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Chance

Männer, die nicht erwachsen werden wollen, sind ein beliebter Topos im Gegenwartskino. Auch in der britischen Komödie "Run, Fatboy, Run" steht ein solches Exemplar im Mittelpunkt: Dennis (Simon Pegg) ist sein Leben lang vor allen Herausforderungen davongelaufen. Sogar die Frau, die er liebt, hat er schwanger am Traualtar sitzen gelassen. Fünf Jahre später haust er noch immer in einem Zimmer im Souterrain und holt hin und wieder seinen Sohn zum Spielen ab. Plötzlich aber droht ihm die Familie, vor der er Reißaus genommen hat, endgültig abhanden zu kommen, denn Kindsmutter Libby (Thandie Newton) verlobt sich mit einem gutaussehenden, sympathischen und wohlhabenden amerikanischen Börsenmakler. Ausgerechnet in der Teilnahme an einem Marathon sieht der völlig unsportliche Dennis die letzte Chance, Libby zu beweisen, dass er sich ein Ziel setzen und dieses auch erreichen kann. - "Run, Fatboy, Run" ist eine herzerfrischende Komödie, die umso berührender wird, je weiter sie sich der Ziellinie nähert. Es handelt sich übrigens um die erste Regiearbeit von David Schwimmer, der als Schauspieler in der TV-Serie "Friends" bekannt wurde.

Michael Kraßnitzer

RUN, FATBOY, RUN

GB 2007. Regie: David Schwimmer. Mit Simon Pegg, Thandie Newton, Hank Azaria. Verleih: Warner. 95 Min.

Folter

FBI-Agentin Jennifer Marsh arbeitet in der Abteilung für Internet-Kriminalität, in der Delikte wie verbotene Pornografie oder elektronischer Passwortdiebstahl verfolgt werden. Eines Tages entdeckt sie eine Webseite, auf der zuerst Tiere, später Menschen via Live-Kamera zu Tode gefoltert werden. Je mehr Leute auf die Seite klicken, umso schlimmer die Folter und desto schneller stirbt das Opfer. Alle Internetuser, die dem schaurigen Spiel nicht widerstehen können, werden zu Mittätern. Die Idee ist beängstigend aktuell, gilt doch das Internet als Pool zur Verbreitung von Gewalttätigkeiten wie Kinderpornografie oder Hinrichtungen. "Untraceable" geht einen Schritt weiter und beschreibt die Folgen, wenn die Hemmschwelle für Verbrechen in der Anonymität des World Wide Web gänzlich abgelegt wird. Wie viele User würden aus Neugier auf die mörderische Seite klicken? Leider sind diese interessanten Fragen in einem Thriller verpackt, dessen Spannungsverlauf schon von Beginn an vorhersehbar ist. Ernst Pohn

Untraceable

USA 2008. Regie: Gregory Hoblit. Mit: Diane Lane, Colin Hanks, Billy Burke. Verleih: UPI. 100 Min.

Katastrophe

Cordtracht, breitkrempiger Hut, nicht mehr als ein Bündel als Habe: Auf der Walz, den Wanderjahren, die noch heute Hunderte Gesellen in uralter zünftiger Tradition durch die Lande führen, siedeln Dominik und Benjamin Reding ("Oi! Warning") ein vielgliedriges Drama zum Thema der Jugendgewalt an. Für eine ganze Generation ohne Halt steht Bastian, der nachts an einer Tankstelle einen Landstreicher erstochen hat. Vor den Erpressungen seines Kumpels flüchtet er sich zu Handwerksgesellen, die in der Nähe Station machen. Schließlich nimmt ihn ihr obsessiver Anführer Festus unter seine Fittiche. Die Katastrophe ist im Werden. "Für den unbekannten Hund" ist eines jener Werke, die von ihrem unbedingten Gestaltungswillen nachgerade erdrückt werden. Gegen Dutzende herrlicher Motive müssen die Darsteller anspielen. Keiner vermag das länger als momentan, auch nicht Sascha Reimann, der hier erstmals als Schauspieler und nicht als Rapper Ferris MC auftritt. Zu artifiziell, alles, und zu viel. Thomas Taborsky

FÜR DEN UNBEKANNTEN HUND

D 2007. Regie: Dominik & Benjamin Reding. Mit Lukas Steltner, Sascha Reimann. Verleih: Senator. 107 Min.

Medaillen

Auch das deutsche Biathlon-Phänomen hat sich offensichtlich eine Doku verdient. Zu einem Kaliber wie Pepe Danquarts "Höllentour" reicht "Mit den Waffen einer Frau - Gold im Visier" aber nur mit seinem markigen Titel heran. Stereotypisch nähert sich Ralf Heinckes und Florian Leidenbergers Film den nordischen Spitzensportlerinnen rund um Nationalliebling Kati Wilhelm. Er lässt darüber reden, dass die Damen sich noch immer sehr weiblich hielten, interessiert sich für Beziehungen mit langen Trennungszeiten, lässt über den Fanstress mehr ächzen als über den Renndruck und macht aus Schleimabsonderungen im Wettkampf eine Anekdote. Die Saison 1996/97 wird in der leidlich ästhetischen Beobachtung eine Geschichte, in der nur über Erfolge geheult wird; Rückschläge, Aussparungen aus dem WM-Kader werden angerissen, aber nur mit Puffer wiedergegeben. Als ob es sakrosankt wäre, das Bild der netten Mädels, die auf der Couch hocken und fröhlich über ihr hartes Tagewerk schwatzen. Thomas Taborsky

MIT DEN WAFFEN EINER FRAU - GOLD IM VISIER

D 2007. Regie: Ralf Heincke, Florian Leidenberger. Verl.: Senator. 94 Min.

Alain Resnais

Vom berühmten "Hiroshima mon amour" (1959) bis zum jüngsten Erfolg "Cœurs" (2006) reicht der Bogen, den die Alain-Resnais-Retrospektive im Österreichischen Filmmuseum spannt. 18 wesentliche Filme des französischen Altmeisters, der nicht zufällig den Spitznamen "Die Sphinx" trägt, werden einen Monat lang gezeigt.

ALAIN RESNAIS. Retrospektive

7. April bis 2. Mai

www.filmmuseum.at

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