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Möchtegern-Politdrama

Die politische Steigerungsformel "Freund, Feind, Parteifreund" wird in Wolfgang Panzers "Der große Kater" für Protagonist Bruno Ganz (Leinwand-)Realität: Als Schweizer Bundespräsident muss er nicht nur gegen sinkende Umfragewerte kämpfen, sondern auch gegen eine politische Intrige aus den eigenen Reihen. Ausgerechnet ein Weggefährte nutzt die berufliche und private Krise des Staatsoberhaupts, um sein eigenes Süppchen zu kochen - bis der "Kater" im Machtpoker ein letztes Ass aus dem Ärmel zieht. Als einziger Trumpf in diesem Möchtegern-Politdrama erweist sich Charakterkopf Bruno Ganz, der gemeinsam mit einem deutschsprachigen Promi-Cast auf den Spuren von Thomas Hürlimanns gleichnamiger Literaturvorlage wandelt. Auch Ulrich Tukur, Marie Bäumer und Edgar Selge können nicht darüber hinwegtäuschen, dass ein erfolgreicher Roman-Bestseller noch lange kein Garant für einen gelungenen Kinofilm ist. Fazit: Nach 90 Minuten lauer TV-Unterhaltung macht sich im Kinosaal Katerstimmung breit. (Jürgen Belko)

Der große Kater

D/CH 2009. Regie: Wolfgang Panzer. Mit Bruno Ganz, Ulrich Tukur, Marie Bäumer. Verleih: Thimfilm. 90 Min.

Familienleben anno 2010

Eine ganz normale Familie: Laser, Joni und ihre "Mütter". Nic (Annette Bening) und Jules (Julianne Moore) ließen sich künstlich befruchten, trugen jeweils eines der Kinder aus. Das Familienleben ist ein harmonisches, Sohn Laser will es (trotzdem) gerne erweitern - zumindest will er seine (Halb-)Schwester dazu bringen, mit ihm den gemeinsamen "Bio-Vater" auszuforschen. Und der ist das genaue Gegenteil zu Mutter Nr. 1, einer prinzipientreuen Ärztin; mit Landschaftsgärtnerin Jules kommt der entspannte Restaurantbesitzer Paul (Mark Ruffalo) schon besser zusammen. Zu gut. Aber abgesehen davon muss das bis dato so ausgeglichene Familienleben nun neu geordnet und definiert werden ? Die "erwachsene" und blendend besetzte Indie-Komödie zeichnet einen modernen Begriff von Familie, voller warmherziger Spitzen, mit Leichtigkeit (wenn auch dramaturgisch nicht originell) inszeniert, trotz ernsthafter Themen. (Nicole Albiez)

The Kids are all right

USA 2010. Regie: Lisa Cholodenko.

Mit Annette Bening, Julianne Moore, Mark Ruffalo. Verl.: Universal. 104 Min.

Zunehmend düster, aber nicht spannender

Die erste Leiche gibt es in "Harry Potter und die Heiligtümer des Todes" bereits nach zehn Minuten. Lord Voldemort (Ralph Fiennes) versetzt einer gefolterten Frau den Todesstoß. Seit J. K. Rowlings Fantasy-Saga verfilmt wird, hat das Böse immer mehr die Leinwand getrübt, nun wird sie nicht mehr richtig hell. Das Zauberinternat Hogwarts ist beim letzten Kampf gegen Voldemort und seine Todesser abgebrannt, die drei Freunde Harry, Hermine und Ron stehen am Ende ihrer Jugend, ihr Weg nach Hause ist verstellt. Düster und grau lässt Regisseur David Yates warme Bilder nur wie Erinnerungen an eine heile Zeit hinter einem Schleier aus Furcht, Misstrauen und Eifersucht flackern. Geliebte Personen sterben, jeder Glaube wird brüchig. Das ist atmosphärisch gelungen, lahmt aber schauspielerisch. Die Horkruxe, in denen Voldemort seine Seele verteilt hat, müssen gefunden werden, ebenso drei "Heiligtümer des Todes", die Harry das Leben retten sollen. Festzustellen, "Harry Potter" sei längst keine fantastische Internatsgeschichte mehr, wäre verschlafen, denn von Beginn an skizzierte Rowling in ihren Büchern radikal den ideologischen und rassistischen Terror von Voldemorts Diktatur gegen Andersdenkende und "Halbblute". Mit dem Heranwachsen der Helden wurden die filmischen Adaption immer düsterer - nicht aber spannender. (Alexandra Zawia)

Harry Potter und die Heiligtümer des Todes I (Harry Potter and the Deathly Hallows I)

GB/USA 2010 Regie: David Yates Mit Daniel Radcliffe. Verl.: Warner. 146 Min.

Filmland Kärnten

"Kärnten ist ein Filmland - nur nimmt das anscheinend niemand gebührlich zur Kenntnis." So die Diagnose von Arno Russegger, Film- und Literaturwissenschafter an der Uni Klagenfurt. Sein Filmfest "KINO aus KÄRNTEN" versucht, dem gegenzusteuern, und lädt namhafte Filmschaffende mit Kärntner Wurzeln nach Klagenfurt. Bei freiem Eintritt besteht das Programm aus Filmvorführungen, Kurzvorträgen, Interviews, (Podiums-)Diskussionen. (a. n.)

KINO aus KÄRNTEN - Filmfest

Mit Josef Aichholzer, Agnes Pluch u. a.

Ort: Universität Klagenfurt

Termin: 26. bis 28. November

kinoauskaernten.uni-klu.ac.at

Veronika, der Lenz ist (noch) nicht da

Man muss ein hartgesottener Fan von Paulo Coelho sein, um die Verfilmung seines Bestsellers "Veronika darf nicht sterben" goutieren zu können. Regisseurin Emily Young macht sich mit einem Weichspüler ans Drama des lebensmüden Yuppie-Singles Veronika (Sarah Michelle Gellar) heran - vom ersten Moment glaubt man den Protagonisten kein Wort: Die der mondänen Gestyltheit überdrüssige New Yorkerin schluckt eine Überdosis Schlaftabletten. Doch anstatt aus dem Leben zu scheiden, findet sich Veronika in der psychiatrischen Anstalt des Dr. Blake (David Thewlis) wieder. Sie hat sich bei der suizidalen Aktion einen irreparablen Herzschaden zugezogen und wird, wie der Doktor eröffnet, nur noch wenige Tage zu leben haben. Selbstmord auf Raten. Doch in diesem Hospital scheinen die Verrückten viel weniger verrückt als die "Wärter", und da ist auch noch der junge Edward (Jonathan Tucker), der seit Jahren kein Wort gesprochen hat. Kaum verwunderlich, dass die sich entwickelnde Interaktion zwischen Veronika und Edward den Schlüssel zu einem möglichen Überleben bildet. Das alles findet jedoch in einer Atmosphäre esoterischer Abgehobenheit und ebensolcher Musik statt, sodass der normalsterbliche Zuschauer unablässig versucht ist, das Weite zu suchen. Vielleicht wird die penetrante Sanftheit ja Coelhos Intention gerecht. Man muss sich solchen Film aber dennoch nicht antun. (Otto Friedrich)

Veronika beschließt zu sterben

USA 2010. Regie: Emily Young. Mit Sarah Michelle Gellar, Jonathan Tucker. Verl.: Einhorn. 103 Min.

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