Griechenland und das kleine Glück

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"Papadopoulus & Söhne“: Ein verlorenes Geschäftsimperium und ein moderner Alexis Sorbas in einem Film, der erst gegen Ende Fahrt aufnimmt.

Misswirtschaft, Korruption, Nepotismus: Unwillkürlich kommen einem diese Begriffe in den Sinn, wenn man an Griechenland in Zusammenhang mit Wirtschaft denkt. Harry Papadopoulos, der Hauptfigur in dem britischen Kinofilm "Papadopoulos & Söhne“, sind diese Untugenden jedoch fremd: Der in Griechenland geborene Geschäftsmann (Stephen Dillane) hat in Großbritannien aus dem Nichts ein erfolgreiches Großunternehmen aufgebaut, immer brav seine Steuern gezahlt und wurde soeben zum "europäischen Unternehmer des Jahres“ gewählt. Doch die Krise holt auch ihn ein. Plötzlich fordert die Bank den Kredit zurück, den er für den Bau eines Einkaufszentrums aufgenommen hat, und schon ist er pleite. Zunächst bleibt dem Witwer und seinen drei Kindern nichts als jenes alte Fish&Chips-Lokal, in dem einst Harrys sagenhafter Aufstieg begann.

Der als Komödie ausgeschilderte Streifen von Markus Macou - selbst ein griechischstämmiger Engländer - erzählt, wie ein vom modernen Kapitalismus Assimilierter zurück zu seinen menschlichen Wurzeln findet. Am Ende ist Griechenland nicht mehr Synonym für alles Schlechte, sondern steht - ganz im Gegenteil - für das glückliche Leben. "Erfolg ist, wenn man Freude am Leben hat“: Auf diese Formel, eine Erkenntnis des Geläuterten, lässt sich die Kernbotschaft von "Papadopoulos & Söhne“ bringen.

Der Retter kommt in Gestalt von Harrys Bruder Spiros (Georges Corraface), einem sympathischen Schlitzohr, einem Bonvivant, für den die Lebensfreude über allem anderen steht; ein moderner Alexis Sorbas, wenn man so will. Der Kontakt war viele Jahre lang abgebrochen, doch nachdem ihm die Hälfte des Schnellrestaurants gehört, in dem Harry nun mit seinen Kindern leben und arbeiten muss, kommen sich die Brüder zwangsweise wieder näher. Traumatische Kindheitserlebnisse und die gemeinsame unbeschwerte Zeit als Kellner wiegen schwerer als die spätere Entfremdung. Auch Harrys Beziehung zu seinen Kindern, die erstaunlich gut mit dem Verlust des Wohlstandes zurecht kommen, bessert sich. Trotz allem versucht er weiterhin, mit Hilfe eines aalglatten Unternehmensberaters sein Imperium zu retten. Doch schließlich schlägt er den Deal, der ihm wieder den früheren Wohlstand beschert hätte, aus. Im letzten Moment wird ihm klar, dass der Neuanfang in der Frittenbude um so viel intensiver und freudvoller ist als seine frühere Existenz.

Liebe, Tragik und Sirtaki

Die Beschreibung hört sich eigentlich ganz gut an, doch leider ist "Papadopoulos & Söhne“ ein zäher Film. Weder ist er lustig, noch ergreifend, noch spannend. Die unvermeidliche Liebesgeschichte ist mit einer seltsamen Beiläufigkeit erzählt. Erst kurz vor dem Ende, als unerwartet ein tragisches Ereignis über die Familie hereinbricht, nimmt der Film Fahrt auf und vermag des Zuschauers Herz zu bewegen. Am Ende steht eine der "Alexis Sorbas“-Verfilmung ähnliche Szene, in welcher der alles andere als gescheiterte Harry vor seinem Lokal Sirtaki (oder einen der zahlreichen ähnlichen Tänze mit anderer Schrittfolge) tanzt. Wir müssen uns Harry Papadopoulos als einen glücklichen Menschen vorstellen.

Papadopoulos & Söhne (Papadopoulos & Sons)

GB 2012. Regie: Marcus Markou. Mit: Stephen Dillane, Georges Corraface. Filmladen. 109 Min.

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