"Gott erhalte" im Wandel der Zeit

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Im Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek können sich Besucher in neun Vitrinen und in einer von Christoph Kremer gestalteten Installation über die Geschichte und das Schicksal von Haydns Kaiserhymne informieren.

Den Grundstock für das Vertrauensverhältnis hatte Kaiser Joseph II. gelegt: Er bestellte den nachmaligen niederösterreichischen Regierungspräsidenten Franz Josef von Saurau zum Gesellschafter des späteren Herrschers Kaiser Franz I. Saurau nützte dies nicht nur, um Kaiser Franz die ungeschminkte Wahrheit über die Stimmung im Volk zu sagen, auf ihn geht auch die Idee einer Hymne als Ausdruck eines eigenen Identifikationssymbols zurück. Inspiriert dazu wurde er, wie er 1820 an den Hofmusikgrafen Moritz von Dietrichstein schrieb, durch das "Nazionallied" der Engländer. Nach ihrem Vorbild ließ sich Saurau vom kaisertreuen Dichter Lorenz Leopold Haschka (bis zur Aufhebung des Ordens 1780 Jesuit) einen Text verfassen und wandte sich damit "an unseren unsterblichen Landsmann Haydn". Das Kaiserlied war geboren. Wenigstens nach der Version Sauraus. Nach einer anderen ging die Initiative von Gottfried van Swieten, dem Präfekten der k.k. Hofbibliothek (der heutigen Nationalbibliothek) aus.

In deren Prunksaal kann man sich in neun Vitrinen und in einer von Christoph Kremer (dem Ausstatter der kommenden Volksopernproduktion, Oscar Straus' "Die lustigen Nibelungen") gestalteten Installation, welche die Hymne als Folie zu ihren jeweiligen geschichtlichen Stationen verwendet, über die Entstehungsgeschichte und das weitere Schicksal dieser Kaiserhymne informieren (Konzept: Thomas Leibnitz).

Allen Versuchen von Staatskanzler Renner zum Trotz blieb das "Kaiserlied" - dann mit einem Text des deutschnationalen Priesterdichters Ottokar Kernstock - auch zwischen 1929 und 1938 Österreichs offizielle Staatshymne. Schon im August 1922 hatte das Deutsche Reich diese Haydn-Melodie mit dem Text "Deutschland, Deutschland über alles" von Hoffmann von Fallersleben zur offiziellen deutschen Nationalhymne erklärt. Die Zweite Republik musste sich nach einer neuen Hymne umsehen.

Haydns 200. Todestag im kommenden Jahr und die Tatsache, dass die Nationalbibliothek die Originalhandschrift der Kaiserhymne "Gott erhalte" besitzt, sind der Grund für diese Ausstellung, deren Exponate auch Bezüge zur "Schöpfung", zu den Haydn gewidmeten Mozart-Streichquartetten und zu Beethoven, dessen Lehrer Haydn kurze Zeit war, herstellen. Im Mittelpunkt aber steht Joseph Haydns in verschiedenen Versionen präsentierte Hymne, deren Melodie angeblich auf ein kroatisches Volkslied oder das gregorianische Pater noster zurückgeht.

Joseph Haydn, Gott erhalte. Schicksal einer Hymne Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek

bis 1. Februar 2009 Di-Sa 10-18 Uhr, Do 10-21 Uhr

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