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Ein Felsblock im Wohnzimmer

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Das Wohnhaus des aus der Schweiz stammenden, 1934 nach Kalifornien ausgewanderten Architekten Albert Frey liegt 70 Meter oberhalb von Palm Springs. Es ist eines der radikalsten Beispiele für die Integration von Architektur in die Landschaft. Bezieh-gungsweise von Landschaft in die Architektur. Der Bau steht auf einer steilen, felsigen Anhöhe in einer Wüstenlandschaft auf einem schmalen Grundstück, hinten Felsblöcke, vorn ein weiter Blick über die Stadt, es ist rundum verglast, und durch die hintere Glaswand ragt dominant ein mächtiger Felsblock herein. Es ist wie ein Einbruch der wilden, unge-zähmten Natur in die Welt des Menschen. Der mittlerweile 92 Jahre alte, nach wie vor als Architekt tätige Albert Frey (das Haus entstand 1963/64) benutzte das selbst-

verständlich sorgfältig wasserdicht in die Glaswand eingepaßte Trumm als Baumteiler und als Auflage für das Wellblechdach. Eine Maßnahme, welche die Wucht des wie eingezwängt wirkenden Felsblocks noch zusätzlich betont.

Frey gilt neben Bichard Neutra, Rudolph Schindler und Kern Weber als einer der bedeutenden Modernisten des amerikanischen Westens und wurde in den letzten Jahren auch von der Architekturforschung entdeckt. Das Buch „Albert Frey' von Joseph Bosa fungiert, aktualisiert, als Katalog der neuen Frey-Ausstellung in Basel, Lausanne (9. Mai bis 8. Juni) und Zürich (27. Oktober bis 21. Dezember).

Frey kam mit den Vorstellungen und dem Formenvokabular der europäischen Moderne in die USA, wurde in Kalifornien aber von der Formensprache der dort damals noch allgegenwärtigen mediterranspanischen Landhausarchitektur stark beeinflußt. Dieser Einfluß blieb allerdings im Wesentlichen stilistisch, ästhetisch, beeinflußte kaum die grundsätzliche Haltung des Architekten und führte auch nicht zu einer ausgeprägt ökologischen Einstellung zum Bauen.

Zwei Grundtendenzen prägen seine Arbeiten: Einerseits ein starker Hang zum Futuristischen, zum Technisch-Phantastischen (den er im freundlichen kalifornischen Klima ausleben konnte), andererseits Eingehen auf die Wünsche seiner meist dem gutsituierten Mittelstand angehörenden Auftraggeber.

In diesen Grenzen war Frey aber kein Mitläufer, sondern ein einflußreicher, stilbildender Architekt. Andererseits ist seine Verehrung für Le Corbusier und der Einfluß des Weimarer Bauhauses mehr als einem seiner Häuser anzusehen. Vor allem aber glitt er, Futurismus hin, Anpassung her, niemals in billigen Firlefanz ab. Er blieb ein Architekt der kühlen, wohltuenden Klarheit.

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