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Kurt Schwitters im Bank Austria Kunstforum in Wien.

Spielerisch, witzig und ausgesprochen erfinderisch ist die Kunst von Kurt Schwitters. So auch die legendären Zeilen aus seinem Gedicht "Anna Blume": "Rot liebe ich Anna Blume, rot liebe ich Dir. Du Deiner, Dich Dir, ich Dir, Du mir, wir?" Als Dichter und Künstler wie etwa Gerhard Rühm im avantgardefeindlichen Wien der Nachkriegszeit auf Schwitters Lautpoesie "Ursonate", seine Aktionen und die zusammengestückelten Assemblagen stießen, waren sie außer sich. Hier fand man einen Vorreiter der Grenzüberschreitungskunst, denn es gibt fast nichts, was es von Kurt Schwitters nicht gibt. Als der 1887 in Hannover geborene Künstler 1948 im englischen Exil starb, hinterließ er Gemälde, Collagen, Skulpturen, Architektur, Dichtungen und Theaterarbeiten. Zuvor war er als "entarteter Künstler" jahrelang auf der Flucht vor den Nationalsozialisten, denen er auf seiner ersten Station in Norwegen gerade noch vor der Besetzung des Landes entkam.

Ein breiteres Publikum hat allerdings erst jetzt in der ersten umfassenden Schwitters-Schau Österreichs die Möglichkeit, die Originale kennen zu lernen. 150 "Merz"-Werke aus ganz unterschiedlichen Schaffensphasen werden im Kunstforum in einer thematischen und nicht chronologischen Hängung präsentiert. Mit dem Begriff "Merz" versah Schwitters alle seine Arbeiten. Merz leitete sich von der Commerzbank ab und sollte den Vernetzungscharakter seiner Kunst zum Ausdruck bringen.

Die Ausstellung hat schöne Stücke zu bieten. Frühe expressionistische Werke, typische Merz-Collagen und überraschende, realistische Bilder aus der Exil-Zeit. Allen voran beeindruckt das Raumerlebnis im nachgebauten Merzbau. Weniger überzeugend ist die Abteilung, in der Werke von österreichischen Künstlern gezeigt werden, die von Schwitters beeinflusst sein sollen. Hier wirkt die Auswahl willkürlich. Etwas störend erscheint auch die brave, regelmäßige Verteilung der Bilder auf den Wänden. Das passt so gar nicht zu Schwitters. Genauso wenig wie das etablierte Ambiente. Aber das ist ja das Schicksal jeder Avantgarde. Im historischen Rückblick und der musealen Aufwertung werden ihr die Kanten und die Ungeschliffenheit genommen.

Bis 16. Juni

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