7085797-1994_14_03.jpg
Digital In Arbeit

Kunst und Werte

Werbung
Werbung
Werbung

Die Ausstellung „Kunst und Diktatur" im Künstlerhaus veranschauhcht eindrucksvoll, wie die totahtären Systeme des italienischen Faschismus, besonders aber Hitlers Nationalsozialismus und der Stalinismus trotz aller Unterschiedlichkeiten erstaunlich ähnliche Produkte monumentaler Staatskunst und vorgetäuschter Harmonie in Malerei und Architektur gefördert und hervorgebracht haben.

Der österreichische Standestaat fällt eigentlich aus dem Rahmen der Ausstellung, obwohl er in sie aufgenommen wurde, denn weder war der Ständesstaat, was immer man sonst gegen ihn sagen mag, totalitär und mit einer offiziellen Staatskunst verknüpft, noch hat er die künstlerische Freiheit nennenswert unterdrückt. Immerhin hat er künstlerische GaUonsfigu-ren wie den weltberühmten Architekten Clemens Holzmeister, und auch die politische Gahonsfi-gur Engelbert Dollfuß sollte man, bei aller Kritik, als eines der ersten Opfer Hitlers nicht mit diesem und Stalin auf eine Stufe stellen, wie dies in der Ausstellung geschieht. Von dieser Entgleisung abgesehen vermittelt sie jedoch einen guten Überblick über die nivellierenden Folgen einer verordneten und reglementierten Kunst.

Heutzutage freilich geht die Freiheit der Kunst zu weit in die andere Richtung der völligen Mißachtung übergeordneter Werte, deren sie sich auch ver-)flichtet fühlen müßte. Wenn ein Cabarett wie „Habsburg Recycling" Kunst zum Vorwand nimmt, um religiöse Gefühle zu verletzen, dafür noch Beifall erhält und sich die Justiz über Strafrechtsbestände, die auch für Künstler gelten, hinwegsetzt, so liegt nicht nur eine Verletzung des guten Geschmackes, sondern auch ein Mißbrauch der Kunst vor. Wenn künstlerische Mittel nur eingesetzt werden, um obszöne oder blasphemische Inhalte, die ohne künstlerische Verbrämung eindeutige Vorstöße sind, zu transportieren, ist dies nicht mehr schütz-, sondern strafwürdig.

Weder Engherzigkeit noch ungehemmter Libertinismus werden dem Wesen der Kunst und dem Auftrag des Künstlers gerecht. Als Extreme verfehlen beide die wahre Mitte des Seins, auf die auch die Kunst hingeordnet bleiben muß.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung