Gerade heute können wir in den Verhererstaa-ten des Zweiten Weltkriegs feststellen, wieviel Gück wir hatten trotz all der furchtbaren Ereignisse.
Die sogenannten Sieger im beendeten Kalten Krieg sind zwar ungleich reicher als die Sieger im damaligen blutigen Zweiten Weltkrieg, aber sie befinden sich selbst m einer äußerst miserablen moralischen, kulturellen und pohtischen Situation.
Damals nach 1945 schrieben die Amerikaner sogar unsere Theaterstücke, wie etwa Thornton Wilder „Wn sind noch euunal davongekommen". Der Westen war damals zur Stelle mit einem aus der Tiefe des Entsetzens aufgestiegenen christlichen humanistischen, auch agno-stischen „Existentiahsmus".
Von Gabriel Marcel bis Albert Camus kamen sehr lesbare Essays, Artikel, Bücher zu uns, die einer völhg desorientierten Jugend, aber auch jenen, die der fi-agwürdigen Utopie des Nationalsozialismus hineingefallen waren, neue geistige imd reale Lebensmöghchkeiten zeigten.
Jean Paul Sartre fragte „Ist der Existentialismus ein Humanismus?", und er bejahte diese Frage in emem weitverbreiteten Taschenbuch. Georges Ber-nanos meditierte über die „Friedhöfe unter dem Mond" und machte den christhchen Urgrund unserer Kultur sichtbar. Francois Mauriac, Julien Green und mehr noch T. S. Ehot deuteten eine von schweren Problemen belastete Welt. Eugene O’NeiUs „Ein Mond für die Beladenen" kam gerade zurecht.
Wenn ich heute die rührende Ratlosigkeit vieler meiner Freunde in Osteuropa sehe, die nach kultureller Substanz im Westen suchen, dann befällt mich Trauer: Sie sind enttäuscht vom artifiziellen Zynismus der Postmodeme, die ihnen von ebenso ratlosen, aber ungemein wohllebenden intellektuellen Hedonisten angepriesen wird.
Die leichtfertigen Spiele der Langeweile wirken wie eine Verhöhnung der aufgewühlten Seelen der Opfer des Kalten Krieges. Was ihnen am meisten fehlt, ist die moralische Präsenz des Westens mit seiner wahren kulturellen Kraft.
