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Bei so viel ministerialem "Mut" bekam es sogar Anton Zeilinger mit der Angst zu tun: Gleich bei seinem ersten Auftritt ließ Infrastrukturminister und Alpbach-Neuling Mathias Reichhold (FP) Donnerstag vergangener Woche die Katze aus dem Sack: Er habe einen "sehr mutigen" Vorschlag ersonnen, die heimische Forschungslandschaft umzupflügen und die drei großen Fonds (den FFF für angewandte Forschung, den Technologiefonds ITF und den bislang im Bildungsministerium beheimateten FWF für wissenschaftliche Grundlagenforschung) unter einem Dach zu vereinen. Mutig genug, sollte es natürlich seines sein.

Solch ungestüme Vereinnahmung sorgt bei Grundlagenforschern wie Experimentalphysiker Zeilinger für Beklemmung. Auch FWF-Präsident Arnold Schmidt befürchtet die Auflösung seines in wissenschaftlicher Selbstverwaltung geführten Fonds und zeigt sich widerborstig. Eingebettet in eine Holding im Infrastrukturministerium, so die Befürchtung, wäre die Grundlagenforschung endgültig dem Kosten-Nutzen-Kalkül ausgeliefert und ihrer Freiheit beraubt.

Die Überraschung über Reichholds Vorstoß ist umso größer, als er sich beim Tempo seiner Reformen selbst in den Schatten stellt: So hat er beim Rat für Forschung und Technologieentwicklung einen Forschungs- und Innovationsplan bestellt, der erst im Oktober vorliegen wird. Nun aber will der umtriebige Minister bereits am 16. September einen Gesetzesentwurf zur Begutachtung aussenden. In Kraft treten soll das Gesetz im Jänner 2003.

Wenn auch eine Durchforstung des Forschungsförderungsdschungels längst überfällig ist: Soviel Eile ist verdächtig. Besonders für Reichholds Regierungskollegin, Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (VP), die zudem die Möglichkeit zum Konter in Alpbach ungenützt verstreichen ließ. Nicht zuletzt stellen aber derlei Schnellschüsse der Regierung in Sachen Technologiepolitik generell ein schlechtes Zeugnis aus: Denn wieviel Weitsicht darf in Wien vorausgesetzt werden, wenn sie nicht einmal bis Alpbach reicht?

doris.helmberger@furche.at

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