Nicht nur Kanonen

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Zeitgeschichte griffig: "Republik und Diktatur" im Arsenal.

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Zeitgeschichte griffig: "Republik und Diktatur" im Arsenal.

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Wie macht man Zeitgeschichte griffig? Wie bereitet man sie fürs Museum auf, so, daß auch die Kinder und Enkel fassen können, was Väter und Großväter miterlebten, miterleben mußten? Nicht nur anhand der Kanone, die 1934 den Karl-Marx-Hof beschoß, mit dem Fieseler Storch der Deutschen Wehrmacht, dem Jeep der alliierten Militärstreife von 1946 - sie zählen quasi zum Pflichtrepertoire des Heeresgeschichtlichen Museums.

Die Kennzeichentafel vom Auto Kaiser Karls mit dem Adler der Monarchie, die Inflations-Banknoten Deutsch-Österreichs, die Monturen des Schutzbündlers wie seines Gegners von der Heimwehr, die Überreste von Stahlhelmen und Waffen aus den Ruinen von Stalingrad, die Steine von Mauthausen, das Funkgerät des Widerständlers - aus ihnen setzt sich mosaikmäßig das Bild der für unser Jahrhundert so entscheidenden Jahre zwischen 1918 und 1945 für die Nachkommen zusammen.

Längst ist aus dem einstigen Heeres- ein Heeresgeschichtliches und aus diesem ein allgemein historisches Museum geworden, das nach dem Willen seines Direktors Manfried Rauchensteiner zum Nationalmuseum werden und besonders der Zeitgeschichte zugewandt sein soll (Furche 39/1998). Gar nicht so einfach, dafür die nötigen Bestände zu sichern, wo doch Gebrauchsgegenstände auch der Akteure der Geschichte nach Gebrauch meist im Müll landen.

Für die neue Schau "Republik und Diktatur, Österreich von 1918 bis 1945" konnte Rauchensteiner die Sammlung von Porträts der Bundespräsidenten und Bundeskanzler der Ersten Republik aus der Vergessenheit holen, die seit Karl Renners Zeiten in feuchten Depots lagerten. Werke zeitgenössischer Künstler müssen auch sonst ergänzen, wo Gebrauchsgegenstände fehlen, erzählen von den Barrikaden von 1934 oder den Lazaretten der Ostfront. Und so weist abschließend das Triptychon Robert Hammerstiels "Abend - Nacht - Morgen" aus den Vernichtungslagern Titos in die Zukunft der Vertriebenen in der neuen Heimat.

Dieser Zukunft, den vergangenen 50 Jahren, will sich Rauchensteiner zuwenden, sobald die Versprechungen für einen Zubau des Museums Wirklichkeit geworden sind.

Bis 22. November

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