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Engel — vom Kitsch befreit

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Engel, einst würdevolle Boten Gottes, heute zum Massenkitsch verkommen. Doch in der bildenden Kunst zeichnet sich eine Renaissance ab. Maler gestalten das Thema mit gleicher Ernsthaftigkeit wie in der Vergangenheit. Eine Ausstellung im Grazer Diözesanmuseum zeigt „Engel, Boten Gottes, geflügelte Helfer, Beschützer der Menschen”. Die Schau ist in zwölf Stationen geteilt, kurze Texte erläutern, Kunstwerke aus verschiedenen Epochen illustrieren.

Ein „Engelweg” am Anfang zeigt, wie notwendig es ist, dem Engel seine Würde zurückzugeben. Da tummeln sich die pausbäckigen Weihnachtsengeln, lächeln von Kaffeehä-ferln und gestickten Kissen, sogar die Werbung kommt nicht ohne sie aus, will doch ein Himmelsbote auf Erden bei den bekannten Fleischlaberln nach dem Rechten sehen.

Am Anfang des Christentums waren Engel unfaßbare Wesen, nur drei sind namentlich genannt: Gabriel, Raphael und Michael. Luzifer, einst Gottes Lieblingsengel, wurde von Michael gestürzt. Eine schwarz gefaßte Holzplastik von Josef Stammel drückt das Grauen über diesen Sündenfall aus. Ein Ölbild vom Kremser Schmidt zeigt Gabriel, der Maria die Botschaft verkündet: Eine Lilie in seiner* Hand ist Symbol für beider Beinheit.

Wer weiß schon, warum die Wiener Kirche auf dem Platz Am Hof „ Zu den neun Chören der Engel” heißt? Auch das erklärt die Ausstellung. Im sechsten Jahrhundert reihte der Mystiker Dyonisos Areopagita die himmlischen Boten in eine neunstufige Hierarchie mit den Seraphim an oberster, den einfachen Engeln an unterster Stelle. Schon der heilige Paulus unterschied Engel des Lichtes und gestürzte Engel, Anlaß für die Kunst, Engel weißgekleidet mit Silberflügeln darzustellen.

Das Barock war die Blütezeit der Engel. Neu waren die Adorationsengel zu beiden Seiten des Tabernakels, vergleichbar den Cherubim auf der Bundeslade. Es war auch die hohe Zeit der Schutzengel, ausgestattet mit der Macht, auch Heiligen zu helfen. Ein Holzrelief von Jakob Straub zeigt den Engel, der Petrus aus dem Kerker befreit. Und heute noch fühlt sich so manches Kind geborgen, wenn es beim Schlafengehen betet: „Heiliger Schutzengel mein, laß mich dir befohlen sein.”

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