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Hartnäckige Rache

Zu barocken Klavierklängen und einer Bildästhetik à la Kill Bill bricht die Protagonistin in Lady Vengeance auf, um nach Sympathy For Mr. Vengeance (2002) und Oldboy (2003) das letzte Kapitel von Park Chan-wooks Rachetrilogie zu schreiben. Im Zentrum der Blutoper steht die junge Lee Geum-ja, die nach einem erpressten Geständnis, einen fünfjährigen Jungen entführt und ermordet zu haben, aus dem Gefängnis entlassen wird. Von Schuldgefühlen und der Sehnsucht nach Rache getrieben, macht sie sich auf die Suche nach dem wahren Killer, der noch fünf weitere Kinder ermordet hat. Doch anders als in vergleichbaren Hollywood-Produktionen, deren Spannungsklimax sich an dieser Stelle zumeist schon erschöpft, holt Chan-wook zu einem inszenatorischen Paukenschlag aus: Nachdem Geum-ja den wahren Mörder dingfest gemacht hat, wird der Racheengel zur Richterin - die Rolle des Henkers überlässt sie den Eltern der ermordeten Kinder.

Das asiatische Regie-Ass betont, dass es ihm nicht um die Ästhetisierung, sondern um die Emotionalisierung von Schmerz geht. Selten noch wurde die Frage nach Rache und (Selbst-)Gerechtigkeit im Gegenwarts-Kino auf so blutig-poetische Art und Weise beantwortet. Jürgen Belko

LADY VENGEANCE

Südkorea 2005. Regie: Park Chan-wook. Mit Lee Young-ae, Choi Min-sik, Oh Dai-su. Verleih: 3L-Filmverleih. 112 Min.

Indische Träume

Indische Filmproduktionen machten in den letzten Jahren auch in Europa und den USA Furore. Einfach gestrickte Liebesgeschichten, untermalt mit bombastischen Tanzeinlagen, vermitteln ein harmonisches und zugleich naives Bild des Subkontinents. Doch neben der unter "Bollywood" betitelten Massenproduktion kommt nun ein indischer Dokumentarfilm in die heimischen Kinos, der die Schattenseiten der fortschreitenden Globalisierung zeigt.

Regisseur Ashim Ahluwalia lässt in John und Jane sechs indische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eines Callcenters zu Wort kommen, die in 14-stündigen Nachtschichten amerikanischen Kunden neue Telefontarife verkaufen oder sich für Störungen eines Gerätes wüste Beschimpfungen anhören müssen. Den Menschen hinter den Hotlines wurden im Laufe ihrer Ausbildung nicht nur die englische Sprache, sondern auch die amerikanischen Grundwerte wie das ewige "Streben nach Glück" beigebracht. Dadurch beeinflusst träumen sie von einem besseren Leben in Reichtum - und vor allem in den USA. Roland Gratzer

John und Jane

Indien 2005. Regie: Ashim Ahluwalia. Verleih: Freunde der Deutschen

Kinemathek. 83 Min.

Biedere Correctness

Respekt gegenüber anderen Kulturen, Gleichberechtigung von Mann und Frau, Zivilcourage: Wer möchte nicht, dass seine Kinder Filme sehen, die solche Werte vermitteln? Kiriku und die wilden Tiere ist ein solcher Streifen. Michel Ocelots erster Film (Kiriku und die Zauberin) war ein Kinohit in Frankreich, die Fortsetzung bringt weitere vier Abenteuer des klein geratenen, aber dafür umso pfiffigeren afrikanischen Jungen. Mit viel Verstand, Kreativität und Mut bewahrt Kiriku immer wieder sein Dorf vor Unbill, die seitens der Natur und einer bösen Zauberin droht. Es ist wie ein animiertes Kinderbuch der anspruchsvollen Sorte: weise, ohne verstörende Action, aber auch bieder gezeichnet sowie ohne Spannung und Humor - das ist der Preis, der dem kleinen Zuseher für die Vermittlung von Werten abverlangt wird. Michael Kraßnitzer

KIRIKU UND DIE WILDEN TIERE

Frankreich 2005. Regie: Michel Ocelot, Bénédicte Galup. Musik: Youssou N'Dour, Manu Dibango, Rokia Traoré. Verleih: Filmladen. 75 Min.

Blutiger Aufguss

Aller guten Dinge sind bekanntlich drei - nicht allerdings, wenn es sich um die Trilogie des Horrorschockers Saw handelt. Ließ der erste Teil die Herzen von Hardcore-Horrorfans und Film-Produzenten höher schlagen, löste bereits das Sequel erste Ermüdungserscheinungen aus. Dass mit Saw III nun endgültig der kreative Herztod eingetreten ist, liegt weniger an den im Stakkato über die Leinwand zuckenden Folterbilder als am fehlenden Einfallsreichtum des kammerspielartig inszenierten Selbstplagiats: Diesmal ist es die Ärztin Lynn Denlon, die ins Visier des Serienkillers Jigsaw und seines Ex-Opfers und nunmehrigen Komplizin, Amanda, gerät. Ihre Aufgabe: Sie muss den todkranken Massenmörder am Leben erhalten - will sie ihr eigenes nicht verlieren. Jürgen Belko

SAW III

USA 2006. Regie: Darren Lynn

Bousman. Mit Tobin Bell, Shawnee Smith, Angus Macfadyen. Verleih: Luna Film. 103 Min.

Bittere Einsamkeit

Kenji, ein japanischer Bibliothekar in Bangkok, ist perfektionistisch veranlagt. Nur am Suizid scheitert er. Der kriminelle Bruder verhindert zufällig das Erhängen, ein Unfall holt den Lebensmüden wieder vom Brückengeländer. Er wird Zeuge davon, wie ein junges Mädchen stirbt - was ihn mit ihrer Schwester Noi verbindet. Eine kurze, fragile Beziehung zwischen den beiden verschiedenen Charakteren entspinnt sich. Das dominierende Thema in Pen-Ek Ratanaruangs zartem Drama Last Life in the Universe ist die Einsamkeit - und entsprechend ruhig verläuft sie. Lässt man sich auf die leise Romanze ein, wird man nicht nur mit erfrischendem japanischen Humor belohnt, sondern auch mit sensationell fotografierten Bildern.

Nicole Albiez

LAST LIFE IN THE UNIVERSE

Thailand/Japan 2003. Regie: Pen-Ek Ratanaruang. Mit Tadanobu Asano, Sinitta Boonyasak, Riki Takeuchi.

Verleih: Rapid Eye Movies. 112 Min.

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