Freistilringen in Salzburg

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Die Salzburger Festspiele bieten heuer ein Allerweltsprogramm. Spät aber doch wurde ein Freistilringen angesetzt. Der hoch bezahlte und als "Onkel lustig" allseits beliebte Intendant Jürgen Flimm stieg ohne zu zögern gegen seinen Schauspielchef in den Ring und schlug diesen windelweich. Nicht so fest allerdings, dass dieser sich nicht aufzumucken traute und von schlechtem und despotischem Führungsstil sprach. Es folgte der Rücktritt des Beklagenswerten und also gleich der Rücktritt vom Rücktritt. Und schon ging es spannend weiter. Der hoch bezahlte Intendant fuhr mit seiner gleichfalls hoch bezahlten Präsidentin auf Dienstreise nach New York; nicht nur, um für sein Programm zu werben, sondern -wie Wiens Staatsoperndirektor treffend bemerkte - um sich nächtens seinen Vertrag für den Job eines Operndirektors in Berlin auszuhandeln. Salzburg, meinte der vielseitige Intendant, sei bis zu seinem Vertragsende 2011 ohnehin geplant und er könne sich auch beiden Jobs gleichzeitig widmen. Kein Schiedsrichter fand sich, der ihm das endgültige Aus verkündete. Salzburgs Verantwortliche lassen sich gerne demütigen. In ihrem Auftrag wird jetzt nach einem neuen "Onkel" oder einer neuen "Tante lustig" Ausschau gehalten. Wer wird da wofür gesucht?

Das Festival hat seine Unverwechselbarkeit längst verloren. Kaum noch etwas wird aus der Landschaft, der Stadt, der ursprünglichen Idee entwickelt. Die Dramaturgie folgt dem international austauschbaren Festivalangebot. Die fünfköpfige Führung wirkt aufgebläht, schwerfällig und teuer. Was will man heute mit den Festspielen vermitteln? Genügt es wirklich, das Sommergeschäft der Stadt zu beleben? Vielleicht sollte man zunächst einmal diese Fragen klären; eine zeitgemäße Struktur finden und dann erst nach einer charismatischen Persönlichkeit suchen, die in Salzburg etwas zu bewirken vermag. Ein gutes Management ist Voraussetzung; Salzburg braucht viel mehr.

Der Autor ist ORF-Kulturjournalist

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