Eine kleine Journalistenschar war in die Meierei gekommen, also in das Hochqualität versprechende und eher oberpreisige Lokal im Wiener Stadtpark. Die Lokalität war Programm. Denn Chefredakteur, Geschäftsführer und die beiden Redaktionsleiter des neuen Produkts waren gekommen, um neue Hochqualität in Österreichs Medienlandschaft zu preisen: Seit 15. März ist, darf man der kolportierten Werbung glauben, der Sonntag gerettet.
Denn seit diesem Datum gibt es die Presse auch am Sonntag: ein kühnes Unterfangen, ist sich die Branche ausnahmsweise einmal einig, denn in wirtschaftlicher Krisenzeit, welche auch dem Printmarkt zu schaffen macht, hätten wenige vermutet, dass eine im Qualitätssegment angesiedelte Tageszeitung zu expandieren trachtet.
Anderswo wird den Printmedien längst der Tod vorausgesagt, schon von daher gebührt jeder Strategie, die wider solche Prognose löckt, Achtung. "Meine Mutter, passionierte Standard-Abonnentin, greift jetzt sonntags zur Presse", so einer der in der Meierei versammelten Journalisten.
Ob nun das um die Presse am Sonntag erweiterte Match der zwei Wiener Qualitäts-Tageszeitungen der wirkliche Kampf ist, wird sich weisen. In einem Aspekt könnte es aber sehr wohl Verschiebungen geben. Denn bei den beiden Messungen von Printmedien gibt es im Wettstreit Standard vs. Presse gegensätzliche Ergebnisse. Hat nämlich bei der Auflagenkontrolle, die mit wirklichen Verkaufszahlen operiert, die Presse die Nase vorn, so ist es bei der Media-Analyse, welche eine Marktforschung darstellt, der Standard.
Der Hausverstand sagt, dass diese antagonistischen Ergebnisse unerklärlich sind. Aber vielleicht kann ja die Presse mit der Presse am Sonntag das Manko in der Media-Analyse aufholen. Ob dadurch allerdings auch der Krise des Printjournalismus und der damit einhergehenden starken Gefährdung des Qualitätsjournalismus Einhalt geboten werden kann, steht auf einem ganz anderen Blatt.
