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Trivialfilm nach Trivialroman

Die Macher des „Wixxer“ wagen sich nun an „Jerry Cotton“, der bislang über eine Milliarde Heftchen verkauft hat. Eine „Action-Komödie“ sollte es werden, heraus kommt tiefster Klamauk. In dieser losen Aneinanderreihung mauer Gags fühlt man sich mitunter in eine Folge von „Tramitz & Friends“ versetzt. Die „Handlung“: Daryl Zanuck (Christiane Paul) wirft Cotton den Mord an seinem großen Rivalen Sammy Serrano (Moritz Bleibtreu) vor. Die eigenen Leute sind hinter ihm her, um so mehr gilt es, sich an die Fersen des Gangsters Klaus Schmidt (schwäbelnder Heino Ferch) und dessen Bande (dabei ist auch Mónica Cruz, die Schwester Penélopes) zu heften. Jerry Cotton (Christian Tramitz) ist jetzt ein New Yorker FBI-Agent. Seine Ausstattung: ein roter Jaguar E-Type, eine Smith & Wesson und sein neuer – vertrottelter – Partner Phil Decker (Christian Ulmen übt ein wenig im Fache des Bastian Pastewka). Zwar schwört das Team, dass es sich um keine Cotton-Parodie handelt, das Ergebnis ist aber regelrecht intelligenzvernichtend. Deutsches Kulturgut vom Privatfernsehen niedergebügelt? Muss nicht sein!

(Rudolf Preyer)

Jerry Cotton

D 2010. Regie: Cyrill Boss & Philipp Stennert. Mit Christian Tramitz, Christian Ulmen, Mónica Cruz. Verleih: Constantin. 100 Min.

Kinderfilm nach Kinderbuch

Zugegeben, der ganze Film wirkt ein wenig, als wäre er ein überlanges Rekrutierungsvideo des deutschen Fußballverbandes. Etwas Lust auf Fußball beim Nachwuchs schadet aber gar nicht: Der erste Kinofilm nach der erfolgreichen Kinderbuchserie „Teufelskicker“ dürfte für Buben und Mädchen gleichermaßen funktionieren und erzählt die Geschichte von Moritz, dessen Eltern sich gerade getrennt haben. Das ist schlimm, aber fast noch schlimmer ist, dass Moritz nun in eine andere Stadt ziehen muss und sich dort einen neuen Fußballverein suchen. Auf dem Pausenhof der neuen Schule findet er eine Handvoll schräger, aber motivierter Gleichgesinnter, und so gründet Moritz mit seinen neuen Freunden kurzerhand ein neues Team, die Teufelskicker. Benno Fürmann und Diana Amft spielen recht unverkrampft die Eltern in diesem etwas schematischen, aber überraschend lustigen Film, dem bei Erfolg wohl noch einige Teile folgen könnten. (Magdalena Miedl)

Teufelskicker

D 2010. Regie: Granz Henman. Mit Henry Horn, Diana Amft, Benno Für-

mann. Verleih: Universal. 111 Min.

Naturfilm nach Mikrokosmos

„Was ist das – ein Ozean?“ Mit dieser Frage eines kleinen Jungen taucht der Zuseher am Beginn der Dokumentation „Unsere Ozeane“ in die geheimnisvollen Tiefen der Weltmeere ein und lernt den Lebensraum faszinierender Meeresbewohner kennen. Nach den Erfolgsproduktionen „Nomaden der Lüfte“ und „Mikrokosmos“ begibt sich das Naturfilmer-Duo Jacques Perrin und Jacques Cluzaud erneut auf eine atemberaubende Entdeckungsreise, die keinen Wunsch offenlässt. Dank modernster Kameratechnik und einem gelungenen Mix aus visuellen und akustischen Elementen ist eine wahre Symphonie über die Ozeane entstanden, die optische Schauwerte mit dem Bewusstsein für die Bedeutung von Umwelt und Natur zu einer perfekten Leinwand-Komposition vereint. Auch bei der Auswahl der tierischen Protagonisten haben die französischen Filmemacher keine Kosten und Mühen gescheut: Vom Kinosessel aus kann man nicht nur mit Buckelwalen und Delfinen auf Augenhöhe durchs Meer pflügen, sondern auch hautnah an einer martialischen Krabben-Schlacht am Meeresboden teilnehmen.

(Jürgen Belko)

Unsere Ozeane

F 2009. Regie: Jacques Perrin, Jacques Cluzaud. Verleih: Constantin; 97 Min. Ab 19.3.

Krimidrama nach strenger Komposition

Sie bricht mit blutender Nase an des Vaters Esstisch zusammen, die 24-jährige Emma; zur Notaufnahme werden es Vater und Tochter nicht mehr schaffen, denn als sie aus dem Haus treten, wird Emma niedergeschossen. Ein Schuss, der eigentlich dem Vater, einem Inspektor, gelten sollte? – Er beginnt abseits der schleppenden Ermittlungen zu forschen, getrieben von der Frage nach dem Warum …

Martin Campbell („Casino Royale“) kreiert in „Auftrag Rache“ ein präzise komponiertes Krimi-Drama; er kennt den Stoff, er inszenierte ihn in den 80ern im Rahmen einer BBC-Miniserie. Drehbuchautor William Monahan („The Departed“) aktualisiert die korrupte Welt mit Hang zum Brachialen; in ihr sucht ein Darsteller, um den es ruhig geworden ist, nach Vergeltung: Mel Gibson, die optimale Besetzung. Der Racheakt entwickelt sich jedoch nicht zum Actionstreifen, er wird ruhig und bedacht begangen; der Protagonist ist kein blutdurstiger Schlächter, entschlossen zwar, aber in erster Linie ein Gebrochener; jemand, der an seinem Schmerz strauchelt.

Umso rauer wirken die spärlich dosierten Gewaltausbrüche. Und so vorhersehbar des Vaters Odyssee auch ist: diese Zwischentöne machen’s aus. (Nicole Albiez)

Auftrag Rache (Edge of Darkness)

USA 2009. Regie: Martin Campbell.

Mit Mel Gibson, Ray Winstone, Danny

Huston. Verleih: Thimfilm. 117 Min.

Erste Bergsteigerdynastie

In Vancouver regnete es Goldmedaillen. Gold im Alpinismus, der „Prix olympique d’alpinisme“, wurde jedoch nur bis 1936 dreimal vergeben. Die Brüder Franz und Toni Schmid erhielten den Preis für ihre Erstbesteigung der Matterhorn-Nordwand. Professor Günter Oskar Dyhrenfurt und seine Frau Hettie wurden damit bei den Olympischen Spielen in Berlin 1936 geehrt.

Zum Missfallen der Nationalsozialisten, die mit den jüdischen Preisträgern nicht nur aus rassistischen Gründen keine Freude hatten. Dyhrenfurths, die den Preis wegen „bemerkenswerter Bergbesteigungen und wissenschaftlicher Expeditionen im Himalaya“ bekamen, organisierten nämlich internationale Expeditionen, als Bergsteigen in Deutschland und anderswo noch die Vorherrschaft einer Nation über die andere beweisen sollte. Der Film bleibt aber nicht bei Dyhrenfurth senior stehen, sondern widmet sich auch Sohn Norman (Bild li.), dem als Bergsteiger und Kameramann die Fußstapfen seiner Eltern nicht zu groß waren. Ein Film-Gustostückerl für alpinhistorische Genussspechte. (W. Machreich)

Zum dritten Pol

D 2008. Regie: Andreas Nickel und Jürgen Czwienk.

Verleih: Filmladen. 86 Min.

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