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Nichts als Klamauk

„Na wenigstens ist er kein Wessi,“ urteilt die ostdeutsche Wirtin mit Neonazi-Neigung über Mohsen (Navid Akhavan), der im Kaff Obermiederwalde gelandet ist, weil er polnische Schafe sucht, mehr noch aber seine Männlichkeit und die große Liebe findet. Aber von vorn: Weil ihm sein exiliranischer Vater (Michael Niavarani) nicht das für die Führung des Metzgerbetriebs notwendige Schlachtergen vererbt hat, strickt Mohsen lieber und wohnt mit 29 noch daheim. Als die Fleischerei geschlossen werden soll, will Mohsen alles retten – was seine iranischen Eltern mit Vorzeige-„Ossis“ (unentbehrlich: Wolfgang Stumph) kollidieren lassen wird. Regisseur Ali Samadi Ahadi lässt in „Salami Aleikum“ mit wenig Geld, aber viel Freude alle erdenklichen Klischees aufeinanderprallen. Zu oft gleitet der Film aber in gänzlich unreflexiven Klamauk ab und verzettelt sich, changierend zwischen Märchen und Posse, in holprigen Animationssequenzen und Bollywood-Einlagen. Aber wenigstens ist er ein charmantes Plädoyer für alles Östliche dieser Welt, nah, fern oder deutsch. (Alexandra Zawia)

Salami Aleikum

D 2008 Regie: Ali Samadi Ahadi. Mit Wolfgang Stumph, Michael Niavarani.

Verleih: Stadtkino 106 Min. Ab 1.1.

Bretter, die keine Welt bedeuten

Es soll, so geht die Mär, abseits von Castingshows immer noch einen klassischen Zugang dazu geben, Bühnenkünstler zu werden. 1980 begeisterte das Oscar-prämierte Filmmusical „Fame“ eine ganze Generation von Teenagern mit der Geschichte einer Gruppe blutjunger Tänzer, Musiker, Sänger und Schauspieler, die während der vier Schuljahre an der New York High School of Performing Arts zu echten Künstlern heranreiften. 2009 scheint ein Remake fällig, doch die Zeiten haben sich geändert: In der Neuauflage sind etliche Teilnehmer von Castingshows vertreten, und die Übersättigung des Publikums durch eben solche Shows tut ein Übriges: „Fame“ ist eh schön anzusehen, aber wir haben das alles schon viel bunter, innovativer, eindrucksvoller und bewegender gesehen. (Magdalena Miedl)

Fame

USA 2009. Regie: Kevin Tancharoen. Mit Aster Book, Kristy Flores.

Verleih:Constantin. 107 Min.

Perfekt gescheitert

Selbstverwirklichung: Das bedeutet in Hollywood-Verkürzung, mit 40 einen Neustart zu wagen, den Traumberuf zu ergreifen, darin erfolgreich zu sein. Oder die Welt zu bereisen, so lange, bis man all den nötigen inneren Frieden gefunden hat, um mit dem adoptierten Waisenjungen im Gepäck heimzufahren. Das romantische Komödchen „Lieber verliebt“, das solche Phrasen in Bilder packt, wäre zu gern eine große Novelle, deren Lektüre Lebensmaximen verbreitet. Nicht einmal nahe kommt es diesem Ziel, wenn Catherine Zeta-Jones als betrogene Ehefrau das Vorstadt-Dasein hinter sich lässt. In der Metropole findet sie sowohl den perfekten Job als auch den idealen Mann: Der ist nicht mal 25, der Babysitter, und sieht in guten Momenten aus wie ein junger Mel Gibson.

Die Austauschbarkeit ist „Lieber verliebt“ überall anzusehen. So gleich im Ansatz an der inspirierenden Individual-Geschichte gescheitert, will er auch noch mit verstörendem Humor Sympathien gewinnen – das Resultat: schlichtweg kläglich. (Thomas Taborsky)

Lieber verliebt (The Rebound)

USA 2009. Regie: Bart Freundlich. Mit Catherine Zeta-Jones, Justin Bartha. Verleih: Tobis. 97 Min. Ab 29. 12.

Das Beste sind die Songs der Nager

Der gute alte Plattenspieler. Wohl jeder hat damals zumindest einmal eine Langspielplatte mit höherer Geschwindigkeit abgespielt, sodass die Stimmen wie die von Mickymäusen klangen. Auf diesem Effekt basiert die fiktive, in den USA seit Jahrzehnten höchst populäre, aus drei singenden Streifenhörnchen bestehende Popgruppe „Alvin and the Chipmunks“. Vor zwei Jahren kamen die Figuren mit ihren Piepsstimmen ins Kino, jetzt liegt mit „Alvin und die Chipmunks 2“ die Fortsetzung vor. Abermals interpretieren Alvin, Simon und Theodore Hits von heute („Hot N Cold“ von Katy Perry) und gestern („We are family“ von Sister Sledge) auf ihre eigentümliche Weise, wobei sie Unterstützung durch ihre weiblichen Pendants erhalten, die „Chipettes“. Die auf Dauer nervigen Songs, die sich demnächst auf den Handys unserer Kinder ausbreiten werden wie die Schweinegrippe, sowie die Sing- und Tanzszenen der Nager sind dabei noch das Beste. Gute Gags sind Mangelware und trotz der rührselig sein wollenden Story kommt es in keinem Moment zu so etwas wie einer emotionalen Verbindung mit einer der menschlichen oder computeranimierten Figuren. Selten einen derart lieblos gemachten Film gesehen. (Michael Kraßnitzer)

Alvin und die Chipmunks 2

USA 2009. Regie: Betty Thomas. Mit

Zachary Levi. Verleih: Centfox, 88 Min.

Meister musizieren

Nichts ist schöner, als für eine breit angelegte Dokumentation auch einen charismatischen Protagonisten zu haben. Nachdem er bei „Eine unbequeme Wahrheit“ mit Al Gore schon einmal dieses – Oscar-prämierte – Glück hatte, stellt sich Davis Guggenheim in „It Might Get Loud“ nun gleich derer drei vor die Kamera. Gipfeltreffen nennt er es in aller Rock-Bescheidenheit, wenn sich die Gitarrengrößen Jimmy Page (Led Zeppelin), The Edge (U2) und Jack White (White Stripes) samt Instrumenten in eine Studiokulisse setzen, plaudern und miteinander jammen.

Den meisten Platz in der filmischen Materialfülle nimmt jedoch die biografische Verortung des Energeten Page, Tüftlers Edge und puristischen Rebellen White ein: Umfeld, musikalische Anfänge, Prägejahre, Initialzündungen und Meisterstücke spannt Guggenheim auf, um die Viten dieser Vertreter dreier Generationen parallel zueinander zu bekommen. Formal gerät er damit ein bisschen zu weit ins Fernsehformat. Inhaltlich jedoch verlässt er sich genau auf die richtigen Elemente: die Musik – und Jack White, der, gerne in Kontrast zu den beiden Kollegen gestellt, jenen auch verbalen Farbtupfer abgibt, von dem ein ganzer Film zehren kann. (Thomas Taborsky)

It Might Get Loud

USA 2008. Regie: Davis Guggenheim. Verleih: Polyfilm. 98 Min. Ab 1. 1.

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