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Beim 30. Bachmann-Wettbewerb werden heuer 18 Autorinnen und Autoren lesen, zwei davon kommen aus Österreich - Hanno Millesi und Bodo Hell -, das macht eine Quote von elf Prozent. Im Vergleich zu Deutschland (15 Teilnehmer) ist das, gemessen an der Einwohnerzahl, gar nicht so schlecht, die Schweiz kommt nur auf 5,5 Prozent (ein Teilnehmer). Früher freilich war der Österreicheranteil beim Klagenfurter Bewerb wesentlich höher. Das mag daran liegen, dass es mehr rot-weiß-rote Juroren gab, anfangs sechs von dreizehn, heute sind es zwei von neun. Auch werden die Kandidaten nun nicht mehr wie früher jeweils streng "national" nominiert. Vielleicht aber hat viele Schreibende hierzulande einfach der Mut verlassen: Unter jenen, die sich schon einen gewissen Namen gemacht haben, scheint kaum jemand bereit, selbigen im öffentlichen Schaukampf aufs Spiel zu setzen. So ist das Lesen um den Bachmann-Preis (den seinerzeit mit Gert Hofmann oder Hermann Burger durchaus gestandene Autoren gewannen) immer mehr in den Geruch eines Nachwuchswettbewerbs geraten. Die Teilnahme des "Routiniers" Bodo Hell hat denn auch viele überrascht. Wer in Klagenfurt liest, hat aber mehr zu gewinnen als zu verlieren. Nicht nur finanziell. Der Preis (einst 100.000 Schilling) wird heuer exakt an Bachmanns 80. Geburtstag verliehen und beträgt erstmals 25.000 Euro (344.000 Schilling) - sicher keine Talentförderungsprämie.

Wer die literarische Nachwuchspflege in der Schule in guten Händen wähnt, den könnten die ständestaatlich anmutenden Richtlinien der niederösterreichischen Landesschulinspektorin verunsichern: Themen für die schriftliche Deutschmatura dürfen demnach "nicht ausschließlich negativ besetzte Inhalte" haben. Kafka, sagen die Lehrer, geht nicht mehr durch. Und Bachmann sicher auch nicht.

Die Autorin ist Germanistin und Literaturkritikerin.

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