Knoll riskiert sehr viel

Werbung
Werbung
Werbung

Immerhin - den ersten und letzten Buchstaben der Person, die in den nächsten sechs Jahren das höchste Amt im Staat innehaben wird, wissen wir schon: K und l. Ja sogar, daß noch ein l im Namen vorkommen wird. Doch so offen, wie manche mit diesem Bonmot das Rennen um die Bundespräsidentschaft sehen wollen, ist es nicht. Nach heutigem Stand wäre - trotz zunehmender Sympathien für die als Christin überzeugende Neu-Kandidatin Gertraud Knoll - alles andere als ein klarer Erfolg Thomas Klestils eine Riesensensation.

Sollte es aber dazu kommen, sollte überhaupt ein zweiter Wahlgang nötig sein, dann müßte man die Ursachen dafür eher beim derzeitigen Bundespräsidenten suchen als bei den Damen und Herren, die gegen ihn kandidieren. Welches amtierende Staatsoberhaupt wird denn heute abgewählt, wenn es sich nicht empfindliche Blößen gegeben hat?

Auffallend ist freilich: Kein zur Wiederwahl antretender Präsident fand bisher so viele Gegenkandidaten vor wie Klestil. Doch der Schein trügt. Da kein wirkliches Schwergewicht gegen Klestil antritt, sprengen umso mehr Leichtgewichte - politisch, keineswegs menschlich gemeint - auf die Wahlstatt. Aussicht auf Medienpräsenz überwiegt dabei bei weitem die Aussicht auf einen Wahlsieg, aber wir wollen annehmen, daß nicht Geltungssucht, sondern neben Sendungsbewußtsein der ehrliche Wunsch nach politischer Veränderung die Klestil-Kontrahenten, insbesondere Gertraud Knoll, am meisten motiviert.

Denn natürlich gibt es triftige Gründe, Klestil kritisch zu bewerten - Stichworte: Kurdenmorde, Pension, Haltung zur Haider-FPÖ, Verweigerung einer TV-Diskussion, nicht zuletzt die Trennung von seiner Ehefrau. Aber es nehmen auch etliche der bisherigen Superintendentin Gertraud Knoll die plötzliche Trennung von der ihr anvertrauten Herde übel. Kann sie im Falle eines Mißerfolges nach ihrer Karenzierung problemlos in ihr Amt zurückkehren, so als sei nichts geschehen?

Gertraud Knoll war in Österreich die erste Frau in einem hohen Kirchenamt. Jetzt riskiert sie leider auch, daß es nicht so bald wieder einer Frau anvertraut wird.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung