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Nahtoderfahrung

Im Zeichen der Libelle - Dragonfly

USA 2002. Regie: Tom Shadyac. Mit Kevin Costner, Kathy Bates, Susanna Thompson, Linda Hunt. Verleih: Buena Vista. 104 Min.

Kino-Grusel mit einem herrlich pathetischen Hollywood-Ende: "Im Zeichen der Libelle" sorgt für Tränen und Gänsehaut. Ein halbes Jahr ist es her, dass die Ärztin Emily Darrow (Susanna Thompson) bei einem humanitären Einsatz im venezolanischen Dschungel ums Leben gekommen ist. Nun passieren seltsame Dinge: Krebskranke Kinder mit Nahtoderfahrungen erzählen ihrem Mann Joe, dem Leiter der Notaufnahme am Chicago Memorial Hospital (Kevin Costner), sie wären ihr begegnet und sie wolle ihrem Mann unbedingt etwas mitteilen. Aus einem Toten spricht Emilys Stimme. Gegenstände, die ihr gehören, bewegen sich ... Wahnvorstellungen, weil der schwer leidende Joe den Tod der geliebten Emily nicht verkraftete? Lebt Emily etwa noch? Oder versucht sie tatsächlich, aus dem jenseits Kontakt mit Joe aufzunehmen? Und wenn ja, warum? Die Suche nach der Antwort führt ihn an jenen Ort, wo Emily den Tod gefunden hat. Die Reise lohnt sich - für Joe und den Zuschauer.

Michael Krassnitzer

Bewegtes Gemälde

Hinter der Sonne - Behind the sun - Abril Despedaçado

Brasilien/CH/F 2001. Regie: Walter Salles. Mit José Dumont, Rodrigo Santoro, Luiz Carlos Vanconcelos. Verleih: Buena Vista. 89 Min.

Wer noch den mit Preisen hoch dekorierten Film "Central do Brasil" des brasilianischen Regisseurs Walter Salles vor Augen hat, darf sich nun auf sein bildgewaltiges Drama "Hinter der Sonne" freuen, das seine Weltpremiere bei den Filmfestspielen von Venedig 2001 feierte. Salles erzählt von Bluts- und Bruderrache in einer von sengender Hitze gequälten, zerklüfteten Gegend. Tonhos (Rodrigo Santoro) soll auf Wunsch seines Vaters (José Dumont) den Tod seines älteren Bruders rächen. Sein eigenes Leben setzt er dabei zur Rettung der Familienehre aufs Spiel. "Hinter der Sonne" besticht vor allem durch seine optischen Qualitäten und zeigt eine Flut an natürlichem Licht, das die Protagonisten in wunderbar warme Farben taucht. Walter Salles hat ein sich bewegendes Gemälde geschaffen.

Der Film ist, nach dem Erfolg von "Central do Brasil", bereits die zweite Zusammenarbeit zwischen Salles und Produzent Arthur Cohn, der unter anderem die letzten fünf Filme Vittorio de Sicas produzierte und bereits mit sechs Oscars ausgezeichnet wurde.

Matthias Greuling

Showdown einer Idee

Showtime

USA 2002. Regie: Tom Dey. Mit Robert De Niro, Eddie Murphy, Rene Russo, William Shatner. Verleih: Warner Bros. 95 Min.

Im obersten Stock eines Hochhauses in L.A. kommt es zum Showdown: Oberverbrecher Vargas (Pedro Damian) balgt sich mit den Cops Mitch Preston (Robert De Niro) und Trey Sellars (Eddie Murphy) und schießt Löcher in die Decke. Das ist deshalb fatal, weil sich nun das Wasser aus dem Swimming Pool am Dach in den Raum ergießt und Vargas samt Cops mit sich reißt.

Dieser actionverseuchte Schluss von "Showtime" markiert das traurige Ende einer an sich originellen Plot-Idee, die von Tom Dey mit Hollywoodpromis in Szene gesetzt wurde: Mitch und Trey sind ein ungleiches Polizistenpaar in Los Angeles, das einander in tiefer Abneigung zugetan ist. Mitch, ein ehrlicher Cop vom Scheitel bis zur Sohle, muss sich mit Trey abgeben, einem Möchtegernschauspieler, der nur deswegen bei der Streifenpolizei herumtut, weil er von etwas leben muss.

Aufgrund widriger Umstände müssen Mitch und Trey der TV-Produzentin Chase Renzi (Rene Russo) zu Diensten sein. Renzi erfindet die Reality-TV-Reihe "Showtime": Ein TV-Team begleitet dabei die beiden Cops bei der Verbrecherjagd. Mitch kann weder Trey noch die TV-Leute riechen, trotzdem muss er seinen Job machen - die Jagd nach Vargas, der auf seinen Raubzügen eine neue Waffe, die auch Panzerstahl durchschlägt, einsetzt.

Zu den stärksten Momenten von "Showtime" gehört die witzige Entlarvung des Genres Reality TV, das - im Gegensatz zum Namen - so gar nichts mit der Wirklichkeit zu tun hat: Chase Renzi lässt etwa die Wohnung von Mitch umbauen und TV-gerecht stylen: Die wirkliche Wohnung hätte fürs Fernsehen nichts hergegeben. Stark auch William Shatner, der - neben seiner Weltraumerfahrung als Raumschiff Enterprise-Captain Kirk - als Streifenpolizist J. T. Hooker einer Polizei-TV-Serie populär ist. Shatner spielt sich selbst: Er, der Schauspieler, gibt den echten Cops Mitch und Trey Tipps, wie sie sich als fernsehgerechte Polizisten zu verhalten haben.

Reality-TV-Farce pur. Leider nur wenige Momente lang.

Otto Friedrich

Unerforschte Tiefen

Nicht noch ein Teenie-Film! - Not another Teen-Movie

USA 2001. Regie: Joel Gallen. Mit Chyler Leigh, Chris Evans, Jaime Pressly u.a. Verleih: Columbia Tristar. 89 Min.

MTV-Movie Awards-Produzent Joel Gallen war die ständigen Teenie-Filme offenbar leid. Mit "Not another Teen-Movie" versucht er sich daher an einer Genre-Parodie, indem er alle Klischees dieser Filmsparte aufgreift und ironische Anspielungen am laufenden Band kredenzt (man erinnere sich nur an "American Pie" oder "Eine wie keine"): Der von der Cheerleaderin Priscilla (Jaime Pressly) verlassene Football-Champion Jake (Chris Evans) wettet mit seinem Freund Austin, dass er Janey - das hässlichste Mädchen der Schule - in die Abschlussball-Königin verwandeln könnte und verstrickt sich dabei in Schwierigkeiten.

Obwohl die Idee für eine Teenie-Persiflage nicht schlecht ist, bleibt jede Tortenschlacht eines Stummfilms unterhaltsamer und origineller als diese misslungene Parodie. Regiedebütant Joel Gallen senkt bei seiner Revue über die ohnehin seichten Teenie-Filme das Niveau in bislang unerforschte Tiefen. Für all jene, die ihre Lachmuskeln nicht mit Witzen über Behinderte oder von der Zimmerdecke regnende Fäkalien beeindrucken können, ist "Not another Teen-Movie" daher wohl weniger geeignet.

Carolin Baghestanian

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