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Leben im Reagenzglas

Menschen, die zum Monster werden, liegen Vincenzo Natali; in „Cube“ (1997) sperrte er etwa sieben Fremde ein, um sie ums Überleben kämpfen zu lassen. Vor einer Ausnahmesituation stehen auch seine Protagonisten in „Splice“, ein ambitioniertes Forscherpaar, das ein geklontes Hybridwesen schafft. Die wissenschaftliche Sensation hat nicht nur ethische Konsequenzen, sie gerät erst zur emotional verschrobenen Situation, dann zunehmend zur uneinschätzbaren Gefahr: Was schlummert noch in der anmutigen Kreatur? Sarah Polley und Adrien Brody kreuzen als Forscherpaar mit stimmender Chemie bedenkenlos, was nicht zusammen gehört – menschliche und tierische Erbmasse. Natali setzt sich dabei nicht nur mit dem brandaktuellen Thema der Gefahren der Genmanipulation auseinander, sondern spielt auch mit der Angst vor ihr, quer durch den Genregarten: Psychodramatisches trifft auf SciFi und Suspense. Spannung generiert sich aus dem uneinschätzbaren Unbekannten, das stets mit kühler Distanz beobachtet wird.

(Nicole Albiez)

Splice

Can, F 2009. Regie: Vincenzo Natali.

Mit: Adrien Brody, Sarah Polley

Verleih: Constantin Film. 108 Min.

Angetreten

Schlüsselbegriffe liefern bequeme Vorwände. „Step Up 3D“ ist nicht der erste, der heuer mit der in den USA allgegenwärtigen „foreclosure“, der Zwangsvollstreckung, hantiert. Weil genau dieses Schicksal auch Lukes umgebautem Lagerhaus droht, das zur Hälfte Club, zur Hälfte Zuflucht für die schönsten Seelen der Stadt ist, bleibt nur eines übrig: Seine Tanzgruppe muss sich das Preisgeld des World Jam ertanzen, egal welche Rivalen und Widerstände ihr entgegentreten.

Es ist eine billige Schnur, auf die hier Perlen aus imposanter Choreografie und gekonnter Bewegung gereiht werden – und räumlicher Tiefe, denn diese neue Option nutzt der dritte „Step Up“ weidlich aus. Immer in der Hoffnung, dass er laut genug gezeigt wird, konfrontiert er sein Publikum nicht nur unmittelbar mit dem Talent seiner Performer, er hat sogar die Courage, sich den Ahnen zu stellen.

Beliebig einst wie heute, warum sie um die Straßenlaterne schwingen; Hauptsache, dass Freds und Gingers Nachfolger im Direktvergleich bestehen. (Thomas Taborsky)

Step Up 3D

USA 2010. Regie: Jon Chu. Mit: Rick Malabri, Adam G. Sevani, Sharni Vinson. Verleih: Constantin. 107 Min.

Animierte Freundschaft

Die achtjährige Mary Daisy Dinkle schreibt aus ihrem kleinen australischen Kaff einen Brief an Max J. Horowitz, einen 44-jährigen, zurückgezogen lebenden Autisten in New York. Seine Adresse entnahm sie dem Telefonbuch und der Grund für ihren unerwarteten Brief war, dass sie unbedingt wissen wollte, woher in Amerika die Babys kommen.

Es ist der Beginn einer ungewöhnlichen Brieffreundschaft zwischen zwei sehr unterschiedlichen Menschen, die doch einige elementare Gemeinsamkeiten teilen – sie haben beide keine Freunde, beide mögen die gleiche TV-Serie und beide lieben Schokolade. Erzählt wird die Geschichte von Max und Mary in einem vor Ideen sprühenden, amüsanten und intelligenten Animationsfilm fernab des digitalen Realitätswahn.

Ein Feuerwerk an kreativen Einfällen sowie der höchst liebevolle Umgang mit seinen Charakteren und der exzellente Einsatz der Musik machen den Film zu einem kleinen Meisterwerk. Mary and Max ist witzig, charmant, traurig und lebensfroh zugleich – Animationsfilm at its best! (Ernst Pohn)

Mary & Max

Australien 2009. Regie: Adam Elliot

Verleih: Polyfilm. 92 Min.

Der Traum jedes Wellenreiters

Eine Welle, die meterhoch aus dem Meer aufsteigt, sodass man mit einem Brett auf ihrem Abhang dahingleiten kann – auf der Suche danach tourt die Surfer-Community alljährlich über den Globus. Eine der in der Surferszene berühmtesten Wellen bildet sich unter günstigen Bedingungen vor Tahiti. Ein Dokumentarfilm mit dem schönen Titel „The Ultimate Wave 3D Tahiti“ widmet sich der sportlichen Nutzung dieses Naturphänomens. Der Film liefert beeindruckende dreidimensionale Bilder spektakulärer Wellenritte, herrliche Naturaufnahmen und anschauliche Animationen – aber das Wesen des Surfens bleibt dem Zuschauer verborgen. Was treibt die Wellenreiter an? Wie fühlt es sich an, wenn einen die brandende Welle wie in einem Tunnel umschließt? Eine Antwort auf diese Fragen gibt es nicht, obwohl mit dem neunfachen Weltmeister Kelly Slater ein prominenter und durchaus nicht auf den Mund gefallener Vertreter dieses Sports im Mittelpunkt steht. Nichts erfährt der Zuseher davon, dass unter den Surfern – ähnlich wie bei anderen Sportarten – erbitterte Auseinandersetzungen über den vermeintlichen oder tatsächlichen Ausverkauf der „wahren Werte“ stattfinden. (Michael Krassnitzer)

The Ultimate Wave 3D Tahiti

USA 2010. Regie: Stephen Low

Mit: Kelly Slater, Verleih:

Perfect Wave, 45 Min.

Veteraneneinsatz

Man könnte es Retterkomplex nennen, was Sylvester Stallone in den vergangenen Jahren entwickelt hat: Zuerst holte er seinen „Rocky“ aus der Versenkung, dann seinen „Rambo“, und nachdem ihm beides erfolgreich gelungen ist, probiert er es nun mit den gesamten Glanztagen des Actionkinos – ohne seine Strategie auch nur einen Deut zu ändern: „The Expendables“ fährt zähnefletschenden Humor und einen Blutdurst auf, der wie in Fieberschüben gelegentlich über alles hinwegfegt. Im Herzen ist der groß posaunte Veteraneneinsatz jedoch mehr ein Selbsthilfekreis spätberufener Dramatiker: Mickey Rourke philosophiert in Großaufnahme, Dolph Lundgren hadert mit sich selbst und Stallone kommentiert, dass der Job einem irgendwann an die Nieren geht – welcher? Zum Glück wissen alle noch, dass sie kein Söldnertrupp sind, der den Auftrag bekommt, ein lateinamerikanisches Inselregime und dessen Ex-CIA-Hintermann zu liquidieren. Selbstdarsteller sind sie allemal, anders wären sie allerdings recht langweilig. (Thomas Taborsky)

The Expendables

USA 2010. Regie: Sylvester Stallone. Mit: Stallone, Jason Statham, Jet Li. Verleih: 20th Century Fox. 103 Min.

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