Werbung
Werbung
Werbung

Zum Tod der weltweit anerkannten Fotografin Inge Morath, einer gebürtigen Grazerin.

Kataloge, Bildbände, Filme sprechen von ihrer Sprache, von ihrem Sehtalent. Die Fotografin Inge Morath hat in ihren Arbeiten eine Welt von Freude, Trauer, Hass, Liebe und Phlegma festgehalten. Sie starb 78-jährig am 30. Jänner in New York.

Ich lernte die schlanke, attraktive Frau 1948 in Wien in einer Künstlerclique mit den Molden-Brüdern, mit Hutter, Fuchs, Kayserling kennen. Ingeborg Bachmann war ihre Freundin. Sie ergatterte einen Job bei der Illustrierten "heute" und bezog ein kleines Büro hinter der damals zerbombten Staatsoper. Robert Capa, Kopf der internationalen Bildagentur Magnum, brachte sie nach Paris. Als Journalistin, nicht als Fotografin! Venedig war ihr erster Auftrag. "Und die Fotos?" "Mach's doch selber" sagte Capa.

Und sie machte es. Schwarz auf Weiß beweist sie ihr Talent zum Sehen - und ihre Geduld. Sie kann warten, bis sich die richtigen Leute am richtigen Ort richtig gruppiert vor dem richtigen Objekt herumtreiben.

Am Foto der Londoner Gesellschaftsdame Evelyn Nash nimmt sie 14 geduldige sessions in deren Auto in Kauf. Wieso so lange? Ja, im Hintergrund mussten die richtigen Leute in der richtigen Pose - alles zufällig - zusammenpassen. Dieses Foto, weltweit x-mal veröffentlicht, macht sie mit einem Schlag bekannt.

Sie reist durch die ganze Welt, Bücher mit ihren Arbeiten werden produziert. Sie übersiedelt zu Magnum nach New York. Bei den Fotos zum Film "Misfits" mit Clark Gable und Marilyn Monroe lernt sie deren damaligen Mann, Arthur Miller, kennen. 1962 Hochzeit (die Monroe beging 1960 Selbstmord). Eine Tochter wird geboren, gemeinsame Reisen folgen. Sie fotografiert, er schreibt.

Bis zuletzt war Inge Morath temperamentvoller denn je. Und lebenslustig; "Ich hab' a Glück, er hat a Glück" - ich konnte das erleben, als ich die beiden in Wien wieder sah.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung