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Triste Tage

Die Trommeln der Waschmaschinen schleudern auf Hochtouren, normaler Betrieb im Waschsalon - bis auf die Tatsache, dass eine Frau mit kurzen blonden Haaren, versteckt hinter den Kleidungsstücken, beinahe lautlos ein Kind zur Welt bringt. Péter beobachtet den Deal: Die Mutter, Maya, überlässt ihr Kind für Geld Péters Schwester Márika. Wir erleben einen kurzen Zeitraum nach Péters Rückkehr in sein Heimatdorf - nach seiner Zeit im Gefängnis. Ein kurzer Zeitraum, in dem Erschütterndes passiert. Wie die Trommeln der Waschmaschinen die Kleidungsstücke durchschleudern, so werden die Figuren des Filmes durcheinander gewirbelt.

"Schöne Tage" - der Titel des Films - ist ein hämisch grinsender Witz. Missbrauch passiert einfach nebenher, wie auch Menschenhandel: niemand wertet, niemand verliert auch nur ein Wort darüber. "Schöne Tage" bewahrt Distanz: Eindringlich und gleichzeitig unerträglich gleichgültig erzählt Kornél Mundruczó von Versprechungen und Abhängigkeiten, porträtiert wortkarg Ausweglosigkeiten und Besitzansprüche. Ein ungewöhnliches Stück ungarisches Kino. Wenn das "Schöne Tage" sind - wie müssen dann erst die grauen Regentage aussehen...

Nicole Albiez

Schöne Tage - Szép napok

Ungarn 2002. Regie: Kornél Mundruczó. Mit Tamás Polgár, Orsi Tóth,

Kata Wéber. Verleih: Stadtkino. 85 Min.

Magisches Meer

Eine Sinfonie des Ozeans, ein fesselndes Fest der Farben, das sinnliche Kino-Erlebnis einer geheimnisvollen Tiefe, die die Menschheit weniger erforscht hat als den Weltraum. All das möchte "Deep Blue" sein und ist es auch. Beeindruckende Unterwasseraufnahmen aus Tausenden Metern Tiefe, gefilmt mit speziellen U-Booten, viel Sachverstand und Liebe zu einem Lebensraum, der den meisten von uns stets fremd bleiben wird.

Alastair Fothergill und Andy Byatt ist ein ästhetisches Meisterwerk gelungen, an dem nur ein Makel haftet: wenig ausgefeilte Kommentare. Man wollte sparsam mit Text umgehen, um dem Zuschauer die Chance zu geben, den Ozean mit den Augen eines Fisches zu erkunden. Das ist auch legitim. Manches hätten wir vielleicht trotzdem gern genauer gewusst - und dafür gern auf so manche pathetische Floskel verzichtet.

"Deep Blue" basiert auf der BBC-Fernsehserie "Unser blauer Planet", die auch im Rahmen der ORF-Sendereihe Universum ausgestrahlt wurde. Hier ging es informativer zu; auf der Leinwand hingegen wollte man die Bilder sprechen lassen.

Wer gerne beides hätte, wird es eher in der Buchhandlung finden: Der Bildband "Unser blauer Planet. Eine Naturgeschichte der Meere" liefert die Hintergrundinformationen. Ein zweites, gerade erschienenes Buch - "Deep Blue" - birgt die großartigsten Bilder des Films und führt in kurzen Texten in die Meeresbiologie ein. Die Furche verlost drei Bände (siehe S. 17). Sabine E. Selzer

DEEP BLUE

Entdecke das Geheimnis der Ozeane

D/GB 2003. Regie: Alastair Fothergill, Andy Byatt. Verleih: Kinowelt. 90 Min.

Ramponiertes Risiko

Reuben Feffer (Ben Stiller) ist Versicherungsagent und erstellt Analysen, die das Risikopotenzial seiner Klienten errechnen sollen. In seinem eigenen Privatleben minimiert der smarte New Yorker eben dieses Risiko völlig: Reubens Alltag ist perfekt kalkuliert - bis hin zu seiner jahrelang geplanten Hochzeit mit seiner Traumfrau. Als diese ihn auf der Hochzeitsreise betrügt, beginnt Reuben eine Affäre mit seiner Jugendliebe Polly Prince (Jennifer Aniston) - der erste Schritt ins perfekte Chaos...

Ben Stiller, bekannt als Meister tiefer Witze, liefert in "Und dann kam Polly" einen seichten Gag nach dem anderen ab. Wäre da nicht ein halbblindes Frettchen, dessen Auftritte im geringelten Wollpulli - gemeinsam mit Jennifer Anistons liebreizendem Humor - eindeutig zu den Highlights des Films zählen, würde man die Bad-Taste Gags und das mittelmäßige Drehbuch wohl nur als echter Stiller-Fan ertragen. S. Wobrazek

Und dann kam Polly

Along Came Polly

USA 2003. Regie: John Hamburg. Mit Ben Stiller, Jennifer Aniston, Philip Seymour Hoffman. Verleih: UIP. 90 Min.

Himmlischer Humor

Für den zehnjährigen Marcello (Ariel Petsonk) läuft das Leben verkehrt herum: Sein Vater Giuseppe will ihn zu einem Profikicker erziehen, doch Marcello trifft nicht ansatzweise ins Tor. Seine Mutter würde ihn gern als Priester sehen, doch dem Söhnchen fehlt schon für den Kirchenchor das Talent. In seiner Ratlosigkeit wendet sich der schüchterne Außenseiter an Jesus - und bekommt in Person der neuen Mitschülerin Fatima ein Geschenk des Himmels überreicht. Regisseur Ulf Malmros beschreibt in "2 kleine Helden" mit viel Witz - und bisweilen deftigen Vokabeln - jene Probleme, mit denen Zehnjährige hadern: unerfüllte Schwärmerein, Eltern im Selbstverwirklichungsfieber, Mitschüler mit Sadismustendenzen. Doch auch ältere Semester kommen bei diesem preisgekrönten Kinderfilm auf ihre Kosten: Wer wusste schon, dass Jesus im Notfall Geld durch die Zimmerdecke regnen lässt? DH

2 KLEINE HELDEN

Schweden 2002. Regie: Ulf Malmros. Mit Ariel Petsonk, Zamand Hägg.

Verleih: Tobis Film. 87 Min.

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