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Aus Amerikas Vergangenheit

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Gleich zweimal in dieser Woche serviert uns Amerika eine Filmstory aus den verrückten zwanziger und dreißiger Jahren, die eine — heitere —, „Modern Millie“, ist eine musikalische Komödie, die in erster Linie davon profitiert, dem Musical- Star Julie Andrews auf den Leib zurechtgeschneidert worden zu sein. Prinzipiell ist das eine ganz banale, auf Publikumswirksamkeit zurechtgetrimmte Fünfkreuzergeschichte, was aber nicht ausschließt, daß der Film als musikalische Komödie mit einer Perfektion gemacht wurde, wie sie in Hollywood selbstverständlich ist. Vor allem wird von Julie Andrews, Mary Tyler-Moore, James Fox und John Gavin blendend gespielt, mit einem leisen Hang zur Selbstpersiflage und — vom Drehbuch her forciert — mit Mut zu ausgesprochen absurden Gags. Das sind Einfälle, die Regisseur George Roy Hill zwar einem Harold Lloyd abgeschaut hat, der so etwas schon vor 40 Jahren machte, doch war es ja schließlich die Absicht des Streifens, nicht nur das Zeitkolorit, Kostüme, Musik und Moral, sondern auch den Filmstil jener „Roaring Twenties“ heraufzubeschwören. Das Beste sind aber zweifellos die zahlreichen Tanz- und Musiknummern, die sich nahtlos in die Handlung ein- fügen und optisch und akustisch keinen Wunsch offen lassen.

Weit weniger amüsant ist Arthur Penns Gangsterstory aus dem Beginn der dreißiger Jahre, „Bonnie und Clyde“, ein schon deswegen ungewöhnliches Sujet, well es im Gegensatz zu der harmlosen „Mb- dern Millie“ auf tatsächlichen Begebenheiten basiert: Das Gangsterpärchen Bonnie Parker und Clyde Barrow, das in den Jahren 1931 bis 1934 in Amerika ganze Landstriche terrorisierte, hatte 18 Menschenleben und unzählige Banküberfälle auf dem Gewissen, ehe es am 23. Mai 1934 ein blutiges Ende fand. — Es ist dem Film hoch anzurechnen, daß er sich peinlichst davor in acht genommen hat, das Unwesen des mordenden und plündernden Paares in irgendeiner Weise zu glorifizieren. Zwar zeigt der gesamte Stil des Streifens, besonders optisch (fabelhaft die Kamera von Bumett Guffey), die Absicht des Regisseurs, die Angelegenheit zu betrachten wie etwa eine Mär aus längst vergangener Zeit, die stellenweise — etwa in der Picknickszene — fast lyrische, gemäldehafte Züge annimmt. Dafür ist der Schluß um so ernüchternder und schockierender, als in Zeitlupe gezeigt wird, wie die Maschinengewehrsalven der Polizei die bereits toten Leiber des Duos zerfetzen... Im ganzen: Ein Gangsterfilm von ganz außergewöhnlichem Format, mit dem Regisseur Arthur Penn dem seinerzeit von den Amerikanern so meisterhaft gepflegten Filmgenre eine überraschende, gekonnte und eindrucksvolle Renaissance verschafft hat.

Ernst Niessner

Die Samstagsendung von Heinz Conrads wurde nicht nur um ein« Viertelstunde gekürzt, sondern auch neu betitelt und in veränderter architektonischer Umrahmung präsentiert. Heimisch schien der professionelle Plauderer darin noch nicht. Eher verlegen und bedrückt. Das Brauchtum rund um den Dreikönigstag war das Hauptthema. Vielleicht wäre es eine noch nettere Geste gewesen, hätte er seinen Stemsingergästen aus Tirol auch einen kleinen Obulus ins Sammel- kistel gesteckt. Die internationale Erweiterung durch passende Weisen aus Venezuela sowie russische Weihnachtslieder, von Boris Rubaschkin gesungen, war recht eindrucksvoll. Familiär auch die Begegnung mit der 75jährigen steirischen Dichterin Paula Grogger.

Ein von Gustav Peuker auf durchdachte Lichteffekte gestellter „Fenstergucker“ über das Benediktinerstift Göttweig war kulturell sehr aufschlußreich.

Das Zwiegespräch eines Negerpriesters mit seinem österreichischen Glaubensbruder über die Symbolik des Sterns von Bethlehem in der Sendung „Christ in der Zeit“ gewann vor allem Farbe durch die Feststellungen über die unterschiedlichen Gottesbeziehungen, die auch manche Schwierigkeiten bei der Missionstätigkeit aufhellten.

Wenig erfreulich vor allem hinsichtlich seiner schlechten bildlichen Qualität erwies sich die von Arthur Maria Rabenalt inszenierte Operette „Der Zigeunerbaron“. Teilweise waren die Bilder so dunkel, daß nur Umrisse zu erkennen waren. Spürbare Diskrepanz zwischen der realen Naturland'chaft und dem in konventionellen Bühnengesten und -effekten verhafteter,. Spiel. Filmregisseur Rabenalt lütte das eigentlich ausmerzen müssen. Man hielt sich entscheidend an die Musik und die schönen Stimmen, vor allem von Rudolf Schock, Eberhard Wächter, Lotte Schädle und Hilde Konetzni.

Die Gedenfcsendung zum 20. Todestag Richard Taubers erhielt ihre Attraktion vor allem aus der stimmlichen und bildlichen Wiederbegegnung mit dem großen Sänger. Auch die Interviews mit Kammersänger Alfred ,Jerger, dem Cousin Max Taubep, dem wie stets ungezwungenen und unterhaltsamen Marcel Prawy und der charmant-persönlichen Elfe Gerhart rundeten plastisch den künstlerischen und menschlichen Background der unvergeßlichen Persönlichkeit ab. Zu glatt und wie am Schnürchen abgespult wirkte dagegen die Präsentation durch die sonst recht angenehmen jungen Herren Joachim Bissmeier und Claus Wildbolz unter der Regie von Jörg Eggers. Besonders störten einen die auf Improvisationen getrimmten Übergänge zu den einzelnen Gesprächspartnern.

Der Beginn der neuen O. N. C. E. L.-Serie entpuppt sich als ein kaum sehr spannendes Agenten-Tohuwabohu, bei dem hauptsächlich extravagante Schieß- vnstrumente in Aktion traten.

Dem viel umschwärmten Quizmaster Hans Joachim Kulenkampff hat die eineinhalb jährige Pause des aufwendigen Frage- und AntWortspiels „Einer wird gewinnen“ nichts von seiner liebenswürdigen Showroutine geraubt. Auch seine neu erwählten Assistentinnen wirkten dezent und zuverlässig im Hintergrund. Weniger einfallsreich als Kulen- kampffs Randbemerkungen schienen die Rätselaufgaben, von denen zumindest drei sich im Grundprinzip ähnelten. Auch ließ die belebende Unterstützung seitens einiger Kandidaten zu wünschen übrig, so daß der Quizstar selbst immer wieder energisch antauchen mußte, um auf- kommende Flauten zu überbrücken.

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