Werbung
Werbung
Werbung

Dylan Thomas am Rande

„Ich hatte gerade 18 Whisky. Ich denke, das ist der Rekord.“ So lauteten angeblich die letzten Worte von Dylan Thomas. In dem Film „Edge of Love – Was von der Liebe bleibt“ ist der exzentrische walisische Dichter zwar Angel-, doch nicht Mittelpunkt: Hauptfiguren sind Thomas‘ Jugendfreundin Vera (Keira Knightley) und dessen Ehefrau Caitlin (Sienna Miller), die jede auf ihre Weise von dem Schriftsteller (Matthew Rhys) angezogen und abgestoßen ist. Im von deutschen Bomben bedrohten London des Zweiten Weltkrieges erzählt der britische Streifen eine Geschichte über die schwierige Liebe zu einem schwierigen Menschen, aber auch über die Problematik von Liebe in Zeiten des Krieges, wo Männer traumatisiert sind oder gar nicht vom Schlachtfeld zurückkehren. Vor allem aber ist es die Geschichte einer Freundschaft zweier Frauen, die trotz Konkurrenzverhältnis und trotz patriarchalisch geprägter Umstände zueinanderhalten. „Edge of Love“ ist ein schöner und dank der Hauptdarstellerinnen und der Kostüme auch schön anzuschauender Film – wenn man davon absieht, dass Sienna Miller als einzige eine Frisur trägt, die absolut nicht in die historische Epoche gehört. (Michael Kraßnitzer)

Edge of Love. Was von der Liebe bleibt

GB 2008. Regie: John Maybury. Mit Keira Knightley, Sienna Miller, Matthew Rhys. Verleih: Polyfilm. 110 Min.

Aphrodite auf Abwegen

So eine Reisegruppe ist schlimmer als ein Sack Flöhe: Gleich in der ersten Gruppe von Georgia (Nia Vardalos), einer angehenden Fremdenführerin, ist alles dabei, was einen Reiseleiter das Fürchten lehren kann. Eigentlich will die Amerikanerin mit griechischen Wurzeln ihren Job in Griechenland nur übergangsweise machen … „My Big Fat Greek Summer“ versucht, mit dem Rezept (und der temperamentvollen Hauptdarstellerin) des Überraschungshits „My Big Fat Greek Wedding“ zu reüssieren: Griechische Lebenslust trifft amerikanische Kleinkariertheit. Klischees werden dabei ausgeschlachtet, bis sich die antiken Säulen biegen, doch irgendwie bekommen Nia Vardalos als Reiseleiterin, Richard Dreyfuss als Tourist und Alexis Georgoulis als Busfahrer tatsächlich einen zwar etwas dämlichen, aber grundsympathischen Humor zustande. (Magdalena Miedl)

My Big Fat Greek Summer

E/USA 2009. Regie: Donald Petries. Mit Nia Vardalos, Dichard Dreyfuss, Ale-

xis Georgoukus. Verl.: Einhorn. 96 Min.

Ein guter Mensch. Kein Gutmensch

„So schaut’s aus“ ist einer jener volkstümlichen, mit sanfter Ironie vorgetragenen Sprüche, die zum Markenzeichen von Willi Resetarits gehören.

„So schaut’s aus – G’schichten vom Willi Resetarits“ lautet auch der Titel des Künstlerporträts, das Harald Friedl jenem Musiker widmet, der als Kunstfigur Ostbahn-Kurti Riesenerfolge feierte. Mittlerweile hat er den Altrocker in die Pension entlassen und sich dem verschrieben, was unter dem Label Weltmusik firmiert. Doch Resetarits’ musikalisches Schaffen verblasst neben der menschlichen Größe, die in dem Film zutage tritt. Gemeint ist damit nicht bloß sein Engagement in der Flüchtlingshilfe, sondern sein bescheidenes Auftreten und seine undogmatische, tolerante Grundhaltung. Ein guter Mensch, kein Gutmensch. Wahre Größe zeigt sich auch darin, Fehler der Vergangenheit zuzugeben; im Falle von Willi Resetarits, dass er sich in 1970er Jahren als Mitglied der Protestmusikband „Die Schmetterlinge“ nicht ausreichend vom Terror der RAF distanziert hat.

