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Irrend im Spionage-Dschungel

Künstlerisch die Machart, zynisch der Duktus: Mit "Fay Grim" schuf der in Berlin lebende US-Regisseur Hal Hartley einen Thriller, der eines nicht ist: gewöhnlich. Fay Grim, die titelgebende Heldin, ist alleinerziehende Mutter. Ihr Mann Henry Fool ist untergetaucht und ihr Bruder Simon Grim, Literatur-Nobelpreis-Träger, sitzt hinter Gittern, weil er Fays Ehemann nach einem Mord zur Flucht verholfen hat. Im Gefängnis studiert Simon Henrys "Confessions": Sie scheinen ein Schlüssel zu Henrys brisanter Vergangenheit zu sein. Das Problem: Teile der Bücher fehlen und groß ist das Interesse an ihnen. Die naive Fay begibt sich im absurden internationalen Spionagekarussell auf die Suche. "Fay Grim" zeigt sich als wirres Spiel mit dem Ziel, ein Stück Vergangenheit zurückzugewinnen. Das "Game Over" lauert dabei an allen Orten. Die Akteure lässt Hartley bewusst überzeichnet spielen, die musikalische Akzentuierung doppelt diesen Ausdruck. Das mag gewöhnungsbedürftig sein - wirkt als Stilmittel aber stark: Der Plot wird zum skurrilen Irrspiel, das den Zuseher zugleich auf Distanz hält und packt. So punktet "Fay Grim" vor allem mit intelligentem Esprit. (Sandra Nigischer)

Fay Grim

USA/D 2006. Regie: Hal Hartley.

Mit Parker Posey, Jeff Goldblum.

Verleih: Poool. 118 Min.

Blind im Samuraigewand

Als die blinde Ichi im gleichnamigen Action-Drama von Wegelagerern belästigt wird, zückt sie ihr Schwert. Sie rettet ihre Haut durch ein perfektes Raumgehör und formvollendete Schwertstreiche. Das beeindruckt auch den verklemmten Samurai Toma, der ritterlich seine Begleitung anbietet. Unterwegs begegnen ihnen Mitglieder einer berüchtigten Räuberbande - auch hier spricht Ichis Schwert eine klare Sprache. Im Dorf wird irrtümlich Toma als Held gefeiert, er möge die Einwohner fürderhin beschützen. Rachedurstig schlägt der feindliche Clanchef mit seinen Mordbuben auf: Ichi bleibt auch nichts erspart. "Ichi" variiert eine geläufige Nippon-Saga der Edo-Zeit (1603-1868), den Martial-Arts-Mythos "Zatoichi": Dazu gibt es über 20 Filme (u.a. von Takeshi Kitano) und eine TV-Serie. Innovation im Genre: Das Schwert führt erstmals eine Dame (Haruka Ayase). Abgesehen von einer flach geführten Handlung und Längen sind die Klingenduelle erfrischend direkt. (Rudolf Preyer)

Ichi - Die blinde Schwertkämpferin

J 2008. Regie: Fumihiko Sori. Mit Haru-

ka Ayase. Verleih: Top Kino. 120 Min.

Ironisch in der Kampfzone

In den späten 80er und frühen 90er Jahren war er ein echter Star: Jean-Claude Van Damme, "The Muscles from Brussels", konnte eines gut, und das war hauen, treten, kicken - Karate eben. Doch die Blütezeit der Martial-Arts-Filme ist vorbei, die Fans nerven, das Konto ist leer, und zu allem Überfluss muss sich Van Damme mit seiner Exfrau um das Sorgerecht für die Tochter streiten. Davon handelt die köstliche Thriller-Satire "JCVD". Wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge passt da, dass der abgehalfterte Actionheld beim Besuch einer Bankfiliale in Brüssel in einen Überfall gerät. Die Geiselnehmer beschließen kurzerhand, ihn zu ihrem Sprecher zu machen, und Medien und Polizei sind überzeugt: Er selbst hat die Bank überfallen. Vor der Bank versammeln sich aufgebrachte Fans, die besorgten Eltern Van Dammes mischen sich ein, bei der Polizei herrscht Uneinigkeit über die Vorgehensweise: "JCVD" ist eine geniale, selbstreflexive Satire, in der Van Damme Van Damme spielt und sich als Schauspieler entpuppt. Seinen berühmten Karatekick darf er übrigens trotzdem vorführen. (Magdalena Miedl)

JCVD.

