Melancholische Ikonen

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Die große Fotografin Inge Morath in der Kunsthalle Wien.

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Die große Fotografin Inge Morath in der Kunsthalle Wien.

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Bezeichne dich als Photojournalist, aber mach einfach weiter das, was du sowieso tun willst", sagte sich so mancher Fotograf in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg. Auch die gebürtige Grazerin Inge Morath machte sich dieses Motto und eine gebrauchte Leica zu eigen und brach damit in eine bis dato von Männern beherrschte Domäne ein. Einen Rückblick auf das umfangreiche Schaffen der mittlerweile zu Berühmtheit gelangten Fotografin ist derzeit in der Kunsthalle Wien im Museumsquartier zu bewundern.

Daß Morath nicht in Verdacht kommen wollte, dem Surrealismus nahezustehen, verwundert angesichts ihrer dokumentarisch-poetischen Studien von Menschen, Orten, fremden Kulturen und Landschaften. Surrealistisch angehaucht ist höchstens die Serie "Saul Steinbergs Masken", bei der der legendäre New Yorker Zeichner Porträts von Freunden und Bekannten mit bemalten Papiertüten über den Köpfen inszeniert hat. Moraths Fotos aus dem Iran (1956), aus Spanien (1954 bis 1962) und dem glamourösen New York der fünfziger Jahre hingegen sind aus heutiger Sicht vor allem berührende Zeitdokumente vergangener Kulturen.

Zu Ikonen der Populärkultur wurden jene Aufnahmen, die Morath während der Dreharbeiten zu dem Film "The Misfits - Nicht gesellschaftsfähig" mit Marilyn Monroe, Clark Gable und Montgomery Clift machte. (Das Drehbuch stammt übrigens von Arthur Miller, mit dem Morath heute verheiratet ist.) Die Bilder von Gable und vor allem der Monroe - für beide sollte es der letzte Film werden - sind von einer Hollywood-untypischen Melancholie und Hintergründigkeit, die bei diesen Schauspielern jene menschliche (Schatten-)Seiten ans Licht bringen, die sie zu Giganten der modernen Mythologie gemacht haben.

Bis 10. Oktober

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