash: Auch medizinische Geräte werden als Waffe eingesetzt - Extremitäten werden abgetrennt, ein austretender Darm zum Abseilen verwendet etc. Auch die Abrechnung mit rassistischen und geldgierigen US-Politikern kommt bei dieser wilden Satire nicht zu kurz. (Walter Gasperi)

Machete

USA 2010. Regie: Robert Rodriguez. Mit Danny Trejo, Robert DeNiro, Jessica Alba. Verleih: Sony. 105 Min.

Müde Kopie von "Falcon Crest"

"Wie lange kann man sich zurückerinnern?" fragt die betagte Großindustrielle Elvira Senn (Françoise Fabian) einmal ihren Hausarzt. Unbehagen nagt an ihr, das sie später zu einer tragischen Tat veranlassen wird. Ihr vermeintlicher Ziehsohn und langdienender Haushälter der Familie, Konrad (Gérard Depardieu), kann sich jedenfalls nicht mehr daran erinnern, dass er die gute Stube der Senn'schen Sommerresidenz mit Hilfe von Brennspiritus wärmen wollte. Aber durch den einsetzenden Alzheimer weiß er immer besser, was vor Jahrzehnten passiert ist. Vom Brandherd flüchtend platzt er geradewegs in die Hochzeitsfeier von Elviras jüngstem Sohn Philippe mit Simone (Alexandra Maria Lara). Ein Auftritt, der nicht ohne Folgen bleibt, in jener "Small World"-Familie, in der sich das große Leben letztendlich abspielt. Es ist das erste Buch von Martin Suters sogenannter "neurologischer Trilogie", das Regisseur Bruno Chiche hier adaptiert, ihm aber thematisch nicht gerecht wird. Die Alzheimer-Erkrankung Konrads, ihre Behandlung, das Familiengeheimnis und ein Gesellschaftsporträt - exerziert an der außenstehenden Simone - bilden die Säulen der Vorlage. Chiche konzentriert sich bald nur auf den Kriminalanteil, was den Film letztlich zu einer Leinwand-Variante der Intriganten-Saga "Falcon Crest" macht. Nur ohne den Biss, ohne den Witz und ohne die Dramatik. (Alexandra Zawia)

Small World

F/D 2010 Regie: Bruno Chiche.

Mit Gérard Depardieu, Alexandra

Maria Lara. Verleih: Thimfilm. 93 Min.

Hochglanz-Fantasy

Es ist egal, worum es in "Narnia: Die Reise auf der Morgenröte" geht. Denn so seelenlos, wie Regisseur Michael Apted die dritte Verfilmung der Bestseller-Reihe nach C. S. Lewis anlegt, kümmert das seit jeher glimpfliche Schicksal von Lucy, Edmund und ihren Cousins kaum. Sie müssen ins Zauber-Königreich Narnia zurückkehren, weitere unplausible Ereignisse überstehen, die man im Marketing wohl Abenteuer nennt. Hochglanz-"Fantasy" aus der geistigen Dämmerung. (Alexandra Zawia)

Narnia: Die Reise auf der Morgenröte

GB 2010 - Regie: Michael Apted.

Mit Skandar Keynes, Ben Barnes, Tilda Swinton. Verleih: Centfox. 114 Min.

Jenseits des Kindlichen

Chaotische Spielzeugkisten ärgern einzig die Eltern. Wenn alles durcheinander purzelt, entstehen schließlich die besseren Geschichten: z. B. dass im Dorf überall Ziegel herum liegen, weil Cowboy und Indianer dem Pferd zum Geburtstag einen Grill bauen wollten, aus Versehen aber 50 Millionen Backsteine bestellt haben. Daraufhin haben die beiden Unruhestifter auch noch die "geniale" Idee, die Lieferung auf dem Haus drauf zu verstecken - das nachts mit Karacho zusammenbricht. Kaum ist der neue Unterschlupf hochgezogen, schon stibitzt ihn jemand. Damit auch der Polizist etwas zu tun hat, sperrt er den Bauern als Verdächtigen ein. Cowboy, Indianer und Pferd verfolgen unterdessen die wahren Diebe: die Fischwesen. Wie schon in der gleichnamigen TV-Serie leben Stéphane Aubier und Vincent Patar auch im abendfüllenden "Panik in der Pampa" Bau- und Zerstörungsfantasien jenseits des Kindlichen aus. Wer bereit ist, sich auf die herrlich übergeschnappten Situationen und die wuselnden, plappernden Figuren einzulassen, genießt den Tumult. Für den Rest ist er eher wie ein Nagelbrett. (Thomas Taborsky)

Panik in der Pampa - Der Film (Panique au Village)

B2009. Regie: Stéphane Aubier, Vincent Patar. Verleih: Polyfilm.

75 Min.

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