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Liebenswerter Killer

Ein gepflegter Schnauzbart, wucherndes Brusthaar, derbe Schmähs: In der wunderbaren Krimikomödie "Mord und Margaritas" bürstet Pierce Brosnan sein glattes James Bond-Image gehörig gegen den Strich. Der ausgebrannte Berufskiller, den er mit viel Selbstironie spielt, ist ein Alkoholiker, ein Schwerenöter und ein Zerrissener. Julian ist nicht gesellschaftsfähig, aber mitunter doch sehr liebenswert, ein eiskalter Profi, aber doch jemand, der sich nach menschlicher Nähe sehnt, ein Macho, der sich Prostituierte aufs Zimmer kommen lässt - und sich dann am nächsten Morgen mit deren Nagellack heimlich die Zehennägel lackiert.

Regisseur Richard Shepard führt die Erwartungen des Zuschauers immer wieder in die Irre und tischt dafür unvorhersehbare Wendungen auf. Denn Julian braucht Hilfe, sein akutes Burn out-Syndrom beginnt ihn an der Ausführung seiner Aufträge zu hindern. Also spricht er an einer Hotelbar in Mexiko City, nach einigen Margaritas, den biederen und erfolglosen Geschäftsmann Danny (Greg Kinnear) an. Es ist ein Genuss, Brosnan zuzusehen - aber die spannendere Figur ist Danny, weil er uns braven Durchschnittsbürgern näher ist und weil er eine Wandlung durchmacht, die sich nicht darauf beschränkt, einen Schnauzer wachsen zu lassen. Michael Kraßnitzer

MORD UND MARGARITAS

The Matador

USA 2005. Regie: Richard Shepard.

Mit Pierce Brosnan, Greg Kinnear, Hope Davis. Verleih: Buena Vista. 100 Min.

Aktionistisches Kino

Die Wirklichkeit durch Kunst zu erweitern, um die Dimensionen des Erlebens auszudehnen - so lautet das zentrale ästhetische Anliegen Otto Muehls. Bekannt wurde der umstrittene Aktionskünstler vor allem mit der Gründung seiner "Kommune Friedrichshof", in der sämtliche bürgerliche Tabus infrage gestellt wurden - bis hin zum Vorwurf des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger. Im Rahmen der "Friedrichshofer Spielfilm"-Retrospektive zeigt das Wiener Schikaneder-Kino nun Videoarbeiten, die zwischen 1983 und 1992 in der Kommune entstanden sind. Die von Terese Panoutsopoulos-Schulmeister kuratierte Auswahl umfasst insgesamt einundzwanzig Arbeiten: Neben experimental-parodistischen Biopics über Picasso, Warhol und Van Gogh ist auch die Hitler-Persiflage "Der Führer kommt" zu sehen. Auch Werke aus dem filmischen Ruvre der Kuratorin, etwa "Lucy, Jenny and Me", werden gezeigt.

Jürgen Belko

FRIEDRICHSHOFER SPIELFILME

von 21. bis 26. April im Wiener

Schikaneder-Kino (Margaretenstraße 24, 1040 Wien). Eröffnung: 21. April , 20 Uhr. Moderation: Hermes Phettberg. Infos unter www.schikaneder.at

Beseelte Action

Jack Mosley ist Kommissar beim New York Police Department, und sein Leben ist im Großen und Ganzen gelaufen. Er ist korrupt, alkoholabhängig, seines Lebens überdrüssig und notorisch müde - erst recht, wenn er gerade einen Nachtdienst hinter sich hat, aber noch rasch einen Extraauftrag aufgebrummt bekommt: etwa einen kleinen Gauner (Kult-Rapper Mos Def) aus einem Kommissariat zum Tribunal zu befördern, vor dem dieser in einem heiklen Fall aussagen soll. Eine Routineangelegenheit, die in zwanzig Minuten erledigt sein müsste. Doch daraus wird leider nichts. Bei einem Zwischenstopp vor einem Spirituosenladen versuchen Gangster, seinen farbigen Schützling zu erschießen, was Mosley um Haaresbreite verhindert. Darauf beginnt eine Verfolgungsjagd, die geographisch nur über die kurze Distanz von sechzehn Häuserblöcken geht, in ihrer Intensität aber auch für hartgesottene Action-Liebhaber keine Wünsche offen lässt.

Bruce Willis stellt seinen kaputten Cop mit beseelter Hingabe dar - und mitten in das dünne Fadenkreuz der in Echtzeit ablaufenden Handlung. An deren Ausgang wird Mosley die Fronten gewechselt und seine Kollegen verraten haben, sich dafür aber nach Jahren wieder in den Spiegel schauen können. Und auch wir können nach 102 Minuten beruhigt aufatmen: In Bush's Amerika (gerade da, wo sonst?) siegt am Ende wieder einmal das Gute über das Böse.

Andreas Kövary

Sixteen Blocks

USA 2006. Regie: Richard Donner.

Mit Bruce Willis, Mos Def, David Morse.

Verleih: Warner Bros. 102 Min.

Variiertes Blödeln

Bereits der Untertitel zum vierten Teil der Kino-Parodiereihe "Scary Movie" lässt Böses erahnen: "Fluchst du noch oder sägst du schon?" Fast so, als würden sich die Produzenten fragen, ob sich das Publikum noch über den dritten Teil ärgert, oder bereits beim Gedanken an das "vierte und letzte Kapitel der Trilogie" (wie es vielsagend am Filmplakat heißt) eingeschlafen ist.

Wie bereits in den Teilen zuvor wartet auch diesmal Regie-Legende David Zucker bei seinem parodistischen Abgesang auf die Blockbusterwelt von Hollywood mit bereits Bekannten auf - einzig die Namen seiner "Opfer" haben sich geändert. Nicht mehr die Macher von "Matrix", "Signs" oder "The Ring" müssen sich vor dem Zucker'schen Rundumschlag fürchten, sondern die Produzenten aktueller Großproduktionen wie "Million Dollar Baby", "Saw" oder der diesjährige Oscargewinner "Brokeback Mountain".

In bereits bekannter Scary-Movie-Tradition kommen auch im vierten Teil - neben den beiden Protagonistinnen Anna Faris und Regina Hall - eine ganze Reihe an Prominenten zu einem Kurzaufritt: Neben Carmen Electra, Charlie Sheen und Shaquille O'Neal darf diesmal auch der legendäre Leslie Nielsen mitblödeln. Jürgen Belko

SCARY MOVIE 4

Fluchst du noch oder sägst du schon?

USA 2006. Regie: David Zucker. Mit Craig Bierko, Regina Hall, Anna Faris. Verleih: Buena Vista. 83 Min.

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