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Vater und Sohn in Beziehung

Der 13-jährige Armin (Armin Omerovic) wünscht sich nichts sehnlicher, als eine Rolle in einem Film zu ergattern. Gemeinsam mit seinem Vater Ibro (Emir Hadzihafisbegovic) macht er sich deshalb in einem alten, klapprigen Bus vom bosnischen Heimatstädtchen ins kroatische Zagreb auf. Dort will ein deutsches Team einen Film über den Bosnienkrieg drehen. Ein Casting-Termin wurde ausgeschrieben, und Armin will unbedingt dabei sein. Leider streikt bald der Bus, und Vater und Sohn kommen zu spät. Doch Ibro will nicht aufgeben. Dem kroatischen Regisseur Ognjen Svilicic dient seine Handlung als Anlass für die intensive Schilderung einer komplexen Vater-Sohn-Beziehung: Der Vater fühlt sich in seiner Rolle zutiefst unsicher; nur zögerlich kommt er seinem scheuen Sohn auf der Reise näher. Die beiden Männer hören einander zum ersten Mal im Leben wirklich zu. Darüber hinaus unternimmt der Film den Versuch, mit einem ruhigen, fast dokumentarischen, aber auch humorvollen Fluss den Bosnienkrieg aufzuarbeiten. Es wird deutlich, wie tief die Wunden noch immer sind. (Matthias Greuling)

Armin

HR/D/BiH 2007. Regie: Ognjen Svilicic. Mit Emir Hadzihafizbegovic,

Armin Omerovic. Verleih: Top. 82 Min.

Fernöstliche Action-Kost

"Wer im Weg ist, muss sterben!" Jede Menge Hindernisse gibt es im Kampf um die Vorherrschaft auf den Straßen der Hauptstadt Taiwans in "Monga - Gangs of Taipeh" für die Mitglieder der "Prince"-Gang zu überwinden: skrupellose Rivalen, ungeschriebene Mafiagesetze und Verrat in den eigenen Reihen. Mittendrin: Außenseiter Mosquito, der in der Bruderschaft einflussreicher Triaden-Bosse eine Ersatzfamilie findet, bis sich die Machtverhältnisse im Stadtviertel schlagartig ändern und er erkennen muss, dass man Alkohol und Frauen kaufen kann, Loyalität und Freundschaft nicht. Gleiches gilt für Doze Nius innovative Idee fernöstliche Action-Kost mit Coming-of-Age-, Gangsterfilm- und Familiendrama-Elementen zu verknüpfen. Ob der Filmemacher mit seinem bunten Mix aus "Der Pate" und "City of God" international punkten kann, wird auch die Vergabe des heurigen Auslands-Oscars zeigen, für den die pathetische Gangster-Ballade als Taiwans Beitrag ins Rennen geht. (Jürgen Belko)

Monga, Gangs of Taipeh (Báng-kah)

TWN 2010. Regie: Doze Niu. Mit Ethan Ruan. Verl.: Rapid Eye Movies. 140 Min.

Sanfte Eindringlichkeit, unmögliche Liebe

"Du sollst nicht lieben". Der Filmtitel bringt das Thema auf den Punkt: In Gebots-, genauer: Verbots-Form spricht er das Gegenteil dessen aus, was ein geglücktes Leben ausmacht. Ja, du darfst tatsächlich nicht lieben, wenn du in einer ultraorthodoxen jüdischen Gemeinde in Jerusalem lebst und dich in einen Mann verliebst. Einen, der nicht nur wirklich fromm und gottesfürchtig, sondern auch verheiratet und Vater von vier Kindern ist.

Der junge israelische Filmemacher Haim Tabakman nähert sich in seinem ersten Spielfilm dem in allen altehrwürdigen Religionen so schwer zu verkraftenden Thema der Homosexualität. Dass er die Geschichte im radikal frömmsten Milieu des Judentums spielen lässt, hat aber weder etwas mit einer Neigung zum Tabubruch noch mit einer bloß platten Anklage an eine "rückständige" Gesellschaft zu tun.

Der Film erzählt unspektakulär behutsam, wie Liebe auch einen kulturellen wie religiösen Raum braucht, in dem sie sich entfalten kann. Und der ist in dieser Gesellschaft nicht zu haben.

Solches Thema ist uralt - nicht erst seit"Romeo und Julia". Und man wird, dieselbe Art von Liebe betreffend, an Ang Lees Schwulenwestern "Brokeback Mountain" erinnert. Die sanfte Eindringlichkeit dankt der Streifen auch der grandiosen Darstellung der zwei Protagonisten Aaron (Zohar Strauss)und Ezri (Ran Danker). (Otto Friedrich)

Du sollst nicht lieben (Einayim Petukhoth/Eyes Wide Open)

IL/F/D 2009. Regie: Haim Tabakman.

Mit Zohar Strauss, Ran Danker, Tinkerbell. Verleih: Polyfilm. 90 Min.

Märchen, charmant

Byron Howards und Nathan Grenos "Rapunzel - Neu verföhnt" steht ganz in der Tradition klassischer Disney-Animationsfilme. Sehr frei geht das Regieduo mit dem Grimm'schen Märchen um, verwendet nur Grundelemente der Handlung und legt den Schwerpunkt auf die Emanzipation der in einem Turm gefangenen jungen Prinzessin. Schwungvoll inszeniert, mit flotten Sprüchen nicht geizend und 3-D dezent, aber wirkungsvoll einsetzend bietet dieser Film charmante Unterhaltung für die ganze Familie. (Walter Gasperi)

Rapunzel - Neu verföhnt (Tangled)

USA 2010. Regie: Nathan Greno, Byron Howard. Verleih: Disney. 100 Min.

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