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Lakonischer Humor

Das Leben des Pfandleihers Clemente verläuft nach einer genauen Ordnung. Tag für Tag kommen die Leute zu ihm, um Geld zu borgen. Die Beträge trägt er sorgfältig in ein Buch ein und lässt sich dafür entsprechende Sicherheiten geben. Als plötzlich ein Baby in Clementes Wohnung abgelegt wird, bringt dies seine Routine gehörig durcheinander. Auch seine Nachbarin, die das Kind versorgen hilft, klopft nun an sein Leben an. Clemente kommt mit der neuen Situation schwer zurecht. Der wortkarge, steife Ordnungsmann ist alles andere als glücklich, doch eine sich anbahnende Gefühlswärme will er trotzdem nicht in sein Leben lassen. Das peruanische Regie-Brüderpaar Daniel und Diego Vega erzählt die Geschichte Clementes in ruhigen, unspektakulären, doch genau komponierten Bildern und mit lakonischem Humor. Als Nebenhandlung bauen sie die traditionell in Peru im Monat Oktober abgehaltene 24-stündige Prozession des "Gottes der Wunder“ ein. Einer Art Wunder bedarf es auch, dass Clemente erkennt, dass Geben nicht ausschließlich mit materieller Gegenleistung verbunden ist. (Ernst Pohn)

Im Oktober werden Wunder wahr (Octubre)

Peru 2010. Regie: Daniel & Diego Vega. Mit Bruno Odar, Gabriela Velás-

quez. Verleih: Waystone Film. 82 Min.

Am Ende triumphiert die Liebe

Erhellende Einblicke in ein von Marktgesetzen beherrschtes Gesundheitssystem und eine bezaubernde Anne Hathaway: Das sind die beiden Pluspunkte des Filmes "Love and other drugs“, der daran krankt, dass sich Regisseur Edward Zwick nicht zwischen Gesellschaftssatire, Sexkomödie und Krankheitsdrama entscheiden konnte. Der Pharmareferent Jamie (Jake Gyllenhaal) führt als Vertreter für Viagra ein lustiges Leben. In einer von ihm mit Potenzpillen versorgten Arztpraxis lernt er die unkonventionelle Künstlerin Maggie (Hathaway) kennen. Aus dem anfänglich rein fleischlichen Verhältnis zweier Individualisten entwickelt sich eine intensive Liebesbeziehung. Doch Maggie ist an Parkinson erkrankt und plötzlich wird Jamie mit der ernsten Seite der Medizin konfrontiert, wo es um andere Dinge geht als um Lifestyle-Medikamente wie Viagra oder diverse Stimmungsaufheller. Ein inhomogener Streifen, in dem am Ende die Liebe triumphiert. (Michael Kraßnitzer)

Love and other drugs

USA 2010. Regie: Edward Zwick. Mit Jake Gyllenhaal, Anne Hathaway.

Verleih: Centfox. 112 Min.

Christoph Waltz steht auf verlorenem Posten

Nach einer Radioserie in den 1930er-Jahren, Comic-Heften (1940-1993) und einer TV-Serie in den 60er-Jahren bringt nun Michel Gondry den Zeitungsverleger Britt Breid (Seth Rogan) in 3-D auf die Kinoleinwand. Mit seinem technisch versierten Gehilfen Kato bekämpft Breid, verkleidet als grüne Hornisse, Verbrecher, wird aber gleichzeitig selbst von der Polizei für einen Verbrecher gehalten.

Reich an Action, Explosionen und Verfolgungsjagden ist Gondrys Comic-Verfilmung, doch von der Verspieltheit und Fantasie, die die bisherigen Filme des Franzosen ("Vergiss mein nicht!“, "Science of Sleep“) auszeichneten, ist hier nichts mehr zu finden. Unentschlossen pendelt Gondry zwischen Superhelden-Parodie und echtem Actionfilm, neigt einerseits zu Comic-hafter Überzeichnung und thematisiert andererseits doch realistisch Verfilzung von Justiz, Verbrechen und Medien. Auf verlorenem Posten steht Christoph Waltz als Gangsterboss, weil der Krimihandlung der dramaturgische Aufbau fehlt, kaum mehr als optischer Aufputz bleibt Cameron Diaz, weil die Liebes- und Eifersuchtsgeschichte nie über Ansätze hinaus entwickelt wird. Mit einem in seiner Egozentrik und Arroganz ausgesprochen unsympathischen Protagonisten und dem daneben blass bleibenden Helfer Kato fehlt diesem lauten, aber hohlen Spektakel zudem eine Identifikationsfigur, mit der man mitfiebern könnte. (Walter Gasperi)

The Green Hornet

USA 2010. Regie: Michel Gondry.

Mit Christoph Waltz, Cameron Diaz,

Seth Rogen. Verleih: Sony. 107 Min.

Lebendes Denkmal

Davor war nichts und übrig ist wenig, aber für wenig mehr als die Dauer der achtziger Jahre lebte in Linz eine dynamische Jugend- und Musikszene auf. Die launigen Anekdoten und analytischen Rückblicke, die "Es muss was geben“ von den heute ungeschmälert als Lokalheroen geltenden Personen einsammelt, könnten das kaum klarer und direkter wiedergeben. Oliver Stangls und Christian Tods Dokumentarfilm ist ein Denkmal, das lebt und neue Fackelträger einer Jugendbewegung sucht. (Thomas Taborsky)

Es muss was geben

Ö 2010. Regie: Oliver Stangl, Christian

Tod. Verleih: Filmladen. 104 Min.

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