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Schiefe Bahn

1977 spielte die junge Jane Fonda an der Seite von George Segal in einer eher mittelmäßigen Komödie: Ein Paar kann seine Rechnungen nicht mehr bezahlen und geht daher dazu über, Banken auszurauben, um das schicke Haus nicht aufgeben zu müssen. Kaugummigesicht Jim Carrey aktualisiert die Geschichte - und das Ergebnis ist eine hysterisch komische, politisch unkorrekte Anti-Globalisierungskomödie. usa 2000: Die Firma Globecom macht gigantische Gewinne an der Börse, die Mitarbeiter sind euphorisch. Allen voran Dick Harper (Carrey): Er wurde ausersehen, die Zahlen in den Börsennachrichten zu verlesen. Doch noch während er auf Sendung ist, platzt die New-Economy-Blase. Dicks Frau Jane hatte inzwischen schon den neuen Pool bestellt und ihren Job gekündigt. Doch plötzlich steht die Familie ohne Einkommen da. Schließlich bleibt nur noch ein Ausweg: Die schiefe Bahn.

Téa Leoni ist eine grandiose Partnerin für Jim Carrey - und der ganze Film viel mehr als bloß ein zweiter Aufguss: Slapstick, Wortwitz und Situationskomik machen viel Freude, und wer will, kann sogar über den bösen Kern der Geschichte nachdenken.

Magdalena Miedl

Dick und Jane - Zu allem bereit,

zu nichts zu gebrauchen

USA 2005. Regie: Dean Parisot. Mit

Jim Carrey, Téa Leoni, Alec Baldwin.

Verleih: Sony. 90 Min.

Horrible Höhlen

Viel Psychologie, gute Schauspieler und klassische, sparsam eingesetzte Tricktechnik - mehr braucht es nicht, um Schrecken und Hochspannung zu erzeugen. "The Descent - Abgrund des Grauens" ist ein furioser Horrorfilm, der mitten ins Herz der Finsternis führt (nicht von ungefähr zitiert Regisseur Neil Marshall "Apokalypse Now"). Sechs abenteuerlustige Frauen verirren sich in einem unerforschten Höhlensystem, wo sie nicht nur von einem tragischen Geheimnis verfolgt werden, sondern auch von menschenähnlichen, Fleisch fressenden Wesen. Im Mittelpunkt steht die vom Unfalltod ihres Mannes und ihrer kleinen Tochter traumatisierte Sarah (Shauna Macdonald). Die kreuzbrave Frau mutiert im blutigen Überlebenskampf zur Kampfmaschine. Der Bezug auf den verkannten Klassiker "Rambo" erreicht seinen Höhepunkt, wenn Sarah schließlich von unten den Waldboden durchstößt. Ein Film, in dem Frauen eine klassische Männergeschichte bestehen müssen. Mit intelligenten filmischen Zitaten und einem überraschenden Schluss, der einiges zum Grübeln offen lässt.

Michael Kraßnitzer

THE DESCENT - Abgrund des Grauens

GB 2005. Regie: Neil Marshall. Mit Shauna Macdonald, Natalie Mendoza, Alex Reid. Verleih: Constantin. 99 Min.

Russische Odyssee

Die Klawdia Petuchowa hat auf dem Sterbebett ihrem Schwiegersohn, dem Adelsfeldmarschall Ippolit Worobjaninow, ein Geheimnis zugeflüstert: Vor der Revolution hatte sie ihren gesamten Schmuck in das Futter eines der zwölf Stühle ihrer Salongarnitur eingenäht. Nach der Revolution wurde das Mobiliar enteignet. Daraufhin wird der Adelsfeldmarschall geschäftig, färbt sich den Bart schwarz und macht sich auf die Suche nach den Stühlen. Unfreiwillig nimmt er dabei die Hilfe des Tagediebs Ostap Bender an - und reist mit ihm durchs Land, um Stuhlbezüge aufzuschlitzen.

Nach dem Roman von Ilka Ilf und Jewgeni Petrow hat die Filmemacherin Ulrike Ottinger einen erstaunlichen Film gedreht: Wohl spielt die Geschichte in der Sowjetunion der zwanziger Jahre, doch vor einem sehr gegenwärtigen Setting: Bis auf einzelne zeitgenössische Kostüme und die Sprache weist nichts auf die Zeit hin. Die Figuren sind grotesk stilisiert, die Dialoge theaterhaft, und doch hat der Film durch das genussvolle Einfangen bemerkenswerter Details einen dokumentarischen Charakter: Etwa das selbst gemalte "Ford"-Schild an der Garagentür einer Werkstatt, oder die Kätzchen, Hunde, Enten und Kühe, die unmotiviert durchs Bild spazieren.

Mit einer Länge von etwa dreieinhalb Stunden braucht der Film ein geduldiges Publikum, das sich auf die verworrene Geschichte und die aufregenden Bilder einlässt. Doch die Geduld lohnt sich!

Magdalena Miedl

Zwölf Stühle

D 2004. Regie: Ulrike Ottinger. Mit

Georgi Delijew, Genadi Skarga, Olga

Rawitzkaja. Verleih: Deutsche Kinemathek. 198 Min.

Diebische Kids

Nicht nur England beheimatet mit Joanne K. Rowling eine erfolgreiche Kinderbuchautorin. Cornelia Funke gehört unbestritten zu den besten Schriftstellerinnen auf diesem Sektor im deutschsprachigen Raum. Nach ihrem großen Erfolg mit "Drachenreiter" und "Tintenblut" verfasste sie mit "Herr der Diebe" ein weiteres außergewöhnliches Kinderbuch. Richard Clause, der schon "Der kleine Vampir" erfolgreich verfilmte, brachte die phantastische Räubermär nun auf die Leinwand.

Schnörkellos und geradlinig wird die Geschichte der Waisenkinder Prosper (Aaron Johnson) und Bo (Jasper Harris) erzählt, die vor ihrer bösartigen Verwandtschaft Reißaus nehmen und in Venedig stranden. Dort schließen sie Freundschaft mit einer Kinderbande, deren geheimnisvoller Anführer der titelgebende Herr der Diebe, der 15-jähriger Scipio (Rollo Weeks), ist. Als sie von einem schmierigen Hehler einen mysteriösen Auftrag bekommen, werden Sie mit dem Erwachsenwerden und Problemen mit Vertrauen und Loyalität konfrontiert.

Ein liebenswerter Film, der zeitweise an einen Donna Leon-Krimi für Kinder erinnert und eine willkommene Alternative zu "Harry Potter" bietet. Veronika Dolna

DER HERR DER DIEBE

D 2005. Regie: Richard Clause. Mit Jim Carter, Caroline Goodall, Rollo Weeks; Verleih: Warner Brothers. 98 Min.

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