Kein "Bauernmaler"

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Albin Egger-Lienz in der RLB Kunstbrücke Innsbruck.

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Albin Egger-Lienz in der RLB Kunstbrücke Innsbruck.

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Wenn die Welt untergeht und manche alten Werte und Begriffe sich verwischen, so steht mein Werk außerhalb des Rummels wie ein Sein für sich." Das sagt Albin Egger-Lienz (1868 bis 1926) über sein außergewöhnliches Lebenswerk, das in einer chronologisch abgestimmten Auswahl aus den Beständen des Schlosses Bruck (Lienz) in der Raiffeisen Landesbank Kunstbrücke in Innsbruck fasziniert und bewegt. Unter den 30 Exponaten befinden sich nicht nur bekannt repräsentative Werke. Man legte auch Wert darauf, wenig vertraute Arbeiten aus den verschiedensten Schaffensperioden des großen Österreichers in die Schau einzubinden.

Den Frühwerken vor und nach 1900 ("Auf der Treppe") ist noch die atmosphärische Stimmungsmalerei Defreggers oder Millets eigen; Bravour des Stils wie auch Kolorit erinnern an das Genre der Münchner Akademie ("Tiroler Kellnerin"). Doch bald ist Eggers Bruch mit der Bühnentheatralik des Historienbildes spürbar. Im "Kreuz" oder der intimen "Christennacht", mit den Porträts des "Vaters" oder "Lorlis", seiner älteren Tochter, schlägt der Maler seinen eigenen Weg ein: neuartig, rhythmisch-monumental, stilisiert. Die Form entwickelt sich aus dem Gedanklichen, der Raum wird zur Fläche, wuchtige Gestalten - durchwegs der bäuerlichen Heimat entnommen - mutieren zu plastischen Silhouetten. (Kartons zu den "Namenlosen", "Die Blinden"); die Farben verblassen zu tonigem Braun.

Im "Toten Christus" von 1926 wird Albin Egger-Lienz' künstlerische Vollendung offenbar: Die Manifestation einer eigenwillig-expressionistischen Schöpferpersönlichkeit, die keinesfalls zum "Bauernmaler" abgestempelt werden darf.

Bis 15. Dezember

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