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Neu ist der Griff zum Revolver - aber sonst?

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Angenommen, Gerhard Praschak hätte nicht zum Revolver gegriffen, sondern zähneknirschend mitgespielt, sich in die - wie er es empfand - Demütigung gefügt. Wer von den Vertretern der reinen Lehre, die jetzt ihre Empörung hinausschreien, hätte seine Stimme, hätte Anklage gegen das System des Postenschachers erhoben?

Die meisten derer, die jetzt nach dem tragischen Tod Praschaks einen dringenden Handlungsbedarf sehen, hätten auch schon Tage vor dem Selbstmord Systemkritik üben können.

Denn der Schacher (für Ex-Minister Rudolf Schölten ist in der Kontrollbank ein Vorstandsplatz frei zu machen oder zusätzlich zu schaffen) war jedem interessierten Zeitungsleser seit Tagen bekannt. Und Vorgänge wie die von Gerhard Praschak in seinem Abschiedsbrief geschilderten sind seit Jahrzehnten

üblich und zumindest Spitzenpolitiker sind damit vertraut. Nur erschossen hat sich halt bisher niemand.

Dazu nur ein prominentes historisches Beispiel für viele:

Um seinen in Ungnade gefallenen Finanzminister Hannes Androsch loszuwerden, ließ Bruno Kreisky 1981 den Chefsessel der Creditanstalt, damals die Nummer 1 im Geldgeschäft, frei machen.

Unglücklicherweise hatte man dort einige Jahr zuvor schon Androsch-Sekretär Franz Vranitzky als Vize installiert. Das schien selbst dem allein regierenden Kreisky zuviel rot für die traditionell „schwarze" CA. Also mußte für Vranitzky der Chefsessel in der zweiten großen verstaatlichten Bank, der Länderbank, frei gemacht werden. (Beide Herren haben übrigens als Generaldirektoren ihre Sache gut gemacht.)

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