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Zum Wegrennen

Ein Film, der mit einer aufgeschlitzten Achilles-Sehne beginnt, verspricht vor allem eines: pure Gewalt. Selten wurde Brutalität so direkt und unverzerrt im Kino dargestellt. Zerfetzte Köpfe, Einschüsse an allen erdenklichen Körperstellen und eine Sprache, die neben Flüchen nur wenig Platz für ganze Sätze lässt. Die Geschichte ist dabei jedoch überraschend komplex. Ein Junge findet im Haus des Nachbarn eine Kanone und schießt damit auf seinen John-Wayne-und drogensüchtigen Adoptivvater. Mit derselben Waffe wurde kurz davor ein korrupter Polizist umgebracht. Diese ist somit die einzige Spur zum Verbrecherkartell rund um Joey. Nach über zwei Stunden scheinbar nicht endender Morde und lebensgefährlicher Verletzungen schafft es das Gewaltepos "Running Scared" fast, ein unerwartetes Ende zu bieten, ergibt sich stattdessen aber in schwülstigem Kitsch. Die einzigen Überraschungen bleiben somit die an Computerspiele erinnernde Kameraführung und die wohl dosierten Spezialeffekte. Alles in allem ist "Running Scared" eine Blutorgie, nach der man sich definitiv strengere Waffengesetze wünscht.

Roland Gratzer

RUNNING SCARED

D/USA 2006. Buch und Regie: Wayne Kramer. Mit Paul Walker, Cameron Bright, Vera Farmiga. Verleih: 3L-

Filmverleih. 122 Min.

Zu gewöhnlich

Einen Klassiker auf die Leinwand zu bringen, ist nicht so einfach. Die Gefahr besteht nämlich im Glauben, mit einem alten Stoff schon einen guten Film in der Tasche zu haben. Ob Kevin Reynolds die Aufgabe, die tragische Liebesgeschichte zwischen Tristan und Isolde zu verfilmen, tatsächlich auf die leichte Schulter genommen hat, lässt sich natürlich schwerlich sagen; das Ergebnis sieht aber ganz danach aus. Die formelhafte Inszenierung vermag die Figuren nicht zum Leben zu erwecken. Der Regisseur begnügt sich mit einer einfachen Bebilderung des Geschehens: die schicksalhafte Begegnung zwischen Tristan und Isolde (er Ritter des englischen Anführers Lord Marke, sie Tochter des Feindes, des irischen Königs Donnchadh), die Vermählung zwischen Isolde und Lord Marke, um die beiden Reiche zu versöhnen und die heimliche Affäre, die zwischen ihr und Tristan fortbesteht. Gefühle sucht man in dem "klassischen Liebesfilm" à la Romeo und Julia - so die Werbung - vergebens. Nichts wird spürbar, es fehlt einfach an Verdichtung. Die Dialoge sind zu gewöhnlich, als dass irgendetwas Bedeutung erlangen könnte.

Philipp Kainz

TRISTAN & ISOLDE

G/GB/USA 2006. Regie: Kevin Reynolds. Mit James Franco, Rufus Sewell, Sophia Myles, David O'Hara. Verleih:

Luna Film. 125 Min.

Zu endlos

Sie hat, so heißt es am Ende von "Darshan", in 21 Stunden 45000 Menschen umarmt. Insgesamt soll sie bis heute 21 Millionen in ihre Arme geschlossen haben. Die Rede ist von Mata Amritamandamayi, die von ihren Anhängern liebevoll Amma ("Mutter") genannt wird und heute in Indien zu den populärsten Heiligen des Hinduismus zählt. Sie wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf und soll laut den Angaben ihrer Eltern schon als Kind "seltsam" gewesen sein: Im Alter von sechs Monaten konnte sie bereits laufen und sprechen, mit zwei Jahren rezitierte sie Gebete. Für ihren Beitrag zur Gewaltlosigkeit und ihr soziales Engagement wurde sie mit dem Gandhi-King-Preis ausgezeichnet. Für arme Familien hat sie ganze Dörfer samt Schulen und Spitälern errichtet. Von alldem erfahren wir in dem Porträt des niederländisch-französischen Filmemachers Jan Kounen nahezu nichts. Die Informationen stammen aus dem begleitenden Pressematerial. "Darshan" zeigt eine endlose Aneinanderreihung der groß angelegten Zeremonien, die traditionell mit dem Umarmungs-Marathon enden. Die Interviewpassagen mit Amma sind dagegen viel zu knapp geraten. So ist nach 45 Minuten die Luft eigentlich schon draußen, der Film dauert aber doppelt so lange. Schade, diese Frau ist nämlich in der Tat interessant. Philipp Kainz

DARSHAN - Die Umarmung

F/J/D 2005. Regie: Jan Kounen. Mit Amma, Swami Ramakrishnanda Puri, Swami Amritaswarupandanda Puri.

Verleih: Filmladen. 106 Min.

Nie zu kurz

"Soll der Verurteilte sterben oder leben? Es liegt in Ihrer Hand - voten Sie mit!" Auf dem elektrischen Stuhl sitzt MC Solaar, die Größe des französischen HipHops, und hofft auf die Gnade des Fernsehpublikums, während ein gut gelaunter Moderator die Zuseher zum Abstimmen animiert. Die bitterböse Mediensatire "Mort à l'écran" von Alexis Ferrebeuf wird im Rahmen des Kurzfilmfestivals "Vienna Independent Shorts" gezeigt. Bereits zum dritten Mal finden preisgekrönte und neu entdeckte Kurzfilme aus aller Welt ihren Platz auf heimischen Leinwänden.

Zweifelsohne ein Highlight des Festivals ist das Drama "Missing" von Kit Hui, das es vergangenes Jahr bis nach Cannes geschafft hat. Darin folgt ein junger Koreaner geheimnisvollen Notizen, um das Verschwinden seiner Freundin aufzuklären. In 14 Minuten werden zwischenmenschliche Beziehungen präzise beleuchtet. Der Film wird im Wettbewerbsblock "Herzscheiße" gezeigt, der neben "My Generation", "Systemfehler", "Körperkontakt" und "Kontrollverlust" den thematischen Schwerpunkt des Festivals bildet. Zu sehen ist das äußerst vielfältige Programm in Wien, Graz, Innsbruck und Dornbirn. Veronika Dolna

Infos unter www.viennashorts.com

Zu spät

Nachdem der Aufreger "Sakrileg" erst vergangenen Dienstag um 22 Uhr 30 (!), also nach Redaktionsschluss, der Presse gezeigt wurde, finden Sie die dazugehörige Furche-Kritik nächste Woche.

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