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Der verfemte Nobelpreisträger

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Mit einigen Abstrichen ist „Mein Vater Knut Hamsun“ als wesentliche Ergänzung, ja Korrektur zum landläufigen Hamsun-Bild zu werten.

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Mit einigen Abstrichen ist „Mein Vater Knut Hamsun“ als wesentliche Ergänzung, ja Korrektur zum landläufigen Hamsun-Bild zu werten.

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Es ist angesichts der längst wieder anwachsenden Popularität des Hamsunschen Werkes, besonders unter der Jugend, doch erstaunlich, daß Tore Hamsuns Biographie „Mein Vater Knut Hamsun“ erst jetzt in deutscher Übersetzung vorliegt. Denn die erste Auflage geht auf das Todesjahr des Dichters, 1952, zurück, wobei Tore, der selbst ein bekannter Schriftsteller ist, diesen reich bebilderten Band natürlich auch neu bearbeitet hat.

Selbstverständlich drängt sich ein Vergleich mit Robert Fergusons Lebensbild auf, das vor drei Jahren veröffentlicht wurde. Die akribische Arbeit des Briten ist dem Buch Tore Hamsuns in Sachen Objektivität und kritischer literarischer Würdigung einigermaßen überlegen. Insbesondere Hamsuns Engagement für die Achsenmächte beziehungsweise für Deutschland, hat Ferguson viel breiter behandelt. Allerdings hat da Hamsuns Sohn, welcher selbst Mitglied der Quisling-Partei war, wohl auch mehr zu verschweigen.

Besonders anziehend an dieser Wiederveröffentlichung ist jedoch

der höchst lebendige, oft fast lakonische „Hamsun-Stil“, mit dem das Leben des großen Psychologen und literarischen Avantgardisten nachgezeichnet wird. Sicherlich hält Tore Hamsun dabei nicht immer die nötige Distanz zu seinem Vater, aber gerade das eminent Romanhafte wirkt auf den Leser höchst anziehend, wenngleich man dadurch die Quellenangaben zu den zahlreichen Textzitaten zu vermissen hat.

Überaus spannend und plastisch geschrieben, wird dieses Buch nicht nur die Verehrer des Dichters ansprechen können. Als beinahe Neunzigjähriger meinte Knut Hamsun in seinem berühmten Schlußplädoyer: „Ich habe die Zeit für mich, ich kann warten, lebend oder tot, das ist gleichgültig.“ Nun, die Gegenwart mit ihrer unübersehbaren Sehnsucht nach geistiger wie ökologischer Regeneration scheint dem aristokratischen Technikskeptiker und Menschenkenner par excellence recht geben zu wollen.

BMEIN VATER KNUT HAMSUN

Von Tore Hamsun. Aus dem Norwegischen von Ingrid Sack.

Verlag Langen Müller,

München 199).

408 Seiten, öS 5)1,-.

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