F/B 2008. Regie: MabroukEl Mechri. Mit Jean-Claude Van Damme. Verleih: Stadtkino. 97 Min.

Poppig im Museum

"Nachts im Museum 2" vergrößert die Spielwiese des Vorgängers, indem er sein Quartier im berühmten Smithsonian aufschlägt. Dort, besser gesagt, in der Endlagerung im Keller, wurden kürzlich Ex-Nachtwächter Larrys historische Freunde abgestellt, samt der Tafel des Ahkmenrah, die neben ihnen einen neuen Widersacher zum Leben erweckt: Kahmunrah, den bösen Bruder, der sofort einen Plan für die Weltherrschaft schmiedet. Larry muss sich einschleichen, um zu helfen. Selbst wenn ihr nicht zu jeder viel einfällt: Rund um einen gezähmten Ben Stiller versammelt die Fortsetzung bekannte und neue Spielfiguren, die dem kollektiven Gedächtnis entspringen - zumindest dem nordamerikanischen, in dem sich "Nachts im Museum 2" zwischen George Foreman und Amelia Earhart mehr verliert als die meisten Kollegen. Trotz der Neigung, Selbstverwirklichung zu predigen, steigert sich der Film in Spaßlaune. Dabei überspielt er den Zwiespalt, Popkultur zu sein, sich aber gerne außerhalb sehen zu wollen. Wie die Museen mit den angelockten Besuchern umgehen, die auch dort nun ein Mehr an Erlebnis erwarten, überlässt er denen selbst. (T. Taborsky)

Nachts im Museum 2 (Night at the Museum)

USA/Kanada 2009. Regie: Shawn Levy. Mit Ben Stiller, Amy Adams.

Verleih: Centfox. 105 Min.

Unerbittlich im Geschlechterkampf

Auf einer Dinnerparty, während Carole ihrem Liebhaber keinerlei Beachtung schenkt, diskutieren zwei Stammgäste "aus gegebenem Anlass" über die "Scheibenwischertheorie" - die Bewegung von Scheibenwischern als Metapher für Beziehungen: Bewegt sich der eine auf den anderen zu, entzieht sich dieser. Nähert der andere sich jedoch wieder an, lässt das der eine nicht zu.

Zwischen Carole und François ist es genau so: Ihre Beziehung ist nie eine gleichberechtigte, sie ist ein permanentes Grenzenausloten, eine ständige Probe, ein Kampf, sie hält die beiden Beteiligten gefangen. Sie sind das Spiegelbild voneinander, projizieren auf-, bedingen einander, scheitern aber miteinander.

Der Titel - in deutscher Version "Zwischen Nacht und Tag" - entspricht auch der Struktur: Der Zuschauer erlebt François mit Carole, dann François mit seiner neuen Beziehung, Eve, in die sich Carole in Form von "Heimsuchungen" mischt.

Die eine Beziehung tragisch, launenerprobt, die andere harmonisch, einfach - vielleicht zu einfach? Philippe Garrel erzählt von einer unerbittlichen Amour fou, inszeniert in poetischem, ästhetisch ansprechendem Schwarz-Weiß, das vorgaukelt, dass das Erzählte nicht in unserer Zeit angesiedelt ist. (Nicole Albiez)

Zwischen Nacht und Tag (La frontière de l'aube)

F/I 2008. Regie: Philippe Garrel.

Mit Louis Garrel, Laura Smet, Clémentine

Poidatz. Verleih: Stadtkino. 105 Min. Ab 29.5..

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