Nach dem Putzen ein Happy End

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Am Anfang eine zugemüllte Wüstenei. Papageno kriecht aus einem Flugzeugwrack, die Königin der Nacht aus einem Erdloch. Der orientalische Prinz landet wie ein Fallschirmjäger. Die drei Damen erscheinen als drei Lebensalter: Kind, Schwangere, Alte. Aufklärung findet nicht statt. Emanuel Schikaneder hätte seine "Zauberflöte“ in der Inszenierung der Französin Mariame Clément für die Grazer Oper nicht wiedererkannt. Trotz der Heutigkeit mit klobigen Doc Martens-Tretern für die zarte Pamina, Glock-Pistolen und sexueller Deutlichkeiten wird sich in dieser Produktion das Märchen der Zauberflöte erfüllen.

Denn da ist der nach Graz zurückgekehrte neue Opernchef Dirk Kaftan mit seinem avancierten Mozart-Bild. Orchester extrem hochgefahren, leicht, luftig, federnd, pathosfrei, ungemein flott in Prüfungs- und Liebesangst dahinhechelnd. Wilfried Zelinka, mehrfach Sarastro-erprobt, fehlt es an orgelnder Tiefe, sein Mittellagenparlando ist trotzdem zwingend. Yosep Kang singt mit Schmelz und Metall einen hörenswerten Tamino. Andrè Schuen darf nicht alle Schikaneder-Lazzi wiederholen, verlockt aber mit virilem Bariton seine zauberhaft bebrillte Papagena (Tatyana Miyus) zu erotischer Aktion. Absolut famos: als Glamour-Königin perfekt Hila Fahima und die dunkel timbrierte Edelsopranistin Nazanin Ezazi als Pamina. Warum der Chor zeitweise als Müllmänner und Putzfrauen daherkommt, ist unerfindlich.

(Hansjörg Spies)

Die Zauberflöte - Oper Graz

24., 30. November, 12., 18., 28. Dezember, 6., 10., 19., 31. Jänner

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