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Blutrünstiger Mord

Selbst Horrorfilme sollten handwerklich Hand und Fuß haben, auch wenn der Inhalt dieser B-Movies meist darin besteht, eben jene Hände und Füße von anderen Menschen abzutrennen - oder, wie im vorliegenden Fall, seinem Gegenüber die Augen rauszureißen. Black Christmas ist das, was man als wahr gewordenen Albtraum bezeichnet: Eine Gruppe junger Studentinnen lebt in einem Haus, in dem einst ein geisteskranker Killer seine schreckliche Kindheit zubrachte. Es ist die Zeit der Liebe, denn Weihnachten steht vor der Tür. Aber leider auch der aus dem Knast entflohene Wahnsinnige, der nun reihum ein Mädchen nach dem anderen abmurkst. Die Schockwirkung von Black Christmas beschränkt sich auf die lauten Knaller auf der Tonebene, sonst fällt der Film vor allem durch seine miese Besetzung auf. Gewöhnlich verzeiht das Horrorgenre aber auch diese Patzer. Leider hat Regisseur Glen Morgan zu viele schlechte Splatter-Filme gesehen und deren drittklassige Effekte kopiert. Spaß macht der Film vermutlich nur den treuesten Horrorfans, deren Nervenkostüm sowohl spritzendem Blut als auch dramaturgischen Reinfällen standhält.Matthias Greuling

BLACK CHRISTMAS

USA/Can 2006. Regie: Glen Morgan. Mit Katie Cassidy, Michelle Trachtenberg, Kristen Cloke, Crystal Lowe. Verleih: Constantin Film. 84 Min.

Märchenhafter Dieb

Draußen im Wald ist Wirtschaftskrise: Irgendein böser Bube stiehlt allen, die Süßigkeiten herstellen, die Spezialrezepte - sodass ein Waldbewohner nach dem anderen Pleite geht. Auch Rotkäppchens Großmutter ist anscheinend im Visier des Verbrechers. Der böse Wolf, ein hyperaktives Eichhörnchen und der niedliche Hoppelhase beteuern ihre Unschuld, aber irgendjemand muss die alte Dame doch überfallen haben. Kommissar Frosch nimmt sich des Falles an - und muss sich aus den verschiedenen Versionen, die er im Verhör präsentiert bekommt, die Wahrheit zusammenreimen ...

Die Rotkäppchen-Verschwörung beginnt wie ein kitschiges Kleinmädchen-Computerspiel aus den frühen Neunzigern und behält diesen Anschein formal auch bis zum Ende bei. Doch wo bei anderen Animationsfilmen viel Geld auf die realistische Nachbildung von Fell, Wasser oder Feuer verwendet wird, erfreut der Märchenwald mit einer hinterfotzigen Story, mit Seitenhieben auf Film Noir-Verwicklungen, Extremsport-Filme und Agentenstreifen. Was lernen wir daraus? "Mein Name ist Hase, und ich weiß von nichts" ist eine verdammt schlechte Ausrede.

Magdalena Miedl

Die Rotkäppchen-Verschwörung

Hoodwinked

USA 2005. Regie: Cory Edwards.

Verleih: Lunafilm. 80 Min.

Natur pur

Eine "Oper der Wildnis" nennt das französische Regie-Duo Stéphane Milliére und Thierry Piantanida ihr Naturfilm-Epos Der weiße Planet. Und tatsächlich ist man als Zuseher versucht, am Ende der beeindruckenden Film-Doku aufzustehen und "Da capo" zu rufen.

Gleich zu Beginn, wenn mit einer Kamerafahrt über die bizarr-zerklüftete arktische Eiswüste der Zuseher in die berauschende Naturszenerie des hohen Nordens eingeführt wird, wird klar: Hier, im eisigen Paradies, ist der Mensch nur Zaungast. Die wahren Herrscher jener Welt sind die Protagonisten des Films: Polarbären, Wölfe, Narwale und Karibus - sie haben sich in einer Jahrmillionen dauernden Evolution perfekt an die extremen Lebensbedingungen angepasst, um den Kräften der Natur trotzen zu können.

Entgegen der oft naiven Vermenschlichung der tierischen Protagonisten in Naturfilmen (Die Reise der Pinguine) geht es den Machern von Der weiße Planet nicht um billige Effekthascherei oder pseudowissenschaftliche Zeigefingerrhetorik - sie malen ein wunderschönes Arktis-Porträt, das auch für die katastrophalen Auswirkungen der globalen Klimaerwärmung auf den nordischen Garten Eden sensibilisiert. Hingehen, ansehen und sich ganz klein fühlen.Jürgen Belko

DER WEISSE PLANET

F/CAN 2006. Regie: Stéphane Milliére, Thierry Piantanida. Verleih: Constantin Film; 80 Min.

Chaos pur

Wenn die Sonne untergeht, erwacht das New Yorker Museum of National History erst richtig zum Leben. Dann wird aus einem leblosen T-Rex Skelett ein verspielter Saurier, der Wachsfigur von Teddy Roosevelt ein neunmalkluger Pädagoge und aus ausgestopften Wildtieren reißende Bestien - mittendrin im Chaos: Der weltfremde Nachtwächter Larry, der alle Hände voll zu tun hat, dem chaotischen Treiben im Museum Einhalt zu gebieten.

Dass ausgerechnet dem ewigen "Kind im Mann" Ben Stiller die Rolle des Museums-Dompteurs zugedacht wurde, verblüfft angesichts seines bisherigen filmischen Oeuvres ebenso wenig, wie die Tatsache, dass Regisseur Shawn Levy diese - vor der Schablone einer instabilen Vater-Sohn-Beziehung inszenierte - Fantasy-Komödie orchestrieren durfte.

In bereits bekannter Manier lässt er die Protagonisten grobmotorisch durch den einfach gestrickten Storyplot stolpern und zeigt damit einmal mehr, dass für ihn die Form wichtiger ist als der Inhalt. Positiv wirkt sich dies allerdings bei der visuellen Umsetzung der computergepixelten Museums-Exponate aus: Die gelungenen Spezialeffekte aus dem Hause Rhythm & Hues (Die Chroniken von Narnia) lassen über so manch dramaturgische Schwäche hinwegsehen.

Jürgen Belko

NACHTS IM MUSEUM

USA 2006. Regie: Shawn Levy. Mit Ben Stiller, Robin Williams, Carla Gugino, Dick Van Dyke. Verleih: Century Fox. 108 Min.

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