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Gentleman und Christ

19451960198020002020

J. H. Kardinal Newman. Geschichte seiner religiösen Ueberzeugungen „Apologia pro vita sua." Uebersetzt von Dr. M. Brigitta Hilberling OP. Verlag Herder, Freiburg.

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J. H. Kardinal Newman. Geschichte seiner religiösen Ueberzeugungen „Apologia pro vita sua." Uebersetzt von Dr. M. Brigitta Hilberling OP. Verlag Herder, Freiburg.

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Mit diesem großartigen, in seiner geistigen Höhe, seiner Vornehmheit und seiner Offenheit gleicherweise zu bewundernden Verk hat der spatere Kardinal Newman vor jetzt 90 Jahren seinen allmählich, in voller geradezu theologischer Bewußtheit gereiften Entschluß, zu der römischen Kirche heimzukehren, deren Papst ihm fiüher als der Antichrist gegolten hatte, gerechtfertigt. Das Buch zählt in England schon längst, auch ob seines edlen, geistvollen und doch keineswegs selbstgefälligen Stils zu den klassischen Prosawerken. Es ist in Everymans Library 1912 aufgenommen und dort 1942 wieder gedruckt worden. Wir freuen uns, daß es nun auch in dieser neuen deutschen Uebersetzung (einer guten, schlichten Uebersetzung. über deren gelegentliche kleine Bedenklichkeiten zu reden nicht der Mühe wert ist) wieder erscheint. (Rudolf Kassner hat 1.920 den letzten Teil in eigener Uebertragung veröffentlicht. Die für die letzten Jahrzehnte grundlegende deutsche Ausgabe war die von Laros-Becker.) Die vorliegende Uebersetzung hält sich an die zweite, endgültige Auflage. Darin hat Newman selbst auf einen beträchtlichen Teil seiner ersten, tagesbedingten Verteidigung gegen unmittelbare Angriffe und Verdächtigungen verzichtet. In einer Einleitung berichtet die Uebersetzerin kurz über das eigenartige Verhältnis der Church of England zu Rom und zur Reformation, über die Oxford- Bewegung der „Zeitgemäßen Traktate", an der Newman entscheidenden Anteil hatte, und schließlich über Familienverhältnisse, Leben und Persönlichkeit des Menschen Newman.

Nach all den aufgewühlten und aufwühlenden biographischen oder romanhaften Bekehrungsgeschichten „existentieller" Prägung empfindet wohl mancher, vielleicht auch mancher jüngere Leser die klare, zurückhaltende, sachlich-objektive und dennoch persönlich-echte, gentlemanartige Darstellung des gebildeten, ernsten und dennoch lebendigen Geistes wie klassisch-reine, erfrischende Luft. — Newmans geistige Bedeutung für die Gegenwart — wir wissen, was er der Generation zwischen den Kriegen, was er Theodor Haecker bedeutet hat — ist in dem mächtigen Band „Humanitas" von Przywara, 1952, neuerdings herausgestellt worden: der Abschnitt „Pascal. Kierkegaard, Newman — Fronde des Glaubens" (!) schließt mit dem Kapitel „Auferstehung Newmans in der Gegenwart". (Es wäre interessant, damit die Einleitung R. Kassners zü seiner Uebersetzung zu vergleichen.)

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