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Tourismus-Spot

Ein Mann und eine Frau sitzen in einer von Einbrechern verwüsteten Wohnung, im honigfarbenen Schein eines Feuers. Seltsam idyllisch dieses Bild, schwer die Seufzer und tief der Blick in die gegenseitigen Augen. Da: Der Kuss! Die Musik schwillt an, die Kamera zoomt aus, holt die Feuerquelle in den Rahmen - ein vor den beiden auf dem Boden brennendes Hakenkreuz - Schnitt. Und Kopfschütteln. Nein, das ist keine Telenovela. Eigentlich. Das ist der (in Oberösterreich gedrehte) Film "Jump!". Akteure dieser Szene: Die Schwester von Philippe Halsmann, dem jüdischen Life-Fotografen, der ab 1940 in New York weltberühmt wurde. Und der Anwalt (Patrick Swayze), der Halsmann 1928 erfolglos gegen die Anklage verteidigte, er habe in Tirol seinen Vater (Heinz Hoenig) erschlagen. Die Grundfragen: "Warum darüber ein Film?" und "Warum mit Patrick Swayze?" - wären durch Figurenzeichnung und eine fundierte Geschichte beantwortet. Der umstrittene Halsman-Schuldspruch war maßgeblich für weitere antisemitische Nazi-Urteile. Regisseur Sinclair entschied sich aber für seichte Dialoge, kitschige Kamerafahrten und dubiose Photoshopeffekte. Omnipräsent: die oberösterreichische Landschaft, in diesem 6 Millionen Euro teuren Tourismus-Spot. A. Zawia

JUMP!

A/GB 2008. Regie: Joshua Sinclair. Mit Patrick Swayze, Ben Silverstone, Martine McCutcheon, Heinz Hoenig. Verleih: LWB Media. 119 Min.

Action-Pädagogik

Der Lebenszyklus eines jeden Popsongs führt letztlich ins Kinderprogramm; den ursprünglichen Sinn hat er bis dahin längst verloren. "Urmel voll in Fahrt" ist es im Vergleich zum ersten Leinwandabenteuer ähnlich ergangen: Die Mäßigung einer Geschichte für die Kleinsten geht über Bord, wenn der putzige, aber einsame Dino aufmüpfig wird. Auszubaden haben das seine noch niedlichere Pandaschwester Babu, ein Hawaiihemd-Cowboy namens Barnaby, der Urmel als Monster für seinen Vergnügungspark braucht, und einige andere nur zum Schinden abgestellte Charaktere. Der Zynismus der Übung, nämlich dass der Film darüber wettert, im Grunde selbst aber Erlebniswelt sein will, geht am jungen Publikum vorbei. In seiner Animation zwar durchgängig qualitätvoll, sind die Versatzstücke zwischen Walbauch, Western und Rockstargehabe jedoch beliebig, die wenigen Inhalte von tumultiger Action zur Seite gedrängt. Jeder Krümel an Pädagogik wird so mit Erleichterung gefeiert. Allein: Es gibt wenig zu feiern. Thomas Taborsky

URMEL VOLL IN FAHRT

D 2008. Regie: Reinhard Klooss, Holger Tappe. Verl.: Constantin. 84 Min.

Gott-Hund

Es ist ein leises Puzzle, das sich hier Stück für Stück zusammensetzt. Das Kernstück: ein streunender Hund, der einen Autounfall auslöst und die zerrissenen Protagonisten zusammenführt. "God Man Dog", einer der sechs Filme, die das Taiwan Film Festival bilden, eine Filmreihe unterschiedlichster Impressionen.

Ein Teil des Titels, der "Dog", zeigt sich immer wieder auf der Leinwand. Der andere Teil, "God", der rückwärts gelesen "Dog" ergibt, lässt auf sich hoffen. Dazwischen: der Mensch, der aus dem Niederen nach Höherem strebt. Viele Fäden laufen hier zusammen: Die eines gut situierten Ehepaares, das sich nicht erst seit dem plötzlichen Tod seines Babys zu entfremden beginnt, die einer sozial nicht ganz so gefestigten Familie, die an der Alkoholsucht des Vaters zu zerbrechen droht, und die eines Mannes mit veralteter Beinprothese und einem guten Gespür für das Auffinden von Buddha-Statuen.

Und beinahe durchsichtig streift sie ein junger Lebenskünstler, der in den Kofferräumen von Bussen reist und Meister sämtlicher Fresswettbewerbe ist. Ein leiser, faszinierender Ensemblefilm, der auf eine eindringliche musikalische Kulisse und Situationen setzt, die die Figuren einfach treiben lassen. Nicole Albiez

GOD MAN DOG

Taiwan 2007

Regie: Singing Chen.

Mit Chang Han, Jack Kao. 122 Min.

Taiwan Film Festival, Burg Kino, Wien Infos: www.burgkino.at

Eisen-Mann

Tony Stark ist Playboy und Erfinder verheerender Massenvernichtungswaffen. Als er von afghanischen Terroristen entführt wird, konstruiert er eine eiserne High-Tech-Rüstung, um sich zu befreien. Geläutert nach Hause zurückgekehrt, verfeinert er seine neueste Erfindung und wird zum Superhelden. "Iron Man" ist die neueste Comic-Verfilmung aus Hollywood und gehört zu den nur mäßig gelungenen ihrer Art.

Trotz der beachtlichen Besetzung - Robert Downey Jr. als Heros, Gwyneth Paltrow als seine Assistentin und Jeff Bridges als Bösewicht mit Glatze und Vollbart - fehlt es "Iron Man" an Tiefgang. Statt auf die wohl vorhandenen inneren Konflikte oder Schuldgefühle der Titelfigur setzt der Film auf coole Sprüche und die Faszination für Technik.

Der Rüstung wird weit mehr Aufmerksamkeit zuteil als dem Menschen dahinter. Zu denken geben sollte auch, dass die erste Amtshandlung eines uramerikanischen Superhelden darin besteht, in Afghanistan böse Terroristen zu bekämpfen und die arme Zivilbevölkerung zu beschützen.

Michael Kraßnitzer

IRON MAN

USA 2008.

Regie: Jon Favreau.

Mit Robert Downey Jr., Gwyneth Paltrow, Jeff Bridges, Terrence Howard, Shaun Toub.

Verleih: Constantin. 118 Min.

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