Die reine Farbe, die reine Linie
Ernst Ludwig Kirchners Zeichnungen, Aquarelle, Pastelle und Tuschbilder aus dem Brücke-Museum in Berlin sind bis 13. November in der Neuen Galerie der Stadt Linz zu sehen.
Ernst Ludwig Kirchners Zeichnungen, Aquarelle, Pastelle und Tuschbilder aus dem Brücke-Museum in Berlin sind bis 13. November in der Neuen Galerie der Stadt Linz zu sehen.
Es ist üblich, alles, was sich zu Anfang des Jahrhunderts in Deutschland auf künstlerischem Gebiet tat, in den expressionistischen Topf zu werfen, obwohl die Intentionen dort nicht weniger vielfältig waren als in Frankreich. So handelt es sich bei der Gemeinschaft „Die Brücke“, zu der sich 1905 in Dresden Ernst Ludwig Kirchner und andere Künstler zusammenschlossen, im Prinzip um eine deutsche Parallele zu den „Fauves“, den alten Wilden, die im selben Jahr in Paris den Startschuß für die Revolution der Kunst abgaben. Auch den Leuten der „Brücke“ ging es nicht um Vermittlung von Botschaften, um den Ausdruck von Inhalten, sondern um die reine Farbe, die reine Linie, die reine Fläche.
Ernst Ludwig Kirchner, der 1880 in Aschaffenburg geboren wurde und 1938 in Davos aus dem Leben schied, wo er die letzten zwei Jahrzehnte verbracht hatte, war der Motor der Gruppe, die 1910 nach Berlin übersiedelte und schon 1913 zerfiel.
Vor diesem Meister der klassi-
sehen Moderne zeigt die Neue Galerie sämtliche Unikaten Arbeiten auf Papier — Zeichnungen, Aquarelle, Pastelle und Tuschbilder — aus dem Besitz des Brücke-Museums in Berlin.
Die Ausstellung, die innerhalb Österreichs in Linz ihre einzige
Station hat, umfaßt 78 Bilder von 1904 bis 1937. An repräsentativen Beispielen kann man so dem Schaffen Kirchners folgen, von den frühen Anfängen - ein Jahr vor dem „Urknall“ in Paris und Dresden — bis zu den späten Werken, die in Davos entstanden.