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Menschenfracht in Zügen

USA heißt der Bestimmungsort der „Menschenfracht“, die auf den Güterzügen quer durch Mexiko sitzt. Im Süden werfen die Einheimischen jenen, die den gefährlichen Trek versuchen, Früchte als Verpflegung zu; im Norden schmeißen sie Steine: Es sind nur flüchtige Einstellungen in Cary Fukunagas beachtlichem Regiedebüt, doch zwei von vielen, die sich bleibend einprägen. Auf einem dieser Zugdächer lässt „Sin nombre“ die Dauerthemen der Region aufeinandertreffen: Migration und Kriminalität. Hier die Honduranerin Sayra, die mit Vater und Onkel zu dessen neuer Familie nach New Jersey soll, dort ein Trupp der berüchtigten Gang Mara Salvatrucha, der den Flüchtlingen die wenigen Wertsachen rauben will. Einer von Letzteren, Casper, musste gerade noch erleben, wie seine Freundin ermordet wurde – Bandendisziplin. Als sein Boss nun ansetzt, Sayra zu vergewaltigen, bringt er ihn um. Casper weiß, was das bedeutet: Bald hat er sein Todesurteil als SMS. Er beschließt, dem Mädchen über die Grenze zu helfen, sofern ihn nicht vorher die Mara stellt. – Trotz zahlreicher Gelegenheiten vermeidet es Fukunaga, allzu viel am Großmarkt der Emotionen einzukaufen. Durchgängig intensiv vermittelt er seidene Fäden des Lebens, und fast im Vorbeigehen auch oft übergangene innere Hackordnungen Mittelamerikas. (Thomas Taborsky)

Sin nombre

MEX/USA 2009. Regie: Cary Joji Fukunaga.

Mit Edgar Flores, Paulina Gaitan, Kristian Ferrer.

Verleih: Polyfilm. 96 Min.

Ogers Finale

Aus einem ungehobelten Rüpel mach’ einen liebenden Ehemann und glücklichen Vater: Ein Reifeprozess in vier Teilen, nichts anderes, ist die „Shrek“-Reihe. Der finale Schritt, den sie zu gehen hat, ist ein Was-wäre-wenn-Spiel: Das Familienleben fällt dem Oger auf den Kopf. Um einen Tag lang wieder in sein altes Selbst zu schlüpfen, schließt er einen Pakt mit Rumpelstilzchen – der damit Gelegenheit hat, das Königreich Weit Weit Weg zu übernehmen. Will Shrek nach Sonnenaufgang noch existieren und das Schreckensregime, das vom Männchen errichtet wurde, verhindern, muss er die Ausstiegsklausel erfüllen. Problem dabei: Die Fiona dieser Welt glaubt nicht mehr an die erforderliche wahre Liebe. Weder die Leichtigkeit noch den Humor der ersten Filme besitzt „Für immer Shrek“; zumindest weiß er aber im Gegensatz zum belanglosen Vorgänger, wohin er führen will. Wie erschöpft das Potenzial ist, dass alles Machbare gemacht wurde, das kann die düstere Mär jedoch nie verhehlen. (Th. Taborsky)

Für immer Shrek (Shrek Forever After)

USA 2010. Regie: Mike Mitchell.

Verleih: Universal. 93 Min.

Porträt eines abgehalfterten Country-Sängers

Seine beste Zeit hat der Country-Sänger Bad Blake längst hinter sich. Ohne eigene Band tourt der 57-Jährige durch den Südwesten der USA und muss froh sein, wenn er noch für Auftritte in schummrigen Kneipen und Bowlingbahnen engagiert wird. Sturzbesoffen bringt er diese hinter sich und landet dann regelmäßig mit einem alternden weiblichen Fan in einem Hotelzimmer. Doch dann möchte eine junge Musikjournalistin ein Interview mit ihm machen. Schnell springt der Funke zwischen den beiden über. Aber wird es Blake wirklich gelingen seinem Leben nochmals eine Wende zu geben und den totalen Absturz zu vermeiden? Man kennt solche Läuterungsgeschichten zur Genüge. Inhaltlich sowie formal bietet Scott Coopers Debüt nicht viel Überraschendes, ist aber erfreulich undramatisch erzählt. Mit großartigen Landschaftstotalen werden geschickt Pausen gesetzt und in den Songs von T. Bone Burnett und Stephen Bruton spiegelt sich stimmungsvoll die Gefühlslage des abgehalfterten Sängers. Wirklich sehenswert macht „Crazy Heart“ aber der für den Oscar ausgezeichnete Jeff Bridges in der Hauptrolle. Er dominiert jede Szene, spielt Blake mit großem Körpereinsatz und legt einen beachtlichen Mut zur Hässlichkeit zutage. Um ihn sowie Maggie Gyllenhaal, Colin Farrell und Robert Duvall in einprägsamen Nebenrollen brillieren zu sehen, nimmt man Vorhersehbarkeit und Sentimentalitäten der Handlung in Kauf. (Walter Gasperi)

Crazy Heart

USA 2010. Regie: Scott Cooper. Mit Jeff Bridges, Maggie Gyllenhaal, Robert

Duvall. Verleih: Stadtkino. 110 Min.

Wien, Karlsplatz

Filme, Touren, Talks und viel mehr rund ums Thema „Wien im Film“ bieten – bei jedem Wetter – cinematografische Spaziergänge durch die Wiener Stadt, beseelt mit Wiener Mädeln, dekadenten Leutnants, eingeflogenen Killern auf der Westeinfahrt, Spionen aus dem Kalten Krieg, auf Verfolgungsjagd durch das Kanalsystem. Eine Filmschau, die die Befindlichkeit der Stadt seziert und mit dem analytischen Blick des Films die Anatomie der Wiener Seele beschreibt. (red)

Kino unter Sternen

Wien, Karlsplatz, täglich 20.30 Lesungen, Gespräche, Konzerte, 21.30 Film.

2.– 25. 7. – www.kinountersternen.at

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