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Amüsanter Fußball

"Die wilden Kerle" sind ein Phänomen: Der dritte Teil der Filmreihe konnte in Deutschland bereits am ersten Wochenende 620.000 Fans in die Kinos locken - der beste Start eines deutschen Kinderfilms aller Zeiten. Und die Stars sind inzwischen zum Objekt der Begierde geworden: Im Internet kursieren Liebeserklärungen an Jimi Blue Ochsenknecht und Sarah Kim Gries. In "Die wilden Kerle 3" müssen sich die FußballTeenager der Herausforderung der biestigen Biester stellen. Die Mädchenmannschaft will ihnen den Titel der wildesten Fußballmannschaft der Welt streitig machen. Wenn man von den künstlichen Schimpfwörtern und den furchtbaren selbst komponierten Songs absieht, verbergen sich in dem Film ein paar hübsche Ideen. Die Biester schauen aus wie wild gewordene Amazonen, die bei einem Fußball-Duell Stunts in "Matrix"-Manier vollziehen. Deren Trainer Fabi erinnert mit seinem Schlagstock an eine der furchteinflößendsten Gestalten der Kinogeschichte: Malcolm McDowell in Kubricks "Uhrwerk Orange". Zuweilen schießt der Film mit seinen Phantastereien übers Tor, insgesamt gelingt Masannek aber ein amüsantes Abenteuer um Freundschaft, Fußball und erste Liebe.

Philipp Kainz

DIE WILDEN KERLE 3

D 2005. Regie: Joachim Masannek.

Mit Jimi Blue Ochsenknecht, Sarah Kim Gries, Uwe Ochsenknecht. Verleih: Buena Vista. 93 Min.

Lahme Erotik

Viele Zuseher stürmten 1992 nur die Kinos, um Sharon Stone unter den Rock zu schauen - doch "Basic Instinct" war darüber hinaus ein hervorragend gemachter, spannender Erotik-Thriller. Nun soll das verspätete Sequel abermals Voyeure in die Kinos locken, doch "Basic Instinct 2" löst die Erwartungen in keiner Beziehung ein: Weder bietet es schlüpfrige Einblicke, noch cineastische Höhepunkte. Abermals spielt Stone die sexsüchtige Schriftstellerin Catherine Tramell, in deren Netz sich diesmal ein renommierter Londoner Psychiater (David Morrissey) verfängt. Die Figur der männer-und frauenmordenden Femme fatale ist derart ins Monströse überzeichnet, dass es nur noch lachhaft ist. Die von Regisseur Michael Caton-Jones in Szene gesetzte, aggressive Pseudo-Leidenschaft, gepaart mit dem üblichen Dauergeschwätz über Sex, ist von Erotik meilenweit entfernt. Und weil von Anfang an klar ist, dass diese unfreiwillige Karikatur eines Vamps auch so böse ist wie sie scheint, will auch keine Spannung aufkommen. Ein Film so knisternd wie Haferschleim. Michael Kraßnitzer

BASIC INSTINCT 2 - NEUES SPIEL FÜR CATHERINE TRAMELL

USA 2005. Regie: Michael Caton-Jones. Mit Sharon Stone, David Morrissey.

Verleih: Constantin. 114 Min.

Achtbare Meister

Als "Guerilla-Doku" bezeichnet Friedemann Derschmidt sein ambitioniertes Filmdenkmal für aussterbende Berufe: Im Wiener Grätzl jenseits des Gürtels, in dem Derschmidt lebt, hat er Tür an Tür drei Handwerkermeister ausgemacht, deren Lebens-und Berufsweise aus anderer Zeit und Welt stammen. Er hat Freundschaft mit dem Fleischhauerehepaar Kritsch, dem Schneider Hahn und dem Uhrmacher Knierling geschlossen, und sie monatelang mehr oder weniger im Vorbeigehen gefilmt - mit minimalem technischen, aber maximalem Aufwand an Zeit und Poesie, um aus den kleinen Alltagen, denen er da gewahr wurde, eine "lyrisch angelegte Portraitminiatur" zu komponieren.

Ein liebevolles Zeugnis, das die Welt des Blunzn-und Bratwurstmachens ebenso einfängt wie das Anpassen beim Schneidermeister, der noch bei jedem Anzug physische Unwägbarkeiten wie nicht ungleich hohe Schultern, ausgleicht. Welcher Konfektionsgewohnte à la H&M weiß noch, dass Schneidern eine Kunst ist - und was für eine! Der Dritte im Bund ist Herr Knierling, der Uhrmacher, auch für ihn gibt es im digitalen Wegwerfzeitalter wenig zu holen. Man muss heute schon nachdenken, was eine Unruhe ist; wer's nicht weiß, dem seien Knierlings Ausführungen ans Herz gelegt.

Handwerk ohne goldenen Boden - wie die drei Herrschaften ihr Auskommen finden, erzählt Derschmidts Film nicht. Aber er holt einen Zipfel Vergangenheit in die Massenproduktionsgegenwart zurück. Schlichtweg. Aber mehr als berührend. Otto Friedrich

MEISTERSCHAFT

A 2005. Regie: Friedemann Derschmidt.

Mit Erich und Helga Kritsch, Alfred Hahn, Viktor Knierling. Verleih: Topkino. 70 Min.

Altbackener Vater

Harrison Ford, der seine Familie vor bösen Schurken schützt? Das gab's schon mal in "Air Force One". In "Firewall" mimt der ehemalige Indiana Jones den PC-Sicherheitsexperten Jack Stanfield, der für eine Bank in Seattle das sicherste Computersystem der Branche entwickelt hat. Eine Diebesbande nimmt jedoch seine ganze Familie als Geiseln, um Stanfield zu zwingen, 100 Millionen Dollar auf ihr Konto zu überweisen.

Die Frage, wie unser Protagonist einen Ausweg aus dieser bedrohlichen Situation findet, hält unser Interesse in der ersten Stunde einigermaßen aufrecht. Stanfield wird verwanzt und eine Kamera in seinem Kugelschreiber installiert, so dass er auf Schritt und Tritt beobachtet wird. Einen guten Film hat man bis dahin aber nicht gesehen. Richtig schlimm gerät jedoch das Actionfinale. Stanfield geht von seiner reservierten Haltung auf Angriff über und bringt die Bösewichte zur Strecke. Man würde dem Film an dieser Stelle am liebsten etwas von Cronenbergs "A History of Violence" injizieren: Dort entpuppte sich der schützende Vater mit Rambo-Qualitäten als ehemaliger Profikiller. "Firewall" hingegen reanimiert die heldenhafte Vaterfigur noch einmal, obwohl sie längst auf den Müllhaufen der Filmgeschichte gehört. Ph. Kainz

FIREWALL

USA 2005. Regie: Richard Loncraine. Mit Harrison Ford, Paul Bettany, Virginia Madsen. Verleih: Warner Bros. 105 Min.

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