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Glückliche Pinguine

Wer eine Partnerin will, muss trällern. Nicht steppen. Nur spürt der junge Kaiserpinguin Mumble eben kein Herzenslied in seiner Seele. Dafür zucken seine Beine, doch das Tanzen ist bei seinen Artgenossen in der Antarktis weniger angesagt als bei verstaubten TV-Casting-Shows: der Außenseiter wird aus der Gemeinschaft verbannt.

Das Wichtigste ist es, sich selbst treu zu bleiben: Die Botschaft ist klar und schon etwas abgenudelt, bei Happy Feet wird sie dennoch ganz flott verpackt: in einen Musical-Animationsfilm. Da finden Elvis und Marilyn Monroe im Pinguin-Format zusammen, da werden den Menschen, den "Aliens", einige Rätsel aufgegeben und wilde Verfolgungsjagden überlebt. An witzigen und gesellschaftskritischen Ideen mangelt es nicht, auch nicht an aufwändig inszenierten Bildern, die von nicht eben wenig Prominenz vertont wird - darunter Elijah Wood und Nicole Kidman. An die Erfolge von Die Reise der Pinguine und den kriminellen Zoobewohner in Madagascar können George Millers (Ein Schweinchen namens Babe) Helden leicht anschließen: Happy Feet konnte am Startwochenende in Amerika selbst den neuen James Bond abhängen. Pinguine scheinen gerade en vogue zu sein.

Nicole Albiez

HAPPY FEET

AUS/USA 2006. Regie: George Miller. Mit den Stimmen von Elijah Wood, Robin Williams, Brittany Murphy, Nicole

Kidman. Verleih: Warner Bros. 98 Min.

Ekelige Clownerie

Boing! Aua! Igitt! Die Comicsprache lauert ums Eck, will man Jackass II in Worte fassen: Ein paar Idioten denken sich möglichst schmerzhafte/spektakuläre/widerliche/ekelhafte Stunts/Sketches aus, ziehen sie selbst durch und präsentieren am Ende stolz die blauen Flecken/die Narben/das Erbrochene.

Der Pressetext zu Jackass Nummer Zwei zitiert genüsslich die Polemiken entrüsteter Filmkritiker, die den ersten Teil verrissen haben, doch eigentlich reicht eine Beschreibung völlig aus: Da wird einem ein Einlauf mit Bier verpasst (Gluck!). Eine Schlange beißt nicht sich selbst, sondern einen der Protagonisten in den Schwanz (Auuuutsch!). Ein Trinkglas mit frischem Pferdesperma macht die Runde (Brrrr!). Und einer schießt sich mit einer selbstgebauten Rakete selbst in die Luft (Wruuum!). Wie im Tom&Jerry-Cartoon stehen alle nachher wieder einigermaßen heil auf: Hardcore-Clownerie. Und das Ganze ist im Kino wie im Fernsehen aus unerfindlichen Gründen sehr erfolgreich.Magdalena Miedl

Jackass Nummer Zwei

USA 2006. Regie: Jeff Tremaine. Mit Johnny Knoxville, Chris Pontios, Spike Jonze. Verleih: UIP. 95 Min.

Dunkle Geschichte

Die Berggasse 19 ist eine der bekanntesten Adressen im 9. Wiener Gemeindebezirk. 47 Jahre lang war es die Adresse von Sigmund Freud. Und während er es 1938 gerade noch rechtzeitig schaffte, Wien zu verlassen, hatten seine Nachbarn weniger Glück: Ihre Wohnungen wurden - wie jede zehnte Wohnung in Wien - "arisiert", die Bewohner vor den Augen der Bevölkerung in "Sammelwohnungen" umgesiedelt und teilweise mehrmals in wenigen Monaten zu Umzügen genötigt.

Kurt Mayer nimmt mit übertrieben abenteuerlichen Kamerafahrten die Spur von Freuds verschwundenen Nachbarn auf, besucht ohne Vorankündigung die Stationen: Es ist ein bewusster "Hausfriedensbruch", bei dem Fragen nach damals gestellt werden. "Ich kann Ihnen nichts sagen, ich bin später eingezogen", wehren einige ältere Menschen harsch ab, obwohl sie vielleicht doch etwas zu erzählen hätten. Kurt Mayer vermag das Bewusstsein zu schärfen - etwa wenn in einer WG plötzlich thematisiert wird, was sich in denselben Wänden vor mehr als sechzig Jahren abgespielt hat. "Warum sind Sie nach Österreich gekommen?", fragt Mayer eine türkische Familie, die eine der ehemaligen "Sammelwohnungen" bewohnt. "In Österreich ist alles gut", lautet die Antwort, die angesichts des Kontexts des Filmes doch etwas zynisch wirkt.Nicole Albiez

FREUDS VERSCHWUNDENE NACHBARN

A 2006. Regie: Kurt Mayer.

Verleih: Kurt Mayer Film. 71 Min.

Seichte Unterhaltung

Zehn Jahre ist es bereits her, seitdem Das kleine Arschloch zum ersten Mal über die Leinwände flackerte. Eine lange Zeit des Wartens für eingefleischte Fans, ein Segen für all jene, die die Phase des Amüsements über Fäkalhumor in den frühen Jahren ihrer Pubertät zurücklassen konnten. Das einzig Erfrischende an Das kleine Arschloch und der alte Sack - sterben ist Scheiße ist für Freunde jazziger Soundtracks die Musik, interpretiert und komponiert von Helge Schneider, der dem alten Sack auch für die 79 Minuten Spieldauer seine Stimme leiht. Dazwischen gibt es, unkreativ und langatmig umgesetzte, seichte Unterhaltung, die ein paar Jahre früher ansetzen hätte sollen, um die Gesellschaft aufzurütteln, oder gar Tabus zu brechen. Und die Rede ist hier definitiv von mehr als nur zehn Jahren ...Lukas Großebner

DAS KLEINE ARSCHLOCH UND DER ALTE SACK

Deutschland 2006, Regie: Michael Schaack. Verleih: Constantin. 79 Min.

Hartnäckiger Hunger

Im Vorfeld des Internationalen Tages der Menschenrechte am 10. Dezember veranstaltet FIAN (Internationale Organisation für das Menschenrecht auf Nahrung) sowie das gesellschaftspolitische Filmfest "Normale" von 1. bis 3. Dezember im wienXtra-cinemagic am Wiener Karlsplatz den Doku-Schwerpunkt "Hunger.Macht.Profite." Gezeigt werden u.a. Peter Kriegs Septemberweizen und McLibel über die Strategien McDonalds.

Programminfos unter www.normale.at

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