Ein Vorbild in jeder Hinsicht. Hut ab. (Michael Kraßnitzer)

So schaut’s aus – G’schichten vom Willi Resetarits

A 2008. Regie: Harald Friedl. Mit Willi, Lukas und Peter Resetarits.

Verleih: Stadtkino. 72 Min.

Extrem-Film nahe am Essay

Nur ein toter Bergsteiger ist ein interessanter Bergsteiger, wenn es um alpine Mythenbildung geht – und seit Extremsport medial vermarktet wird, kann ein Mythos nur nützen. So spart auch Gerald Salminas Film „Mount St. Elias“ nicht mit Referenzen auf tödliche Tragödien, die der relativ gesehen höchste Berg der Welt (5489 Meter ab Meeresniveau) in Alaska schon forderte. 2007 macht er sich mit den österreichischen Skialpinisten Axel Naglich und Peter Ressmann, sowie dem US-Freeskialpinisten Jon Johnston auf, dort die längste Skiabfahrt der Welt (35 km, bis zu 60 Grad steil) zu bezwingen. Salmina und Kameramann Günther Göberl dokumentieren mit großer essayistischer Nähe eine mental und physisch extreme Expedition ins Ungewisse. Mit einem „State of the Art“ Cineflex Helikopter Kamerasystem und den Helmkameras der Protagonisten entstehen packende Live-Szenen. „Mount St. Elias“, in Kooperation mit Red Bull Media Haus entstanden, ist aber nicht nur intensive Dokumentation sondern auch Schaulust-Movie. Vor kurzem erst wieder in die Schlagzeilen geraten, weil ein Base-Jumper bei einer PR-Aktion von Red Bull ums Leben kam, ist dennoch Tatsache: Kein toter Bergsteiger ohne Bergsteigen. (A. Zawia)

Mount St. Elias

A 2007. Regie: Gerald Salmina. Mit Peter Ressmann, Axel Naglich, Jon

Johnston. Verleih: Disney. 101 Min.

Vision im Wanken

Die „Twilight“-Saga mausert sich zu einem prägenden Ereignis für die aktuelle Kino-Generation. Offen bleibt noch, ob sie in positiver Erinnerung bleiben wird. Der zweite Teil, „New Moon“, zeichnet sich nämlich hauptsächlich durch eines aus: schnell nachgeschoben zu sein. Subtexte über Bord, tiefere Stimmigkeit auch, jetzt verstrickt sich die menschliche Heldin Bella Swan in ein Liebesdreieck mit Vampir Edward, der sich nach ihr verzehrt, und Jacob, dem Werwolf, der immer für sie da wäre.

Die neue Situation verändert die filmische Vision - in diesem Fall radikal. Zwar sind die Schauspieler dieselben, doch so gut wie alle anderen Schlüsselpositionen wurden neu besetzt: Kamera, Schnitt, Musik - keine davon zum Besseren. Detto die Regie: Chris Weitz, Ersatz für die geschasste Catherine Hardwicke, findet recht wenig Zugang zur Gefühlswelt einer Heranwachsenden und deren Sehnsüchten. Selten sucht er sie in der Komposition von Bild- und Tonelementen, weit häufiger auf dem nackten Oberkörper von Bellas Gegenüber. Jene Szenen, die den Stil des Vorgängers imitieren, sind die stärksten. Dazwischen aber irritiert eine Beinahe-Seifenoper – und ein ganz klein wenig „Harry Potter“. (Thomas Taborsky)

New Moon - Bis(s) zur Morgenstunde (The Twilight Saga: New Moon)

USA 2009. Regie: Chris Weitz. Mit Kristen Stewart, Robert Pattinson,

Taylor Lautner. Verleih: Constantin. 131 Min.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung